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Oekonux & Alternative Ökonomie - die etwas andere Alternative Ökonomie
Maintainer: Annette Schlemm, Version 1, 03.06.2001
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv
(1) Das schöne Wort "Alternative" ist so geräumig, dass sich sehr viele Vorstellungen und Konzepte darin wiederfinden können. Innerhalb des Kapitalismus wurden immer wieder Wirtschaftskonzepte realisiert, die dem Grundprinzip des Kapitalismus, Kapital zu vermehren, d.h. primär auf Profite zu zielen, entgegen gerichtet sind. Allgemeine Merkmale solcher Alterna-tiver Ökonomiekonzepte sind nach Schwendter (Schwendter 1986a, S. 210) Gebrauchswertorientierung und die Möglichkeit eines basisdemokratischen, weniger arbeitsteiligen Pro-duktionsprozesses.
(1.1) Re: Alternative Ökonomie, 02.12.2001, 23:16, Stefan Merten: Hier würde mich interessieren, warum das "weniger arbeitsteilige" eine so große Rolle spielt. Die SÖ würde ich jedenfalls nicht so charakterisieren. Der Punkt wäre m.E. eher Abwesenheit von Entfremdung - und wenn die in heftigster Arbeitsteilung nicht auftritt ist es doch ok - oder?
(2) Die Alternative Ökonomie ist noch in den kapitalistischen Markt eingebunden und versucht, ihn quasi mit seinen eigenen Mitteln niederzukonkurrieren. So bestand z.B. noch 1979 die Hoffnung, dass im Jahr 1990 bereits 8 – 10% des Bruttosozialprodukts im "alternativen Sektor" erzeugt werden würde (nach Schwendter 1986b, S. 287).
(2.1) und 2000 hopsen wir über den Mond, 07.09.2001, 13:45, Babsy ??: realistische Prognosen waren das nicht, aber man kann abschätzen, was möglich ist. Die Herrschaft auf dem Computersektor ist denkbar, wenn sich genügend Leute beteiligen und der Staat auf unsere Seite gebracht wird. Hier sind alle möglcihkeiten die Werbetrommel zu rühren noch nicht ausgeschöpft, wir müssen in die Offensive gehen.
(3) Der Hauptfaktor für die Entstehung und das Wachstum der Alternativen Ökonomie besteht in der Zunahme der Erwerbslosigkeit (Schwendter 1986a, S. 261) – wie auch heute zur Entstehung der "Lokalen Ökonomie". Alternative Ökonomie wurde zur Grundlage individueller Reproduktion vorwiegend im Subkulturbereich (Schwendter 1975/86, S. 62).
(4) Ihre ökonomische Überlebensfähigkeit beruht auf den Vorteilen:
(5) Da sich die Alternative Ökonomie innerhalb der kapitalistischen Wert-Vergesellschaftung verortet, besteht auch für ihr "subkulturelles Kapital" (Schwendter 1975/86) die Notwendigkeit einer erweiterten Akkumulation. Diese ist das Hauptproblem der Alternativen Ökonomie – lange verdeckt dadurch, dass die Akkumulation häufig durch eine Umverteilung von Revenuen erfolgt, die nicht im alternativen Produktionsprozeß selbst erzielt werden (Schwendter 1975/86, S. 67).
(6) "Doch auch das Produkt des subkulturellen Einzelkapitalisten ist dem Warencharakter unterworfen, bei Strafe des sonstigen Untergangs seiner Produzenten. Das Schicksal der Unentgeltlichkeitsprojekte bezeugt dies: sie landeten dann doch im verschleierten Äquivalentenaustausch oder in der Pleite." (Schwendter 1975/86, S. 63)
Daraus ergeben sich prinzipielle Systemgrenzen alternativer (subkultureller) Ökonomie, die Schwendter ausführlich diskutiert. Das Aufzeigen dieser Grenzen soll, wie Schwendter (Schwendter 2001, S. 22) ergänzt, nicht resignativ verstanden werden, sondern führt zur Er-kenntnis, dass eine "vehemente politische Unterstützung" für eine gesamtgesellschaftliche Durchsetzung gebraucht würde.
