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Bericht zur 2. Oekonux-Konferenz
Maintainer: Stefan Merten, Version 2, 26.11.2002
Projekt-Typ:
Status: Archiv
(2) Dieser Text ist ein Bericht zur 2. Oekonux-Konferenz [http://zweite.oekonux-konferenz.de/]. Er ist gemeinsam als OpenTheory-Projekt [http://www.opentheory.org/ox2-bericht/] entstanden.
(3) Diese Version des Texts hangelt sich zunächst mal an der Programmstruktur entlang. Die Idee ist, zu jedem der Beiträge zwei, drei Absätzchen zu schreiben, die den Beitrag charakterisieren, so wie er tatsächlich stattgefunden hat. Die ReferentInnen sollten auf jeden Fall erwähnt werden.
(4) Andere Aspekte der Konferenz können und sollen aber natürlich auch auftauchen. Absätze zu diesen anderen Aspekten bitte bis zur nächsten Version an diesen Absatz anhängen.
(5) Vom 1.-3. November 2002 fand an der Berliner Technischen Universität die 2. Oekonux-Konferenz [http://zweite.oekonux-konferenz.de/] statt. Ca. 150 TeilnehmerInnen lauschten an diesen drei Tagen [http://www.oekonux-konferenz.de/programm/schedule.html] insgesamt 17 Vorträgen [http://www.oekonux-konferenz.de/programm/events.html], denen Diskussionen folgten oder die darin übergingen, und brachten sich in 6 Workshops ein. Insgesamt 27 ReferentInnen [http://www.oekonux-konferenz.de/programm/speakers.html] hatten Vorbereitungen für die Beiträge getroffen.
(6) Die Begrüßung am Freitag Nachmittag fand vor ca. 70 Personen statt. Ein Vertreter des AStA der TU Berlin, der die 2. Oekonux-Konferenz mit der Uni-Infrastruktur und Geld unterstützte, richtete ein Grußwort an die ZuhörerInnen, bei dem er kurz auf die Arbeit des AStA einging.
(7) Die restliche Zeit nahmen organisatorische Hinweise zum Ablauf der Konferenz ein. In diesem Rahmen wurde auch darauf hingewiesen, dass die Finanzierung der Konferenz, deren bei weitem größter Einzelposten die Reisekosten der ReferentInnen sind, zum Teil auf Spenden von den TeilnehmerInnen angewiesen sei. Heute können wir sagen, dass dieses freiwillige Finanzierungsmodell hat ganz leidlich funktioniert hat.
(8) Der erste inhaltliche Beitrag schloss sich unmittelbar an die Begrüßung an. Die drei Oekonuxis Lutz Horn, Stefan Meretz und Stefan Merten hatten aus einigen Folien der Oekonux-Einführungs-Kladde [http://www.oekonux.de/einfuehrung/kladde/] einen einstündigen Vortrag zusammengestellt, der in die Grundbegriffe der Oekonux-Diskussion einführen sollte. In zwangloser Abwechslung referierten die drei anhand der Folien. Leider erwies sich eine Stunde selbst für die wenigen ausgewählten Folien, die geplant waren, als zu kurz. So mussten gegen Ende wichtige Inhalte übersprungen werden und auch für Fragen und Anmerkungen von den ZuhörerInnen war keine Zeit. Eine Einführung in die Oekonux-Debatte muss auf einer 3. Konferenz
(9) Nach dieser Einführung ging die Oekonux-Konferenz mit drei Tracks weiter, die fast durchgängig bis Sonntag Nachmittag besetzt waren. Ein Track war dabei fast komplett den englischsprachigen Beiträgen gewidmet. Bei fast allen Beiträgen konnte eine Tonaufzeichnung erstellt werden, die im Laufe der Zeit über den Dokumentationsbereich [http://www.oekonux-konferenz.de/dokumentation/] der Konferenz verfügbar sein werden.
(11.1) 28.11.2002, 19:53, Benni Bärmann: In diesem Workshop wurde eine Diskussion von der Oekonux-Mailingliste weitergeführt, die sich um die Begriffe "Kooperation" und "Konkurrenz" und ihre Bedeutung in der herkömmlichen Ökonomie und in Freier Software drehte. Nach einer kurzen Thesenvorstellung von Benni Bärmann deren Inhalt sich in längerer Form in http://www.opentheory.org/kooperenz/text.phtml nachlesen lässt, kam es zu einer ausgesprochen lebhaften Diskussion an der sich die überwiegende Mehrheit der ca. 30 Anwesenden auch aktiv beteiligte.
(14) George Dafermos (Griechenland), Vortrag
(18) Alan Toner (Dublin) und Jamie King (London), Vortrag
(18.1) Re: Commons, Criminalization, General Intellect and the Politics of Technology and Culture - Direct Payments from Users to Producers as an Alternative to Intellectual Property Rights, 30.11.2002, 18:03, Chris Croome: A_large_photo_of_the_blackboard (1600x1200, 0.8Mb) which was used in this presentation.
