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Virtuelle Macht und reale Gegenmächte

Maintainer: Hans-Gert Gräbe, Version 1, 27.09.2004
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

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In der programmatischen Debatte um eine Neufundierung linker Politik, welche in der Lage ist, in die heute ablaufenden komplizierten Umbruchprozessen gesellschaftsmächtig einzugreifen, wird immer wieder die Frage gestellt, ob die Marxschen Vorstellungen über den dabei erforderlichen gesellschaftlichen Transformationsprozess ähnlich stringent sind wie seine Analyse der ökonomischen Mechanismen der kapitalistisch organisierten Gesellschaft oder ob an den bisherigen diesbezüglichen marxistischen Vorstellungen grundlegende Korrekturen vorgenommen und damit "alte Marxsche Fragen erneut gestellt" [15] werden müssen. Schöler [11] rückt dabei "die Frage ins Zentrum, ob es gesellschaftlich getroffene Entscheidungen sind, auf Grund derer die einzelnen ökonomischen Akteure nach den jeweils praktisch besten Lösungen suchen, oder ob es der anonyme Profitmechanismus ist, der als Antriebsmoment über Sinn und Zweck ökonomischer Prozesse allein entscheidet." Viele Fragen nach diesem Verhältnis zwischen anonymer Macht und gesellschaftlich gestaltbaren Rahmenbedingungen bündeln sich heute im Begriff der "Globalisierung", mit dem wichtige Aspekte der gegenwärtig ablaufenden gesellschaftlichen Umbruchprozesse erfasst werden sollen.

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Marx stellte im Zusammenhang mit seinen Untersuchungen gesellschaftlicher Umbruchprozesse fest, dass dabei stets die alten gesellschaftlichen Formen mit den neuen Inhalten über eine längere Zeit schwanger gehen, dass "eine Gesellschaft auch immer die potenziellen Möglichkeiten ihrer Überwindung in sich trägt" ([5]), dass sich diese Inhalte auch in neuen Formen als Keime bereits lange vorher dem aufmerksamen Beobachter bemerkbar machen, ehe sie sich mit großer Macht Bahn brechen und die gesamte bisherige gesellschaftliche Ordnung entsprechend den neuen Anforderungen umgestalten. Ich möchte zunächst mit diesem methodischen Ansatz einen Blick auf die heutigen Verhältnisse werfen.

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Die heutigen Umbruchprozesse sind zunächst geprägt durch eine tiefgreifende technologische Revolution, die durch eine Reihe von Basisinnovationen, besonders im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien, ausgelöst wurde. Solche technologischen Umbrüche, die in den letzten Jahrhunderten im Abstand von etwa 50 Jahren stattfanden und jeweils den Beginn eines neuen Kondratjew-Zyklus markierten, waren regelmäßig von einer Umstellung der Prinzipien der Produktionsorganisation auf neue, der veränderten technologischen Basis angemessene Formen begleitet. So analysierte Marx in seinen Werken zur Ökonomie detailliert die neuen Formen der zu seiner Zeit aufstrebenden "industriellen Produktionsweise", die mit der Ablösung der Manufaktur durch die Fabrik zu jener Zeit gesellschaftliche Strukturen weit über die ökonomische Sphäre hinaus umkrempelte.

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Ähnlich tiefgreifend waren die Wirkungen der Modernisierungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, mit denen sich die Strukturen des fordistischen Fließbandsystems durchsetzten (in West wie Ost, wie Kurz in [7] deutlich herausarbeitet). Mit der Degradierung der Mehrzahl der Produzenten zu "Rädchen der Maschine" oder zum "dressierten Gorilla am Fließband" wurde es möglich, die "Macht der Agentien" ([9, S. 512]) in einem bisher ungeahnten Ausmaß in Bewegung zu setzen und prestigeträchtige Großprojekte des Umbaus der Natur in Angriff zu nehmen (riesige Staudämme; industrielle Großprojekte, die ganze Regionen veränderten; Neulanderschließung durch Be- oder Entwässerung etc.). Der kapitalistischen Verwertungslogik eröffneten sich damit vollkommen neue Horizonte, ohne dass Problembewusstsein und Umsicht, die für derartig tiefe Eingriffe in Naturzusammenhänge eigentlich unverzichtbar sind, in gleichem Maße mitwuchsen.

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Dieses mit fortschreitender Entwicklung des Kapitalismus zunehmende Auseinanderfallen von Handlungsmächtigkeit und Reflexionsmächtigkeit ist allerdings nicht so sehr ein Auseianderfallen von Wirk- und Denkmächtigkeit (denn ökologische, soiziale und kulturelle Probleme werden durchaus in ihrer globalen Dimension erfasst), sondern viel mehr von Wirk- und Entscheidungsmächtigkeit. Dieses Phänomen, welches Marx als Entfremdung bezeichnet, hat sich heute, im "demokratischen Zeitalter" (Spehr [13]), so weit verselbstständigt, dass grundlegende gesellschaftliche Weichenstellungen scheinbar naturrechtlichen Charakter haben und nur noch "der Umsetzung in nationales Recht" bedürfen, so dass Spehrs Alien-Metapher der Realität immer besser angemessen ist. Das allein der "blinden tautologischen Selbstbewegung des Geldes" (Kurz [7]) anzulasten greift allerdings zu kurz. Schließlich ist diese Funktion des Geldes selbst eine, vielleicht intermediäre, aber doch kulturelle Errungenschaft der Menschheit und eine erste Antwort auf das Korngrößendilemma, welches ich in [3] thematisiert habe.