(6.1) Politisch muss nicht staatlich heissen!, 07.09.2001, 13:37, Ano Nym: Die Zentralverwaltungswirtschaft soll nicht wieder kommen, wenn Bürokraten planen, kommt da nix Gescheites bei heraus. Aber politische Unterstützung kann Kampf gegen Softwarepatente, Einsatz im öffentlichen Bereich, Unterstützung von Open Source durch Doktorarbeiten usw. sein. Es kommt nur darauf an, dass die Zahl de rnutzer sich erhöht und die Bildungsleistung erbracht wird. Also nicht der Staat Menschen für propriätere Plattformen ausbildet (MS Wordkurse für Arbeitslose), sondern diese Gelder für freie Softwareunterstützung aufbringt.
(7) Inzwischen sind viele Hoffnungen verflogen und die Warnung, der alternativökonomische Be-reich wirke eher als "Reparaturwerkstatt des Imperiums" (Sana 1997, S. 121) denn als Alternative, ist angesichts der neoliberalen Wirklichkeit mit nichtabgesicherten Arbeitsverhältnissen und vielen kleinen "Selbständigen", besonders Frauen, aktueller denn je.
(8) Das Konzept der Gemeinwesenökonomie unterscheidet sich von den anderen alternativökono-mischen Konzepten dadurch, dass diese Ökonomie sich nicht mehr in den "heutigen Markt" gebunden sieht (Möller 1997, S. 18). Es versteht sich auch explizit als nicht-patriarchal. Gemeinwesenorientiertes Wirtschaften will mit möglichst wenig Arbeit die individuelle und gemeinsame Bedürfnisbefriedigung im Lebensumfeld vor Ort sichern (Möller, Peters 1998, S. 29). Damit wird die alternative wirtschaftliche Orientierung von Individuen und Kleinkollektiven auf regionale Gemeinwesen ausgedehnt, weil relativ vollständige Reproduktionsgesamtheiten (auch im ökologischen Sinne) im Blickpunkt sind. Die Gemeinwesenökonomie beinhaltet Selbstversorgung, wird aber noch ergänzt durch Erwerbsarbeit.
(8.1) Re: Gemeinwesenökonomie, 22.12.2001, 22:46, Herman Gürtler: Warum wieder das "Gemeinwesen", ein durchaus totaler Anspruch mit Geminwohlkonstrukten. Als Informatiklastiger halte ich sehr viel vom mehtodologischen Individualismus, der freilich gegen "Systemgrenzen" rennen muss. Warum seit ihr nicht fähig eine arnarchosyndikalistische Lösung des Problems zu wählen, wo doch nicht nur GPL, sonern auch die Entwicklungsorganisation diesem Geiste entstammt. Unabhängig, ob die Leute dies wissen.
(9) Sie ist nicht ganz deckungsgleich mit dem Konzept New Work, das außer den beiden Arbeitskomponenten Erwerbsarbeit und Eigenversorgung noch jenes Tätigkeitsspektrum aus-drücklich fordert, das nicht unbedingt für andere gemacht wird oder zur notwendigen Versorgung dient, sondern "nur" das ist, was die Person "wirklich, wirklich machen will.". Der Hauptfokus der Gemeinwesenökonomie ist jedoch – für Erwerbsarbeitsanteile wie auch die Selbstversorgung – darauf gerichtet, nicht für den anonymen Markt zu arbeiten, sondern für das "gemeinsame Eigene".
(10) Es besteht teilweise Klarheit über die Gefahr, als Entlastung für das Kapital in Krisenzeiten zu wirken (Möller, Peters 1998, S. 31). Bei Carola Möller ist die Abschaffung des Kapitals als Ziel noch nicht verloren gegangen: "Wir können das kapitalistisch-patriarchale Wirtschafssystem nicht abschaffen, wir können nur versuchen, eigene, in zunehmenden Maße vom heutigen sogenannten "freien Markt" abgekoppelte Wirtschaftskreisläufe aufzubauen, so dass wir den Kapital- und Geldmarkt heutiger Form immer weniger benötigen" (Möller 1996, S. 11).
(11) Die verwandte "Lokale Ökonomie" versteht sich stärker als Reaktion auf das Nichtfunktionieren der kapitalistischen Wirtschaft und als "Rekonstruktion der in die Krise geratenen Orte bzw. Regionen" (Birkhölzer u.a., 1996, S. 10) und strebt eine "Wirtschaft von unten" an. Hier ist die Alternative schon vom Konzept her sehr defensiv angelegt und deswegen besonders gut verträglich mit einer Integration in einen sich weiter aggressiv durch die Welt fressenden Kapitalismus.
