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Nach den Unis werden die Schulen an der Reihe sein. BERTELSMANN ist auf dem Wege zur Privatisierung des Schulwesens.

Maintainer: Rolf Jüngermann, Version 1, 15.01.2002
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

Bertelsmann & Schule GmbH

(1) PUBLIC EDUCATION IS NOT FOR SALE

(1.1) Re: Bertelsmann & Schule GmbH, 15.01.2002, 23:15, Frank Borris: ( Warum wird ein zusammenhängender Text zerbröselt mit "kommentieren"?) Früher gab es die Allmende. Gemeingut, die Erde, die Natur ist für alle da. Das Wissen gehört allen. Ergebnis der Menschheitsgeschichte. Die Informatik z.B. die Quellcodes sind keine Privatsache zum Geldverdienen. Daher Linux. Die Sterne, das Meer, der Wald, die Felder und Wiesen. Was ich weiß, teil ich gerne mit, auch ohne Geld dafür zu bekommen.

(1.2) Re: Bertelsmann & Schule GmbH, 23.02.2002, 21:48, michael grimburg: danke für den tollen text, inhaltlich hab ich vorerst nichts wichtiges anzumerken, ich werde mir erlauben das url an betroffene und interessierte weiterzuleiten um diese geschichte im besonderen aber auch ot im allgemeinen bekannter zu machen. liebe gruesse michi

(2) Kennen Sie MOMO? Die Geschichte von den Grauen Herren? Den Zeitdieben? „Sie hatten ihre Pläne mit der Zeit der Menschen. Unauffällig hatten sie sich im Leben der großen Stadt und ihrer Bewohner festgesetzt. Niemand kannte den Wert einer Stunde, einer Minute, ja einer einzigen Sekunde Leben so wie sie. Freilich verstanden sie sich auf IHRE Weise darauf, so wie Blutegel sich aufs Blut verstehen, und auf IHRE Weise handelten sie danach.“ (Michael ENDE)

(2.1) Die Welt ist kein einfaches Kinderbuch, eher eine ?endliche Geschichte, 25.03.2002, 15:37, Fritz Letsch: Die grauen Damen und Heren sitzen leider auch schon längst in den Schulen und bringen uns bei, dass es erstrebenswert ist, die Welt in Verbeamtung zu Ende zu verwalten. Hätten sich unsere öffentlichen Schulen nicht als weitgehend innovations-resistent erwiesen, hätten private überhaupt keine Chance. Verrückterweise sind es nun die Mitarbeitenden der Stiftungen, die auf die emanzipatorischen Ansätze in der Pädagogik reagieren, die von den Lehrenden und ihren Verwaltenden als zu idealistisch und nicht realisierbar abgetan wurden.

(2.1.1) Evolutionäre Weiterentwicklung im Bildungswesen, 13.06.2003, 11:45, Guido Strunck: Ausschlaggebend dürfte auch sein, dass die Betreiber privater Bildungseinrichtungen Bedürfnisse erfüllen, welchen die öffentlichen Schulen und Unis nicht gerecht werden (können). Sonst gäbe es sie ja gar nicht. Was also läuft dort anders und besser? Letztlich muss ja auch beim Privat-Gymnasium oder der Privat-FH ein staatlich geprüfter und anerkannter Abschluss rauskommen. Gleiches Ziel also. Ich denke bei den "privaten" wird weniger administriert und mehr auf die konkreten Bedürfnisse der Kunden eingegangen. Weil die dafür zahlen und somit ihr Recht einklagen können. Weil ungeeignetes Personal entlassen werden kann. Weil der Druck da ist, bei Lehrmethodik, Material und Sachausstattung stets am aktuellen Stand zu sein. Und "alte Zöpfe" schon allein aus dem Interesse am nächsten Monatsgehalt nicht mehr jahrzehntelang mit durchgeschleppt werden. Evolutionäre Weiterentwicklung also.