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Dieses Auseinanderfallen von Wirk- und Entscheidungsmächtigkeit kommt in der modernen Industriegesellschaft wie ein mächtiger Golem daher, dessen erstes Ziel nicht das Wohl seiner Schöpfer, sondern die Exekution der anonymen Verwertungslogik des Kapitals ist und dessen Tätigkeit sich zunehmend gegen seine Schöpfer selbst richtet [1]. Der Versuch, Problembewusstsein und Verantwortung in personalisierten Formen zu "privatisieren", die diesen ökonomischen Organisationsprinzipien entsprechen, findet im Bild technokratisch motivierter Führungseliten einerseits und einer mit "Sachzwängen" bemäntelten organisierten Verantwortungslosigkeit andererseits ihren Ausdruck (ebenfalls in West wie Ost) und -- ohne diese in ihrer schrecklichen Konsequenz auf eine Stufe stellen zu wollen -- in den Führersystemen in Deutschland und Rußland ihre je logische Vollendung [2].

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Jedoch vermochten die dunklen Seiten des Wirkens dieser Industriemaschine bis weit in die 1960er Jahre hinein die Euphorie der "grandiosen Siege der Menschheit über die Natur" noch wenig zu trüben, auch wenn die Verluste aus deren unbewältigter sozialer Dimension bereits in die Katastrophen des Holocaust, zweier Weltkriege sowie des Atombombenabwurfs in Hiroshima und Nagasaki geführt hatte.

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Aktuell wird diese Umstellung vor allem durch den Übergang von starren und hierarchischen Organisationsformen, wie sie für die bisher dominante fordistische Massenproduktion charakteristisch waren, zu neuen flexibleren Organisationsformen geprägt. Diesen Umschwung in der Produktionsorganisation (die mit Kurz [7] Produktionsverhältnisse wohl viel nachhaltiger prägt als bisher angenommen) genauer zu studieren wäre bereits ein Thema für sich.

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Jedoch ist, im historischen Vergleich mit ähnlichen technologischen Umbrüchen, eine solche Perspektive nicht geeignet, einen charakteristischen Wesenszug der heutigen Entwicklungen zu erfassen: Die zunehmende Perversion, die wichtigen politischen Entscheidungen inne zu wohnen scheint, in deren Folge die Menschheit sehenden Auges auf einen Abgrund zuschreitet, ohne dass Kräfte in der Lage oder auch nur in Sicht wären, dies wirksam zu verhindern. Im Gegenteil: Obwohl solche Entscheidungen dem gesunden Menschenverstand des Einzelnen oft zuwiderlaufen, sind breite Kreise der Bevölkerung, in eine ähnlich perverse Logik eingebunden, aus den verschiedensten Motiven heraus trotzdem bereit, diese mitzutragen. Dieser logische Riss verläuft dabei nicht nur zwischen verschiedenen Personengruppen, sondern oft auch durch jeden Einzelnen hindurch, der weiß, dass es längst Zeit ist umzusteuern, sich den äußeren Zwängen aber (oft willig) beugt, die dies gerade verhindern. Diese Form von Schizophrenie und Perversion ist nicht neu und ursächlich in der kapitalistischen Profitlogik begründet, scheint im Zuge der sich abzeichnenden Umbrüche aber noch einmal eine neue Dimension zu erreichen. Begleitet wird dies, als ob die "Aliens" uns vollends misstrauen, von einer Verlagerung der Prozesse strategisch-politischer Weichenstellung in noch tiefere Regionen einer menschheitsfernen virtuellen Welt, die in der "Monetarisierung des Politischen" ihren Ausdruck findet, wie Krysmanski [6] detailliert beschrieben hat.

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Dies ist möglicherweise ein Indiz dafür, dass zur Bewältigung der heute anstehenden Umbrüche mehr als nur eine neue Weise der Produktionsorganisation im Rahmen der kapitalistischen Gesellschaftsformation zu installieren ist. Schlüssige Antworten müssen und werden wohl tiefer in gesellschaftliche Strukturen eingreifen, um viele der heute wirkenden Kausalitäten und Zusammenhänge "vom Kopf auf die Füße" zu stellen. Ob man dies als neues Sozialismuskonzept bezeichnen kann oder sollte, sei dahingestellt, denn bisherige Sozialismuskonzepte, besonders die in der Realität erprobten, haben diese Dimension der Prozesse nie ins Auge gefasst. Andererseits befinden wir uns mit einem solchen Ansatz in guter Übereinstimmung mit verschiedenen philosophischen Schulen (Poppers "offener Gesellschaft", Engels' "Reich der Freiheit", Gramscis "Zivilgesellschaft", Tofflers "Dritter Welle", dem Noosphärenansatz von Wernadski und de Jardin etc.), welche aus unterschiedlichen Perspektiven einen ähnlich tiefgreifenden Bruch der Vergesellschaftungsformen voraussagen.