(12) Das Konzept der Gemeinwesenwirtschaft spricht vom Umdenken und einer Änderung der "Orientierung" (von Profit- zu Gemeinwesenorientierung) und geht nicht auf kapitalistische Struktur der Gesellschaft ein (Wertvergesellschaftung...). Es ist unklar, ob wirklich die Hoffnung besteht, den Kapitalismus wenigstens tendenziell aufheben zu können, denn die die Gemeinwesenwirtschaft kennzeichnenden Merkmale beziehen sich durchaus noch auf Geld, Staat und bezahlte (neben unbezahlter) Arbeit. Woher Ressourcen und Produktionsmittel kommen, außer aus den für den Kapitalismus nicht mehr vernutzbaren Brachen, wird auch nicht thematisiert.
(12.1) Alternative Ökonomie, 23.09.2003, 15:11, Karl-Heinz Thier: Nichts tun für Geld# =>In manchen kapitalistischen Ländern subventionieren die Herrschenden ihre ProduzentInnen schon so, dass diese, wenn sie das Geld direkt ausbezahlt bekämen, ihren Lebensstandard mit noch weniger halten könnten, als Subventionen bezahlt werden. Also sollen die Herrschenden in den kapitalistischen Zentren Geld verteilen, damit nichts mit Profitabsicht produziert wird, sondern alles nur noch zum Spaß. Dadurch würde die Produktion in den Ländern der Dritten Welt nicht durch Dumpingpreise zerstört, und die Kreativität und Produktivität der Individuen in den kapitalistischen Zentren würde angeregt.# =>Die US-Regierung zahlt z.B. ihren Baumwoll-Farmern derzeit vier Milliarden Dollar jährlich. Theoretisch könnte man damit den Bauern ihren Lebensstandard finanzieren - das wäre billiger als vier Milliarden Dollar - mit der Gegenforderung: Dafür geht ihr nicht aufs Feld. Viele Landwirte würden das akzeptieren.# =>Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Sozialhilfeinitiativen in Deutschland hat nachgewiesen, dass sich 750 monatlich für jedeN finanzieren lassen, ohne dass der durchschnittliche Lebensstandard wesentlich sinkt. Damit kann mensch aber in Deutschland nicht leben. 1250 monatlich für jedeN lassen sich finanzieren, wenn es keine Eigenheimzulage mehr gibt, keine Subventionen für die Wirtschaft, keine Ausgaben für Rüstung und wenn die Vermögen beschnitten werden. Dieser Betrag enthält dann auch die Kosten für Wohnung und Krankenversicherung.# =>Damit wird diese Gesellschaft eine andere. Die meisten Menschen bleiben dann wider Erwarten nicht in ihren Hängematten liegen, sondern eine Dynamik wird in Gang gesetzt: Die Menschen sind ehrenamtlich produktiv und kreativ für ihre Gemeinschaft, gemeinsames Wirtschaften, Selbstversorgung wird Mode. Tausch, Handel, Geld, Staat, Profitwettbewerb, Wirtschaftswachstum, Export haben dann nur noch marginale Bedeutung, weil die Angst um das eigene tägliche Brot und die eigene Wohnung nicht mehr da ist. Langfristig würde selbst das Existenzgeld nicht mehr benötigt.# =>Wenn diese Gesellschaft dann beschlösse, nicht mehr vom Export abhängig sein zu wollen und ihren Überschuss den Menschen in der Dritten Welt zukommen lassen zu wollen, hätte sie lokal gehandelt und global gedacht.# =>Die Alternative ist Chaos durch Schwarzmarkt, Kriege, Korruption, Terror. Denn Sozialhilfe reicht zum Überleben, aber nicht zum Leben. Manche deutschen Politiker wollen denen sogar die Sozialhilfe ganz streichen, die sich nicht zu einer fremd bestimmten, schlecht bezahlten Arbeit zwingen lassen wollen. Gegen das Bedürfnis der Menschen, dass ihre Würde respektiert wird, lässt sich langfristig keine Politik machen.# Dramatisch ist die Lage insofern, als keiner der maßgeblichen Politiker dies begreift und mit vollen Segeln auf eine felsige Untiefe zusteuert: Gerhard Schröder glaubt immer noch, dass eine Vollbeschäftigung möglich sei. Oskar Lafontaine glaubt immer noch, dass Wirtschaftswachstum notwendig sei. George W. Bush glaubt immer noch, er müsse die Menschen in der Dritten Welt nicht als PartnerInnen behandeln. Schröder und Lafontaine glauben immer noch, der Anspruch des Grundgesetzes auf Menschenwürde ließe sich mit anderen Mitteln als dem Existenzgeld einlösen.