(20) Zur Mitgliederversammlung des Projekt Oekonux e.V. waren fast alle Mitglieder anwesend. Unter der Leitung des Vorsitzenden Stefan Merten befasste sie sich inhaltlich vor allem mit der Frage der Gemeinnützigkeit, die leider noch nicht anerkannt wurde. Der Geschäftsbericht und die Finanzberichte des Vereins, die Schatzmeister Lutz Horn vorstellte, wurden einstimmig entgegengenommen und der Vorstand, der zusätzlich Stefan Meretz als Schriftführer umfasst, entlastet. Ansonsten verlief die jährliche Mitgliederversammlung mit dem Minimum an Formalia, das für eine solche Versammlung unumgänglich ist.
(20.1) Re: Mitgliederversammlung Projekt Oekonux e.V., 28.11.2002, 19:46, Benni Bärmann: Es gab jedoch auch Mitglieder, für die dieses (angebliche) Minimum an Formalia zu viel war und die das als Anlaß für ihren Austritt genommen haben.
(21) Benni Bärmann, Willi Hajek, Stefan Meretz und Uli Weiß, Workshop
(22.1) Vorstellung einiger Begriffe aus Empire,die für !ot eine Rolle spielen können, 27.11.2002, 16:42, Andreas Berlin: Begriffe
Zum Einstieg ein paar Begriffe,die im referat von Stefan Meretz vorgestellt wurden.
Das Buch "Empire" von Hardt/Negri führt einige Begriffe in die Analyse ein, die auch für die Diskussion emanzipatorischer Ziele der Freien-Software-Bewegung nutzbar gemacht werden können.
.!Staatliche_Souveränität entwickelte sich von einer nationalen Form zur einer imperialen Form. Dieser Macht steht die Konstitution der Multitude=Menge gegenüber. Die Menge zeichnet sich philosophisch durch die Ontologie des Begehrens (Deleuze,et al) aus. Menge bedeutet Vielheit im Begehren und unterscheidet sich von traditionellen politischen Begriffen wie Volk, Masse oder Klasse grundlegend.
- Biopolitik nach Foucault ist ein Effekt der Herrichtung der Subbjekte von der Epoche der Disziplargesellschaft zur Epoche der Kontrollgesellschaft, in der wir uns heute befinden. Disziplinierungsinstanzen waren Familie, Schule, Kirche, Bildungsstätten, Arbeit, Irrenhäuser, etc. ... . kennzeichnend ist die Auflösung von Innen und Aussen.
- Die marxistischen Begriffe der formellen - und reellen Susumtion werden erweitert um den den Begriff des sozialen Bios: Disziplinierungsepoche wird als Phase der formellen Subsumtion, die Kontrollgesellschaft als Phase der reellen Subsumtion eingeordnet.
Gesellschaften zeichnen sich durch Immannenz=unmittelbar und Transzendenz=vermittelnd aus. Diese Konstituenten der Macht spiegeln sich im Streben der Menge nach Revolte und der Souveränität nach Ordnung wieder. Dieser Antagonismus ist aus der Perspektive der Souveränität defensiv,reagierend und nicht wie von klassentheoretischen Denkschulen offensiv-unterdrückend. Die Macht ist der Menge immer im Hintertreffen und muss die Ordnung wieder herstellen. - Souveräntitätsmaschine=Repräsentationsstrukturen: Staat, NGO,usw. .
Einschub: Demokratiefetisch und Repräsnetationsmodelle sollen die Menge kontrollieren und in Schach halten. Die Menge wird an sie gekoppelt und immer in der Nähe der Ordnung gehalten. Diskussion der Perfektion von ATTAC, eine Geschäftsstelle in Frankfurt am Main mit 10 Hauptamtlichen einzurichten,um die herumliegenden Netzwerkgruppen aus ganz Deutschland mit Kampagnen zu versorgen - Kontrolle, Ordnung und Repräsentanz mit festem Körper ist optimale Kontrollinstanz . - Synthese von Staat und Kapital: Ordnung der ökonomischen Dynamik, Staat fungiert als Absicherung der Ordnung.
- Biomacht:
3 epochale Paradigmen der Ökonomie: Agrarsektor, Industrie und Postfordismus. Immaterielle Arbeit: Kooperation ist der Arbeitstätigkeit immanent. Typologisch : materielle Realisierug, Manipulative Analyse von Symbolen, Affektproduktion: Zuwendung + Reproduktion der Körper.
Einschub: postoperaistische Theorie aus Italien nach 1968.
- Selbstverwertung versus Selbstentfaltung. Immaterielle Arbeit trägt den Kern des Kommunismus in sich,d.h. sie ist spontan und elementar.
- Privateigentum: formaler,transzendentaler Aspekt. Begriff des Eigentumsrechts nach Rousseau (manichäischer Dualismus: Privat vs. Gemeinschaft). Immaterielle Arbeit löst exclusive Zugriffsrechte auf: nicht stoffliche/immaterielle Produkte (software) löst Eigentums- und Besitztitel auf.