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Es wäre vermessen, an dieser Stelle zu versuchen, die ganze Dimension der angedeuteten Prozesse aufzureißen. Dazu reicht weder der Platz noch die Kompetenz des Autors. Anliegen dieses Aufsatzes soll es einzig sein, auf einige ökonomische Hintergründe hinzuweisen, die in einer solchen umfassenden Antwort aufgegriffen werden müssten.

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Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist dabei der Arbeitsbegriff. Marx betrachtet bekanntlich Arbeit in einem weiteren und einem engeren Sinne, siehe etwa [8, S. 192 ff]. Im weiteren Sinne versteht er darunter die "Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur" (die Natur der menschlichen Vergesellschaftungsformen eingeschlossen). Der engere Begriff, und nur dieser liegt seiner ökonomischen Theorie zu Grunde, versteht dagegen Arbeit als "zweckgerichtete Tätigkeit", eben als produktive Arbeit, von der nichtproduktive, aber gesellschaftlich ebenfalls notwendige Tätigkeiten abzugrenzen sind. Letztere schaffen keine Werte im eng ökonomischen Sinn, sind also darauf angewiesen, über andere Mechanismen als den Markt refinanziert zu werden.

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Ein solcher enger Arbeitsbegriff erwies sich als gut geeignet, die Mechanismen marktbasierter kapitalistischer Wertschöpfung zu analysieren, blendet aber Bereiche menschlicher Tätigkeit aus, die für den Arbeitsprozess im weiteren Sinne unverzichtbar sind. Eine derartige "Konzentration auf das Wesentliche" ist gerechtfertigt, wenn und so lange die gesellschaftlichen Verhältnisse selbst diese anderen Arbeitsformen, insbesondere Reproduktionsarbeit und Infrastrukturarbeit, als abgeleitete Arbeitsformen behandeln. Die zentrale Stellung der (als Erwerbsarbeit bezeichneten) produktiven Arbeit im engeren Sinne für die kapitalistische Gesellschaftsformation hat auch technologische Gründe. Aber sie benötigt eine gut funktionierende (und historisch ältere) familiäre Reproduktionsarbeit als Fundament und eine sich erst entwickelnde Infrastrukturarbeit als Rahmen. Entsprechend sehen die Finanzierungsverfahren aus: Die familiäre Reproduktionsarbeit wird weitgehend über das Erwerbseinkommen finanziert, Infrastrukturarbeiten (etwa in Bildung und Wissenschaft) dagegen aus Steuern, also aus zentralen und nach politischen Kriterien erhobenen Mitteln, alimentiert.

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Mit den neuen technologischen Möglichkeiten rücken Fragen der Planung und Zwecksetzung von Produktion stärker in den Vordergrund, so dass die eben formulierte Prämisse, unter der man gesellschaftliche Prozesse vom Begriff der produktiven Arbeit im engeren Sinne als zentraler Kategorie ableiten kann, immer weniger zutrifft. Natürlich spielte die Zwecksetzung, die jeder produktiven Arbeit vorausgehen muss, schon immer eine zentrale Rolle. Sie ist schließlich das wichtigste Risiko, das der Unternehmer eingeht, denn alle seine Aufwendungen werden nur dann ersetzt, wenn diese Zwecksetzung "marktkonform" erfolgte. Der Schwerpunkt seiner Aktivität lag bisher jedoch auf der Realisierung dieses Zwecks. Es waren wenige Projekte notwendig, um entsprechende Aufträge zu akquirieren, und auch die Qualität der Präsentation und Detailliertheit der Ausarbeitung eines Projekts war nicht allzu entscheidend. Dies hat sich heute schon grundlegend geändert. Selbst kleine Handwerksbetriebe müssen mittlerweile Projekterstellung und -überwachung in ganz anderen Dimensionen betreiben als vielleicht noch vor 10 Jahren. Mit zunehmender wissenschaftlicher Durchdringung nicht nur der Produktion selbst, sondern auch der Produktionsorganisation, und dies ist wohl die ökonomische Haupttendenz gegenwärtiger Modernisierungsprozesse, wird dieser Aufwand für die Zweckbestimmung noch einmal deutlich anwachsen.

(15)

Das Hauptgewicht der ökonomischen Aktivitäten, die sogenannten "geschäftskritischen Prozesse", verlagert sich damit von der Produktion selbst hin zur Vorbereitung der Produktion. Während man im Fordismus, der das vergangene Jahrhundert maßgeblich prägte, noch Produkte vorhielt (mit Massenproduktion, Massenkonsum, Werbung etc. im Schlepptau), verlagert sich nun der Schwerpunkt hin zum Vorhalten von Produktionsbedingungen, aus denen man heraus "just in time" und maßgeschneidert Produkte entsprechend individuellen Bedürfnissen produzieren kann. Technologisch hat die Menschheit damit die Möglichkeit, sich zu einer Vorsorgegesellschaft zu wandeln, die vielfältige Konzepte bereithält, um auf die verschiedensten Situationen adäquat reagieren zu können, von denen entsprechend der konkreten Situation aber nur einige wenige tatsächlich bis zur Realisierung geführt werden. Ein solches, auch aus ökologischen Gründen sehr attraktives Modell hat nur einen kleinen Haken -- es kollidiert mit den derzeitigen Verwertungsbedingungen. Das Vorhalten von Produktionsbedingungen wird vom Markt eben nicht belohnt, sondern nur die Produktion selbst. Das berühmte Gewehr, das im ersten Akt an der Wand hängt, muss also auch losgehen. Ein Vorhalten "nur mal eben so" kann sich ein privatwirtschaftlich organisiertes Unternehmen (eigentlich) nicht leisten.