(13) Durch die Orientierung auf Selbstversorgung wird Bezug genommen auf überindividuelle und überkollektive Gemeinwesen als Mindestgebiet wirtschaftlicher Tätigkeit. Dadurch ergibt sich eine inhärente Tendenz, die Reproduktion des Gemeinwesens als Eigenzweck zu verstehen, dem die Individuen sich – im eigenen Interesse natürlich – unterordnen müssten.
(14) Die Ziele der wirtschaftlichen Tätigkeit werden im Barefoot-Konzept (nach Braun 1998, S. 487) schon breiter abgesteckt als im Gemeinwesenkonzept. Die Barfuß-Ökonomie versteht sich direkt als Ökonomie des Widerstandes gegenüber dem marktwirtschaftlichen Konzept des Wirtschaftswachstums. Und sie hat ein umfassenderes Verständnis von Bedürfnissen. Diese umfassen neben Subsistenz, Schutz, gefühlsmäßige Beziehungen, Verständnis, Teilnahme, Muße und schöpferischer Tätigkeit neuerdings auch Identität, Freiheit und Transzendenz.
(15) Der durch die Diskussion der Produktionsweise von Freier Software entstandene Diskussionszusammenhang Oekonux (mit dezentral verteilter AutorInnenschaft) entwickelt eine noch weitergehende Vorstellung einer Freien Wirtschaft und Gesellschaft. Ich möchte dies hier im Kontrast zum Gemeinwesenkonzept genauer darstellen.
(15.1) Re: Selbstentfaltungs-Ökonomie, 02.12.2001, 23:17, Stefan Merten: Dazu muß ich natürlich ein paar Sachen loswerden ;-) . Ich bin relativ penibel, finde deinen Ansatz, Annette, aber sehr wertvoll :-) .
(16) Zuerst möchte ich die Gemeinsamkeiten hervorheben:
(16.1) 02.12.2001, 23:22, Stefan Merten: Nun, Selbstversorgung und Selbsthilfe spielen in der Freien Software / SÖ zwar sicher eine erhebliche Rolle, sie sind aber wohl nicht die ausschließlichen Motive - jedenfalls nicht, wenn es um die Selbstversorgung mit nützlichen Produkten geht. Außerdem sind die Communities Freier-Software-EntwicklerInnen nicht so abgeschlossen wie ich die GÖ-Communities verstehe. Schon von daher wird es schwierig mit einem definierbaren "Selbst", auf das sich eine Versorgung überhaupt beziehen könnte.
(17.1) 02.12.2001, 23:24, Stefan Merten: Auch hier würde ich eher Unterschiede sehen. Freie Software ist nur im Ausnahmefall überhaupt demokratisch. Konsensorientierung - ob bewußt oder unbewußt - fände ich eine richtigere Beschreibung.
(24) Diese Übereinstimmungen sollen spezifische Differenzen nicht verdecken:
(28.1) Bedürfnisse, 17.06.2002, 17:29, Carola Moeller: Die SÖ sagt: "alle real auftretenden menschlichen Bedürfnisse sind notwendig und für diese Menschen wünschenswert". Ich bestreite das. Es gibt einige natürliche Grundbedürfnisse: essen, trinken, sich kleiden, wohnen, soziale Kontakte. Aber schon die Art und Weise wie wir diese Grundbedürfnisse befriedigen, ist gesellschaftlich geprägt. Alle anderen nicht existentiell notwendigen Bedürfnisse sind geprägt von unserer Kultur, von Gewohnheiten, Mode, Lebensstil etc. D.h. für mich: Bedürfnisse und ihre Ausgestaltung sind gesellschaftspolitische Größen, die sich auch nur langsam ändern lassen. Unser Beispiel war: Es gibt kein Bedürfnis nach einem Auto, sondern ein Bedürfnis, Entfernungen zu überbrücken. Ob das mit einem Auto oder auf andere Weise gemacht wird, obliegt im Kontext unserer heute üblichen Alltagsgestaltung keinesfalls immer in der freien Entscheidung eines Einzelnen. Um zu sinnvollen (wahren) Bedürfnissen zu kommen, braucht es die ständige Auseinandersetzung mit Anderen, Gleichgesinnten, also auch eines "Außen".