(3) Die Grauen Herren von heute haben ihre Zentrale in Gütersloh. Sie unterliegen keiner demokratischen Kontrolle. Rechenschaftpflichtig sind sie letztendlich nur einer extrem kleinen Minderheit von Kapitaleignern. Sie wurden nicht gewählt, sondern ausgewählt. Sie haben kein Mandat sondern einen Auftrag. Und der lautet: Das Terrain sondieren und aufbereiten für eine Privatisierung des Schulwesens. Was denn sonst außer „Shareholder Value“ kann heute einen gigantischen Internationalen Konzern dazu bewegen, die Manpower von knapp 300 Mitarbeitern, jährlich über 100 Millionen DM in „operative Stiftungen mit der größtmöglichen Hebelwirkung“ (O.ton Bertelsmann 1) zu investieren.

(3.1) Welche Kontrolle haben wir heute?, 25.03.2002, 15:45, Fritz Letsch: Es mag ja Bundesländer geben, in denen die Bürger das Gefühl haben, in der Kulturpolitik mitreden zu können, aber hier in Bayern ist jede Mitsprache massiv verbaut. Was unter dem Zeichen der Kreuze verteidigt wird, ist die Macht der Gott-nahen über alle anderen.# Und auch in Sachsen hatte ich erst vor Kurzem zu erleben, dass auch die aufgeschlossensten Lehrkräfte meinen, einzig mit Druck auf die Schüler und durch Disziplinierung ihren Unterricht aufrechterhalten zu können.#

(3.2) Eine Frage der Mitbestimmung, 13.06.2003, 11:49, Guido Strunck: Also wenn wir ehrlich sind, so hat jeder Bertelsmann-Aktionär bei Bertelsmann mehr mitzubestimmen als unserereins in der deutschen Politik. Einmal alle 4-6 Jahre wählen und dann auch nur Auswahl aus mehreren untauglichen Optionen nach dem Prinzip des kleinsten Übels - das kann es doch wohl auch nicht sein.

(4) Mit gesteigerten Profiten aus dem Verkauf von Büchern, von Medien des „distance learning“, wird man sich nicht zufrieden geben können. Auch nicht mit Steuervorteilen allein. An die „Staatsknete“ muss man heran, soll sich der Einsatz von Hundert Millionen DM jährlich irgendwann wirklich auszahlen. „Running school“ - so könnte es gehen. Und GATS 2 ebnet den Weg dazu: Schrittweise Privatisierung rentabel organisierbarer Teile des Schulwesens bei fortgesetzter Finanzierung durch den Staat. Im Hochschulbereich wird es gerade vorexerziert 3 . Um die anderen, um die „Schwarzen Schulen“ 4, um die nicht profitablen Teile des Schulwesens mag sich kümmern wer will.

(4.1) Mir gefällt die Verlagspolitik ja auch nicht ..., 25.03.2002, 15:53, Fritz Letsch: und die Gats-Politik als Entmündigung der Regionalstruktur ist sicher ein Verbrechen, das eine reale Demokratisierung irgendwann rückgängig zu machen hat - aber die Verteidigung der bestehenden Strukturen kann nicht der Ausweg sein.# Natürlich wird die Privatisierung rentabler Bereiche angestrebt, ich rechne aber auch mit dem Eingang über die derzeit staatlich nicht handhabbaren Bereiche der nicht anpassbaren Schulverweigerer (derzeit z.T. durch kirchliche Träger) und der Nachschulung in berufsvorbereitenden Kursen, die schon länger in privater Hand liegen.

(5) Seit einigen Jahren nun sind wir Zeugen, wie der Prozess der Privatisierung vorsichtig auf den Weg gebracht wird. Von der Vollendung dieses Prozesses sind wir noch weit entfernt. Wie er im einzelnen ablaufen wird und wohin er konkret führen wird, ist nicht vorherzusehen, liegt auch nicht fest, hängt entscheidend mit davon ab, wie wir uns politisch verhalten, solange er noch nicht zu viel Eigendynamik entwickelt hat. Insofern ist es von großer Bedeutung, dass wir uns mit der Demo am 30. Oktober mit großem Nachdruck zu Wort gemeldet haben. Es gibt Anzeichen, dass diese Botschaft durchaus verstanden worden ist.