(15.1) 04.10.2004, 15:21, Benni Bärmann: Den Teil mit der Verallgemeinerung des Arbeitsbegriffs und dem Widerspruch zwischen Virtualität und Verwertung finde ich ganz klasse. "Vorhalten von Produktionsbedingungen" ist tatsächlich eine neue Formulierung des neuen Widerspruchs. Es gibt da übrigens viele Parallelen zum post-fordistischen Ansatz (Empire und so). Wollte ich nur mal loswerden :-)

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Beim Vorhalten von Produktionsbedingungen verschiebt sich das Hauptgewicht immer mehr hin zum Vorhalten von Konzepten, von ideellen Lösungen. Entscheidend sind Ideen, technisches Know-How, wissenschaftliche Fundierung, experimentell gestützte Erfahrung und andere Frmen von Kompetenz. Diese waren schon immer wichtig und, neben den Verfügungsrechten über ein entsprechendes Kapital, der Beitrag, den der (klassische) Unternehmer zum Produktionsprozess im engeren Sinne beisteuert. Allerdings musste er noch Ausrüstungen und Arbeitskräfte in Größenordnungen vorhalten, um seine Ideen umzusetzen. In einer Zeit, wo man diese zunehmend in der nötigen Qualität und Quantität weltweit mieten kann, verliert dieser Vorsorgeaspekt an Bedeutung.

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Besonders bei großen Unternehmen haben sich die Proportionen oftmals bereits so weit verschoben, dass die geschäftskritischen Prozesse vorwiegend in diesem produktionsvorbereitenden Bereich gesehen werden. Zur rechten Zeit mit der richtigen Idee und dem besten Konzept aufwarten zu können ist entscheidend. Die eigentliche produktive Aktivität ist nachrangig, weil entweder in einem flexiblen Produktionssystem leicht und in guter Qualität implementierbar oder, inzwischen nicht selten, auf Subunternehmen delegierbar. Die "Konzentration auf Kernkompetenzen" verstärkt das Eigenleben der Konzepte, die sich auf diese Weise auch zunehmend kausal von ihrer materiellen Realisierung lösen.

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Da auch Konzepte arbeitsteilig entstehen, verläuft dieser Entfremdungsprozess von der Realität mehrstufig. Es geht mittlerweile auch um Konzepte, nach denen Konzepte entwickelt werden und um die Bewertung solcher Konzept-Konzepte, etwa um "Shareholder value". Die neuen Strukturen entwickeln dabei eine Eigendynamik, vor welcher die heutigen Formen gesellschaftlicher Sozialisation oft hilflos dastehen. Die Spitze dieses Eisbergs bildet zweifellos die Dynamik des Finanzsystems.

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Hier ist nach meiner Auffassung der Kern der Prozesse zu suchen, die mit dem Wort "Globalisierung" charakterisiert werden sollen. Ihr globaler Charakter ist nur ein scheinbarer: Obwohl diese Prozesse oft räumlich weit auseinanderliegende Subjekte in Wirkzusammenhänge bringen, geht es nicht primär um deren Wechselwirkung miteinander, sondern um ihr Verhältnis zu einem Dritten, dem zu verwirklichenden Konzept. Dieses Konzept ist die eigentliche Klammer, die kausale Quelle der Gesamtbeziehung. Räumlich lokalisierbare Subjekte sind sogar nur insoweit interessant, als sie in das vorgesehene Konzept passen, also nicht global (im Sinne von allumfassend) in den jeweiligen Prozess involviert. Das Charakteristikum derartiger Prozesse ist also nicht Globalität, sondern Mobilität. Diese Auflösung räumlicher Bezüge und deren Ersetzung durch kausale beruht auf einer besonderen Eigenschaft von Konzepten, ihrer (räumlichen) Beweglichkeit, weil sie als Denkspiele an keinen (physischen) Ort gebunden sind.

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Dringt man von der Phänomenologie, von Globalität und Mobilität, zum Wesen der Prozesse vor, so steht Virtualisierung, die wachsende Bedeutung von Konzepten, im Zentrum. Konzepte sind die Klammer zwischen dem in individuellen Kompetenzen seinen Ausdruck findenden Wissen der Menschheit und der potenziellen Handlungsmächtigkeit der einzelnen gesellschaftlichen Akteure. Konzepte lassen sich zwar selten räumlich lokalisieren, haben aber ihren festen Platz im gesamtgesellschaftlichen Arbeitsprozess im weiteren Sinne: Sie sind die Ergänzung der produktiven Arbeit im engeren Sinne, bestimmen deren Verlauf, führen deren Ende mit einem neuen Anfang zusammen und schließen so den Kreis, in dem sich das Wechselverhältnis der Menschen mit der Natur bewegt. Konzepte werden dabei, wie jede andere Form menschlicher Arbeit, sozialisiert. Sie sind damit die Basis gesellschaftlicher Strukturen, die sich kausal, aber nicht mehr territorial lokalisieren lassen. Diese treten mit anderen Strukturen in Wechselwirkung und entsprechende, vor allem im politischen Bereich anzusiedelnde Ausgleichsprozesse müssen deren gegenseitiges Verhältnis austarieren.