(32) Das soll nicht heißen, dass die Gedanken zu einer Selbstentfaltungs-Gesellschaft bereits vollständig ausgegoren seien. Wir haben uns noch vielen Fragen ausdrücklich zu widmen. Das Verhältnis von allgemeiner Reproduktion und Produktion im üblichen ökonomischen Sinne ist genauer zu diskutieren (vor allem in Hinsicht auf die von Frauen eingebrachten Aspekte). Die Ökologie-Frage ist mit dem obigen Vermerk auf ihr Enthaltensein in individuellen Bedürfnissen noch nicht abgearbeitet und auch das Verhältnis von materieller und immaterieller Produktion (bei Zunahme der Bedeutung der Informationssphäre) ist noch nicht ausreichend geklärt worden. Diese Texte hier in CONTRASTE sind teilweise eine erste explizite Bezugnahme auf solche Fragen, nachdem das Grundsätzliche auf ziemlich fundierter Grundlage ausgearbeitet wurde. Die weitere Arbeit wird weiter dezentral-vernetzt vor allem im Internet erfolgen und abhängig davon, wie viele Menschen sich mit welchen Beiträgen beteiligen, kann das Konzept weiter qualifiziert werden. wir laden herzlich dazu ein...
(33) Ich trage hier noch einige Fragen zusammen, die ich gern in OpenTheory speziell zur Diskussion stellen möchte (Vielleicht sind ja auch einige Fragen falsch gestellt...)
(34) Inwieweit umgeht das Konzept der Selbstentfaltungsökonomie die Probleme der Alternativen Ökonomie? (Selbstausbeutung, keine Akkumulation...) Reicht der Verweis auf Verwertungsfreiheit hier tatsächlich aus?
(34.1) Nutzenakkumulation, 07.09.2001, 13:40, Ano Nym: Im Recherbereich herrscht das Gesetz des permanenten Fortschritts, was ökonomisch für jemanden nicht zu leisten ist, wandert morgen auf den Schrott. Man wird lediglich ausgewschlossen an der Spitze der Entwicklung zu marschieren.
(34.2) 02.12.2001, 23:33, Stefan Merten: Monetäre Selbstausbeutung kann es ohne Wert nicht geben - klar. Eine freiwillige Verausgabung bis zur Erschöpfung kann dagegen ein Teil von Selbstentfaltung sein. Hier müssen wir aufpassen, was genau wir meinen.
Akkumulation kann es ohne Geld auch nicht geben.
(35) Braucht auch die Selbstentfaltungsökonomie zusätzliche "vehemente politische Unterstützung"? Oder ist sie ein Selbstläufer?
(35.1) 02.12.2001, 23:34, Stefan Merten: Die Keimform(en) brauchen sicher politische Unterstützung. Da aber die SÖ in vielerlei Leute Interesse liegt, wird sie nach meiner Schätzung zumindest eher ein Selbstläufer als die Alternative Öknonomie.
(35.1.1) Mathematisch gesprochen, 22.12.2001, 22:55, Herman ??: Der Gedanke, dass sie nur funktionieren kann, wenn sie ein Selbstläufer wird. Also keiner theoretischen Begleitung, keiner Kontrolle bedarf, wenn jedem offensichtlich wird, dass er ein "lokales Optimum" verlässt, um sich dem globalen anzunähern.
(36) Sollten wir, bzw. wie können wir mit den sich herausbildenden Lokalen Ökonomien bzw. Gemeinwesenökonomien zusammen arbeiten?