- Zentrale Forderungen aus Empire : 3 Rechte 1. Weltbürgerschaft 2. Sozialer Lohn 3. Wideraneignung der Produktionsmittel (Wissen, Information, Affekte, Kommunikation)
(25) Rishab Ayer Gosh (Maastricht) und Rüdiger Glott, Vortrag
(27) Bernhard Reiter beleuchtete in seinem Vortrag verschiedene Aspekte des Komplexes kommerzieller, aber dennoch Freier Software. Ein Kernargument war, dass die Bezahlung Freier-Software-EntwicklerInnen Außenstehenden die Möglichkeit gäbe, einen Beitrag zur Entwicklung Freier Software zu leisten.
(28) Er hatte mit seinen Thesen erwartungsgemäß keinen ganz leichten Stand vor dem Oekonux-orientierten Publikum, das kommerzielle Freie Software überwiegend kritisch sah. Dennoch verlief die oft kontroverse Diskussion, die schon während des Vortrags einsetzte, in konstruktiver Atmosphäre.
(29) Gregorio Robles (Madrid), Vortrag
(36) Sheen Levine (Philadelphia) schilderte in seinem Vortrag eine Untersuchung über ein ungenannt bleiben wollendes Internet-Projekt, bei dem Freiwillige Musik allen Interessierten zur Verfügung stellen. Er schilderte anschaulich, wie die soziale Dynamik in diesem Projekt oft entgegen dem verlief, was klassische Ökonomie für solche Fälle vorhersagt. So hat beispielsweise das in diesem Projekt offen praktizierte Free-Riding (Nutzung ohne Gegenleistung) nicht zu einer Beschädigung des Projekts geführt, sondern auch von denen akzeptiert, die Beiträge leisten.
(37) Jörg Bergstedt und Annette Schlemm, Workshop
(39) Sebastian Stegner, Vortrag
(41) Graham Seaman (London), Vortrag
(44) Benni Bärmann und Stefan Meretz, Workshop
(46) Ein Highlight des Vortrages von Roland Schnell zur Nutzung von Biogas durch Landwirte war ein dreidimensionales Modell, bei dem das Aussehen der Biogas-Speicher am bewegten Modell plastisch vorgeführt werden konnte. Schnell ging der Vortrag in eine lockere Diskussion um Parallelen und Unterschiede zwischen der "Biogas-Bewegung" und der Freien-Software-Bewegung über.
(47) Es wurde das Entwicklungspotenzial dieser bei einigen Landwirten verbreiteten Technik und die Gefahr einer Übernahme durch Unternehmen debattiert. Als ein entscheidender Unterschied zwischen beiden Bewegungen kristallisierte sich heraus, dass Landwirte i.A. Kommunikation und Informationsaustausch lieber direkt von Landwirt zu Landwirt betreiben. Dementsprechend wenig ist daher im Internet zu finden - auch wenn dies ansonsten genutzt wird.
(48) Jussi Silvonen (Helsinki), Vortrag
(52) Michel Bauwens (Brüssel), Vortrag
(54) Aus dem Vortrag von Graham Seaman ergab sich eine hochinteressante BOF-Session (d.h. spontan anberaumte Diskussionsrunde), die erstaunlich gut besucht war. Christof Beaupoil hatte aus dem Stegreif einige Folien vorbereitet, auf denen er seine Sicht aktueller materieller Produktion vertrat. Danach ist der größte Teil materieller Produktion bereits informationsbasiert und ein weiterer wichtiger Teil mit Standardbauteilen zu machen.
(57) Von den gut 150 Personen, die sich im Laufe der drei Tage auf den Anmeldelisten am Empfang eingetragen hatten, blieben rund 40 bis zum abschließenden Plenum, das der Auswertung der Konferenz dienen sollte. In einem kurzen Blitzlicht wurde von den allermeisten angeführt, dass sie die Konferenz als sehr spannend und inspirierend empfunden hätten. Auch die Offenheit der Diskussionen wurde allgemein gelobt. Kritik kam hauptsächlich an dem allzu dicht gedrängten Programm, dem mehr Pausen gut getan hätten. Auch die Strukturierung durch die Architektur und Raumverteilung der Uni wurde kritisiert.
(58) Auch wenn die 2. Oekonux-Konferenz vom Organisatorischen her nicht ganz so traumhaft verlief wie die 1. Oekonux-Konferenz [http://erste.oekonux-konferenz.de/], so sind die OrganisatorInnen sich jedoch sicher, dass es auch eine 3. Oekonux-Konferenz geben wird. Allgemein wird ein zeitlicher Abstand von anderthalb Jahren als ganz gut empfunden, so dass der Frühjahr 2004 für einen Termin in Betracht kommt. Der Ort, an dem die 3. Konferenz dann stattfinden soll, ist noch völlig offen. Auch über einige Formen wird neu nachgedacht werden müssen.
(58.1) Re: Ausblick, 28.11.2002, 19:48, Benni Bärmann: Warum hat man davon auf [pox] noch nix gelesen, dass "die OrganisatorInnen" schon beschlossen haben, eine 3. Konferenz zu machen?