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Ein Großteil der heute zu beobachtenden Perversionen ist dem Fehlen solcher Ausgleichsmechanismen zuzuschreiben, wodurch sich einer der Geburtsfehler des neuen Zeitalters potenziert: die Tatsache, dass Marktmechanismen nur realisierte Konzepte belohnen. Wenn zukünftig der entscheidende Aufwand im Erstellen der Konzepte liegt, dieser sich aber nur durch deren Realisierung amortisiert, dann muss versucht werden, jedes solche Konzept, so falsch und schädlich es auch sein mag, zu realisieren. Die Virtualität kollidiert mit der Realität -- und gewinnt oft genug die Oberhand. Da es in der Natur von Konzepten liegt, Teile der Wirklichkeit auszublenden, sind dabei "Kollateralschäden" unvermeidbar, die in der Kalkulation nicht erfasst sind.

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Hier kommt ein anderer Gegensatz von Globalem und Lokalem zum Tragen: An keinen physischen Ort gebundene Virtualität kann diesen realen Schäden ausweichen. Realität ist damit gegenüber Virtualität ein weiteres Mal benachteiligt: Sie kann dies nicht, denn sie ist gegenständlich und damit immer an konkrete Orte gebunden.

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Die neuen Möglichkeiten der Computernetze haben die Mobilität von Virtualität noch einmal deutlich gesteigert -- aber dies ist kein grundsätzlich neuer Effekt. Wissenschaft etwa als eines der sehr wichtigen Elemente menschlicher Virtualität war schon immer ein globales, weitgehend ortsunabhängiges gesellschaftliches Ereignis. Deshalb ist auch der Begriff vom "globalen Dorf" sehr irreführend. Es handelt sich weder um ein Dorf, in dem jeder über jeden alles weiß, Wirkzusammenhänge also weitestgehend transparent sind, noch um ein wirklich globales Konstrukt, sondern um einen gut abgrenzbaren (gesellschaftlichen) Raum mit Zugangsbarrieren und -beschränkungen, aber eben nicht um ein territorial lokalisierbaren, sondern um einen "virtuellen Raum". In diesem Raum, den ich anderenorts ([4]) als Informationsraum bezeichnet habe, kursieren Wissen und allgemein relevante Informationen, die dort eine ähnliche und doch vollkommen andere Sozialisation erfahren als die Individualarbeit durch den Austausch der Produkte am Markt. Sie sind der wesentliche Rohstoff, aus dem produktionsrelevante Konzepte entstehen.

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Globalisierung bezeichnet also im ökonomischen Bereich vor allem die zunehmende Verlagerung der produktionsentscheidenden Aufwendungen der transnational operierenden HiTech-Konzerne in diesen virtuellen Bereich. Die geballte Macht dieser ökonomischen Strukturen wird darauf konzentriert, die entsprechenden Reproduktionsbedingungen dieses virtuellen Bereichs zu sichern. Virtualität dominiert damit zunehmend Realität. Letztere wird allein noch dafür benötigt, um die Verwertungskette zu schließen -- ein für den virtuellen Bereich ebenso notwendiges wie zweitrangiges Ereignis. Die Welt steht kopf -- der Schein bestimmt das Sein. Ich komme damit zu meinem kabbalistischen Ausgangsbild zurück: Die Menschheit hat sich in kausale Zusammenhänge hineinmanövriert, die einem Golem gleichen, der nach eigenen realitätsfremden Gesetzen agiert und nur ein einziges Ziel kennt: die Reproduktionskette zu schließen. Ein Golem, der sein Ziel unbeeinflußbar von jeglicher Vernunft verfolgt, dem es vollkommen egal ist, an welchem Ort und mit welchen Nebeneffekten er diese Reproduktionskette schließen kann, solange dieser produktive Abschluss ökonomischer Aktivität nur überhaupt noch gelingt. Die menschliche Vernunft hat eine Maschinerie geschaffen, deren blindes Agieren sich zunehmend gegen die Lebensgrundlage dieser menschlichen Vernunft selbst wendet.

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Orte der Realisierung produktiver Aktivität sind allerdings nicht ganz beliebig auf dem Globus wählbar. Sie müssen mindestens die Infrastruktur bieten, in der das zu verwirklichende Konzept implementierbar wird. Das Vorhalten einer solchen Infrastruktur ist der Kern der Debatte um den "Standort Deutschland" und trifft so oder in ähnlicher Form auch auf andere Standorte in einem angeblich globalen Standortwettbewerb zu. Die zunehmend knappen Kassen, die diesen Wettbewerb prägen, sind dabei Ausdruck desselben Dilemmas der verqueren Verwertungsbedingungen für Konzepte wie oben beschrieben. Im Sinne der Sozialisierung von Lasten sind zu dessen Auflösung im alten System an dieser Stelle bereits politische Institutionen aufgerufen, die dem mit einer immer unverschämteren Umverteilung Herr werden wollen. Den zunehmenden Problemen mit der Reproduktion dieser Infrastrukturleistungen, die aus knappen Kassen resultieren, können Regionen allerdings nicht ausweichen. Sie sind sehr real, weil territorial lokalisiert. Regionen sind damit potentiell der natürliche Widerpart der ungebremsten Herrschaft einer nur im virtuellen Raum verankerten Logik.