(36.1) Gemienwesen, 03.10.2001, 22:02, Ano Nym: Das hört sich ziemlich spiessig an, das mit dem Gemeinwesen, Dorfgemeinschaftsmässig
(36.1.1) Re: Gemeinwesen, 07.10.2001, 18:47, Annette Schlemm: Wie es sich anhört, darauf kommt es nicht an. Wir reden hier nicht am Kneipenstammtisch, sondern verwenden Worte, die wir uns gegenseitig erklären und über deren Gebrauch wir im allgemeinen sorgfältig nachdenken. In diesem Fall bezieht sich das Wort „Gemeinwesenökonomie“ auf ein umfassendes ökonomisches Konzept, das auch in der Literatur aufgeführt ist (siehe besonders Literatur von Carola Möller).
(36.1.1.1) Re: Gemeinwesen, 22.12.2001, 22:53, Ano Nym: Die Flcuht ins Abstrakte, alle die von aussen kommen, kann man dann als Trolle beschimpfen, weil sie die theorie nicht ganz durchdrungen haben, ein primitiver Herrschaftsmechanismus. Schreibt lieber "deutsch" und sagt klar, was ihr wollt und was nicht. Keine Neusprech.
(36.2) 02.12.2001, 23:36, Stefan Merten: Ich verstehe gar nicht, wo da der Bruch sein soll, der dir Frage überhaupt erst entstehen lassen könnte. Freie Software kann z.B. von allen genutzt werden - auch von Lokalen oder GÖ.
(37) Inwieweit ist die Selbstentfaltungsökonomie anti-patriarchal? Ist sie das "von selbst", oder was ist dazu noch vonnöten?
(37.1) 02.12.2001, 23:37, Stefan Merten: Ich drehe die Frage mal um: Wie könnte Selbstentfaltung patriarchal sein? Sehe ich momentan nicht.
(38) Inwieweit sind jene Tätigkeiten mit berücksichtigt, die in der traditionellen Ökonomie unsichtbar bleiben und die vorwiegend von Frauen gemacht werden? (bis hin zum Kloputzen).
(39) Wie geht die Selbstentfaltungsökonomie mit der Ökologie um? Reicht die Hoffnung darauf, daß in Freien Vereinbarungen alle von selber darauf achten?
(39.1) 02.12.2001, 23:40, Stefan Merten: Auch wenn das keine Antwort auf die Frage ist: Die jetzige Vergesellschaftungsform achtet nicht drauf - und wesentlich, weil - wie Bush dankenswerterweise offen ausgesprochen hat - Klimaschutz der Wirtschaft schadet. Jede Änderung in Richtung einer Abschaffung des Profitprinzips und jenseits des Chaos würde hier etwas bringen.
(40) Ist es wirklich gesichert, daß genug Menschen aus ihrer eigenen Selbstentfaltung heraus das Bedürfnis haben, sich um die Alten, Kranken, Schwachen, Kinder etc. zu kümmern?
(40.1) 02.12.2001, 23:43, Stefan Merten: Auch hier gilt eine ähnliche Argumentationsweise - allerdings wieder keine Antwort auf die Frage. Ich würde allerdings hoffen, daß eine SÖ einerseits menschlichen Kontakt wieder besser ermöglicht und andererseits Muße läßt. Solche Bedingungen würden m.E. eine positive Entwicklung befördern.
(41) Wie halten wirs mit dem Eigentum an Produktionsmitteln? Brauchen wir den Kapitalisten wirklich nichts mehr wegnehmen? Von Bits und Bytes können wir uns alle nicht ernähren, auch wenn deren Bedeutung relativ und absolut anwächst.
(41.1) Wozu Produktionsmittel?, 07.09.2001, 13:39, Ano Nym: Niemand wird daran gehindert öffentliche Produktionsmittel aufzubauen. Kein Bauer gehindert in eine Genossenschaft einzutreten. Der Kapitalismus ist toleranter als man denkt.
(41.2) 02.12.2001, 23:44, Stefan Merten: Ich denke, daß sich diese Frage an einem betimmten Punkt von ganz alleine sehr konkret stellen wird und deren Beantwortung wird dann eher klar sein. Würde ich momentan keine Prognose wagen.
(42.1) Parecon, 19.06.2003, 19:56, Johannes Fangmeyer: Hallo, im http://www.zmag.de und http://www.zmag.org wird die Partizipatorische Ökonomie (kurz Parecon) vorgestellt. Auch unter http://www.parecon.org. Ist das eine alternative, oder ist das schon wieder zu konkret?