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Der einzig mögliche Ausweg aus der Sackgasse, in die sich die menschliche Sozialisation hineinmanövriert hat, liegt damit klar auf der Hand: Es muss die Kausalität zwischen Virtuellem und Realem vom Kopf auf die Füße gestellt werden, indem Virtualität wieder vernünftig an Realität zurückgebunden wird. Dies ist ein zutiefst politisches Problem der verschiedenen Regionen, an denen diese Rückbindung erfolgt: Die Regionen müssen der Kapitallogik eigenes Selbstbewusstsein entgegensetzen, um deren blindes Agieren einzudämmen. In dem Licht wird der alienistische Charakter einer "Monetarisierung des Politischen" (Krysmanski [6]) besonders deutlich, denn eine solche Politik erfordert das Gegenteil heutiger Standortrhetorik. Über die immensen Widerstände, die Virtualität einem solchen Ansatz entgegenzusetzen vermag, darf man sich angesichts des Scheiterns von Lafontaine, aber auch im Lichte der neuen Kriege in Kosovo, Afghanistan, Irak und weiten Teilen Zentralafrikas, keine Illusionen machen. Es handelt sich um nichts weniger als das Ringen der zwei zivilisatorischen Ansätze, welche C. Spehr in seinem "Alien-Buch" [13] beschrieben hat. In diesem Ringen gilt es, an verschiedene Formen der lokalen Realität gebundene (insbesondere ökologische, soziale und kulturelle Belange widerspiegelnde) Gegenmächte anzuknüpfen, diese zu formen und zu vernetzen. Kurz: Es geht um die (schrittweise) Ablösung von aus dem virtuellen Raum gespeister, im Spehrschen Sinne "alienistischer" Machtpolitik durch regional orientierte Sachpolitik.

(26.1) 04.10.2004, 15:29, Benni Bärmann: Hier hingegen beginnen sich mir die Haare zu Berge zu stellen. Die Regionalität wie Du sie hier beschreibst wirkt doch sehr rückwärtsgewannt. Es ist ja auch eine neue menschliche Qualität auf ganz neue Weise global agieren zu können. Dieser rein negative und defensive Regionalismus, den Du hier entwirfst wird sich unter den jetzigen Verhältnissen vor allem national und rassistisch äußern. Du fällst damit - für mich - noch hinter den Ansatz von Franz Nahrada zurück. Sein Regionalismus ist wenigstens ein globaler. Dennoch bleibt ihr beide in einem Appellcharakter stecken (siehe meine Kritik an Franz im Brötchentext). Du müsstest zeigen wie die konkrete Bewegung der Gesellschaft - also so wie Du es formulierst, der Widerspruch zwischen Konzept-Anforderungen und Produkt-Realisierung, diese neue Regionalität hervorbringt und zwar nicht nur defensiv. Das ist IMHO unmöglich, weil dieser Regionalismus eben rückwärtsgewandt ist und sich in Defensivkämpfen verbrauchen wird.

(26.1.1) 05.10.2004, 11:30, Hans-Gert Gräbe: Ich glaube, wir sollten mit solchen Vorbehalten wie "national und rassistisch" vorsichtig sein, denn sie riechen so alienistisch. Was ich hier meine ist - in der Oekonux-Sprache - Selbstentfaltung nicht von Individuen, sondern von Regionen. Da sehe ich überhaupt keinen Dissens zu FranzN, im Gegenteil.
Übrigens brauchen die Aliens das "Blut" der Regionen; die Verwertungskette muss sich schließen, und wenn es auch nur für einen kleinen Augenblick ist und danach alle virtuellen Spielchen weitergehen können. Das ist das große Plus, was Regionen der Wertverwertung entgegensetzen können. Nicht mehr betteln, dass in dieser Region Blut gesaugt werden kann, sondern selbstbewusste Formulierung der Konditionen.
Appellcharakter: leider noch immer ja, aber das ist eine Frage des Bewusstwerdens in regionalen Kontexten. Und da hat FranzN eine ganze Reihe von Beispielen, die belegen, dass solche Prozesse des Bewusstwerdens derzeit laufen (NGO, soziale Bewegungen, attac etc.)

(26.1.1.1) Nationalismus, Rassismus, ..., 06.10.2004, 15:46, Benni Bärmann: Was riecht alienistisch? Nationalismus und Rassismus "riechen" nicht alienistisch, sie sind es. Falls Du gedacht hast, ich hätte Dir Nationalismus oder Rassismus vorgeworfen, das nun wirklich nicht. Wo ist also genau das Problem?

(26.1.1.1.1) 06.10.2004, 16:22, Hans-Gert Gräbe: Spehr hat in seinem Alienbuch so eine Stelle, wo er schreibt, dass es den Aliens egal ist, ob das Ding Sozialismus oder Kapitalismus heißt, hauptsächlich die Achse stimmt. Hier m.E. genauso: Es freut die Aliens, wenn wir uns an dem Thema reiben. Aber das will ich hier nicht weiter diskutieren, da im hier thematisierten Zusammenhang nicht so relevant.

(26.1.1.2) Selbstentfaltung von Regionen, 06.10.2004, 15:52, Benni Bärmann: Die gibts eben nicht. Selbstentfaltung kennt den Rahmen des Individuums und den der Menschheit. Und dann eben vielleicht noch die vielen Ebenen der Kooperationen von Kooperationen" dazwischen. Regionale Kooperationen sind sicherlich in vielem sinnvoll. Doch warum sie überhöhen und als die einzig seligmachenden darstellen? Wenn die Aliens global agieren, müssen wir das auch, oder? Und nur weil etwas regional ist, heißt das noch lange nicht, dass es nicht alienistisch sein kann. Klar, regionale Kooperationen müssen genauso befreit werden, wie alle anderen, aber ich sehe nicht, was sie bevorzugt gegenüber anderen Größenordnungen. Die Schließung der Verwertungskette kann doch auch auf jedem Niveau passieren. Global, regional, national, kommunal, ...

(26.1.1.2.1) 06.10.2004, 16:41, Hans-Gert Gräbe: Genau das ist mein schon mehrfach thematisierter Dissens mit dem, was zum Thema "Selbstentfaltung" auf der Oekonux-Liste abgeht. Selbstentfaltung hat etwas mit Bewusst-Sein und Bewusst-Werden zu tun, und zwar nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch in überindividuellen Zusammenhängen verschiedener Granularität. Machen wir ja gerade hier auf OpenTheory ganz praktisch. Ist hier allerdings stärker kontemplativer Natur. Wirklich handlungsmächtig wird es erst in kooperativen Zusammenschlüssen (wie z.B. der GNU/Linux-Gemeinde, um mal ein gerade nicht regional organisiertes überindividuelles Strukturelement zu nennen). Jede solche Kooperation enthält als Element auch eine Wissens-Sozialisation, aus der heraus sich (kooperative) Handlungszwecke und Handlungsmotivationen ableiten. Was ist das anderes als Selbstentfaltung? Ich meine hier nur, dass dieser Prozess auf regionaler Ebene besondere Bedeutung hat. Die besondere Bedeutung ergibt sich für mich als der natürliche Gegenpart zur Virtualisierung (dass ich den Begriff "Globalisierung" in diesem Text genau in dieser Richtung meine präzisieren zu müssen ist dir sicher nicht entgangen - womit dein "wir auch?" gegenstandslos wird).
Regionale Kooperationen müssen nicht "befreit werden", sondern "sich selbst befreien".

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Und es ist ein zutiefst wissenschaftliches Problem: Der Golem muss zu einem vollwertigen Wesen entwickelt werden. Er braucht Sinnesorgane und einen Denkapparat, welche ihn in die Lage versetzen, das eigene Wirken in der Realität wahrzunehmen und zu reflektieren. Neben der Notwendigkeit einer deutlichen Zunahme der Aufwendungen für die Entwicklung der regionale Infrastruktur sind hierfür beim heutigen Stand der Technik und der Komplexität der Wirkungen kollektive Vernunftformen notwendig, deren wichtigstes Element eine kritischer Theorie verpflichtete Wissenschaft ist, wie dies F.O. Wolf in [17] deutlich herausgearbeitet hat. Solche zivilgesellschaftlichen Instrumente zu schaffen (und zu finanzieren) ist eine vordringliche Aufgabe der Gegenwart. Die enge Verbindung zu verschiedenen anderen linken Politikansätzen, wie etwa dem Kampf um den Erhalt des Gemeineigentumcharakters der Wissensgüter der Menschheit oder dem Konzept eines öffentlich geförderten Beschäftigungssektors, sei hier nur benannt.

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Solche kollektiven Vernunftformen, die sich nur aus der kommunikativen Vernetzung heutiger Sozialisationsformen entwickeln können, haben auch ein anderes gesellschaftliches Grundklima als das kapitalistisch geprägte zur Voraussetzung: sie funktionieren nur im Miteinander, nicht im Gegeneinander ihrer einzelnen Teile. Dieses die moderne Wissenschaft (noch) prägende Grundklima gilt es also, (wieder) auf andere Bereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens auszuweiten. Dies schließt nicht nur nahtlos an das "Vom Ich zum Wir" traditioneller Sozialismuskonzepte an, sondern ist auch der Kern des Luxemburgworts von der "Freiheit der Andersdenkenden", da sich Partnerschaft ohne ausreichende Freiräume zur eigenständigen Entwicklung der Partner nicht fruchtbar entwickeln kann. Selbst zu ethisch geprägten Lebensbildern wie den christlichen Moralvorstellungen lässt sich ein direkter Bogen spannen.

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Die subtile Sprengkraft eines solchen Solidargedankens in einer kapitalistisch geprägten Umgebung von Eigennutz und Konfrontationsdenken kann man wohl kaum überschätzen. Als Keim bereits in dieser Gesellschaft, den technisch-technologischen Bedingungen geschuldet, angelegt, sollte man ihm deshalb in linken Konzepten einen wesentlich zentraleren Platz einräumen als derzeit üblich.

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Eine solche Solidarität im Großen schließt Wettbewerb, auch auf marktwirtschaftlicher Grundlage, ein, vermag ihn aber dort zu zähmen, wo er beginnt, sich gegen diese solidarische Grundlage selbst zu richten. Instrumente und Ansätze für eine solche Zähmung gibt es bereits heute mehr als genug. Diese selektiv verstärken zu helfen sollte deshalb linker Politik zu einem ihrer zentralen Anliegen werden.

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Referenzen und Fußnoten

[1]
Allerdings lässt er sich nicht so einfach stoppen wie das Original aus der jüdischen Kabbalistik oder der wild gewordene Besen in Goethes "Zauberlehrling".
[2]
Obwohl ich wie gesagt weit davon entfernt bin, zwischen beiden Systemen ein Gleichheitszeichen zu setzen, so wirkten sie auf die ethisch-moralischen Prinzipien der jeweiligen Gesellschaft, und damit die letzte Sicherung, welche den Golem vielleicht noch aufzuhalten vermag, auf ähnliche Weise zerstörerisch, vgl. etwa A. Rybakow: Die Kinder vom Arbat sowie Jahre des Terrors, Kiepenheuer & Witsch 1988 bzw. 1990, für den sowjetischen Teil dieser Schreckensgeschichte.
[3]
Hans-Gert Gräbe, Die Macht des Wissen in der (post)modernen Gesellschaft, 2004, Manuskript. Siehe http://www.informatik.uni-leipzig.de/~graebe/projekte/infopapers
[4]
Hans-Gert Gräbe, Arbeit und Wissen in der modernen Gesellschaft, Zur Kritik eines engen Arbeitsbegriffs, In: Der Osten im Übergang vom Industrie- zum Informationskapitalisums, Texte zur politischen Bildung 24 41-55, Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V., Leipzig, 1997, Siehe auch http://www.informatik.uni-leipzig.de/~graebe/projekte/infopapers
[5]
Matthias Käther, Über Marxens Rezeptionsmethode, Utopie kreativ 162 293-300, 2004
[6]
Hans Jürgen Krysmansi, Die Privatisierung der Macht stabilisiert sich, Überlegungen zur Monetarisierung des Politischen, Utopie kreativ 167 773-778, 2004
[7]
Robert Kurz, Der Kollaps der Modernisierung, Reclam Verlag, Leipzig, 1994
[8]
Karl Marx, Das Kapital, Erster Band, MEW 23, Dietz Verlag, Berlin, 1971
[9]
Karl Marx, MEW 42, Dietz Verlag, Berlin
[10]
Uli Schöler, Aktualität und Zukunft des Marxschen Denkens, Utopie kreativ 120 949-957, 2000
[11]
U. Schöler, ebenda, S. 956: Verkürzt ließe sich sagen, dass Marx und Engels eine in großen Teilen immer noch zutreffende Analyse kapitalistischer Produktionsabläufe liefern, aus denen allerdings -- vor dem Hintergrund der Erfahrungen unseres Jahrhunderts -- keine tragfähigen Transformationsvorstellungen entwickelt werden. Wenn man so will, hat damit der sich auf Marx und Engels beziehende Teil der sozialistischen Bewegung zugleich sein Projekt und sein Subjekt verloren.
[12]
U. Schöler, ebenda, S. 957.
[13]
Christoph Spehr, Die Aliens sind unter uns!, Herrschaft und Befreiung im demokratischen Zeitalter, Siedler Taschenbücher 75548, Goldmann Verlag, München, 1999
[14]
Ulrich Weiss, Marx und der mögliche Sozialismus, Utopie kreativ 120 958-971, 2000
[15]
U. Weiss, ebenda, S. 961: Hinsichtlich heutiger Emanzipationsbewegungen sind die alten Marxschen Fragen erneut zu stellen: Wer kann ein eigenes existenzielles beziehungsweise lustvolles Interesse an der Aufhebung des jetzigen Gesellschaftszustandes haben? Wer hat den Zugang zu den materiellen Voraussetzungen dafür beziehungsweise wer kann ihn erkämpfen? In welchen Bewegungsformen können Individuen neue Gesellschaften begründen ...
[16]
U. Weiß, ebenda, S. 961: Für Sozialisten ist es [..] nicht hinreichend, die vom Kapitalismus ständig produzierten Katastrophen vor Augen, dessen Aufhebung mit aller Kraft zu wollen und zu propagieren. Es muss verstanden werden, unter welchen Voraussetzungen eine revolutionäre Praxis ihre bürgerliche Form überhaupt abwerfen und die der allgemeinmenschlichen Emanzipation annehmen kann, auf welchem Niveau der kapitalistischen Produktionsweise diese auf eine sozialistische Weise aufhebbar wird und in welchen Formen sozialer Bewegungen dies geschehen kann.
[17]
Frieder Otto Wolf, Kritische Wissenschaft und globalisierungskritische Bewegung, Forum Wissenschaft 2/04 22-26, 2004

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