(6) Das Vorgehen hat Methode. Von ganz langer Hand, von ganz oben und auf ganz lange Sicht. Und weltweit dazu. Die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen zum Beispiel sind – weitgehend unbemerkt - schon vor Jahren geschaffen worden. Mit den Grauen Herren aus Gütersloh begegnet uns nun zum ersten Mal die konkrete praktische Umsetzung der radikalen verfassungsrechtlichen Neuinterpretation von Artikel 14 unseres Grundgesetzes („Eigentum verpflichtet. . . . „) im Sinne von Neoliberalismus, Weltbank, WTO und GATS. Vorgenommen von Staatsrechtlern unter der Ägide von Hans-Jügen PAPIER und aufgenommen in den hochrenommierten und offiziösen Grundgesetzkommentar von Maunz/Dürig in Form von ca. 600 Randnoten schon vor Jahren. Die neuen Kommentatoren haben eine wahrhaft gründliche Umorientierung vorgenommen. Mit dem Ergebnis, dass die Sozialpflichtigkeit des Eigentums nun verstanden wird als Anspruch des Kapitals auf Einmischung in die Politik. Es wird eine spezielle Legitimation des Kapitals zum Eingreifen in die Politik unter Einsatz der ihm zur Verfügung stehenden Mittel behauptet. Das Gewicht des großen Kapitals gilt nicht mehr als Gefahr für die Demokratie sondern umgekehrt: Die Demokratie wird als Gefahr für die Freiheit des agierenden Kapitals verstanden. PAPIER betont, dass diese Einmischung nicht einmal das Gemeinwohl im Auge zu haben brauche. Vielmehr beinhalte die Sozialpflichtigkeit des Eigentums gerade eine Einmischung mit privatnütziger Zielsetzung. Eine rein auf den Volkswillen gestützte Demokratie lehnt PAPIER entschieden ab. Das Grundgesetz kenne gemäß Artikel 14 „keine Totalität des demokratisch legitimierten Hoheitsaktes, keine potentiell absolute Herrschaft der politischen Demokratie über Gesellschaft und Wirtschaft“ 5. Hans-Jürgen PAPIER ist inzwischen Richter am Bundesverfassungsgericht und Vorsitzender von dessen Erstem Senat.

(7) Noch müssen die Grauen Herren Akzeptanzprobleme berücksichtigen. Daher: Nichts überstürzen. Freundlich, geduldig und bescheiden auftreten. Kluge Vorschläge machen. Hie und da ein übersichtliches, sicher beherrschbares Projekt wie „Schule & Co“ organisieren und damit demonstrieren, man könne es eben doch besser als der Staat. Verbindungen knüpfen und festigen. Mögliche Verbündete aufspüren, überzeugen und für sich gewinnen. Gegner identifizieren, ihre Argumente, ihre Schwächen studieren. Die Ölfleckmethode. Einsickern, nicht aufdrängen. „Private-public-partnership“ mit dem Regierungsapparat, mit SPD und Grünen, mit Teilen der GEW. Ein denkbarer nächster Schritt: An ausgesuchten Schulen werden Schulmanager eingesetzt. Auf Kosten des Konzerns. Als großherzige Spende sozusagen. „Hochbezahltes Pädagogisches Personal ist doch für diese Aufgaben viel zu schade.“ (O.ton Bertelsmann)

(8) Die Worthülsen lauten u.a.: „Reform“, „Effizienz“, „Qualitätssteigerung“, „Evaluation“, „Demokratie“, „Autonomie“, „Selbständige Schule“, „Neue Lernkultur“. Eine Innovationslyrik von „Blühenden Landschaften“, die angesichts des gewaltigen Reformstaus in der Schulpolitik bei nicht wenigen KollegInnen auf fruchtbaren Boden fällt, die der politischen Klasse nach den Erfahrungen der letzten Jahre wirkliche Problemlösung nicht mehr zutrauen.

(8.1) Nur Worthülsen ?, 13.06.2003, 13:11, Guido Strunck: Es wäre schön, wenn es sich dabei tatsächlich nur um Lyrik und "Worthülsen" handeln würde. Und die "politische Klasse" (???) ihre Aufgaben im Griff hätte bzw. ihren Anforderungen gerecht würde. Das dem nicht so ist, sehe ich fast täglich. Es müssen also wirklich Änderungen her. Und weil man die Notwendigkeiten der letzten Jahrzehnte verschlafen hat, fallen diese Änderungen nun etwas heftiger aus.

(9) Wenn aber die Grauen Herren aus Gütersloh – und anderswo, Disneyland z.B. - erst einmal fest installiert sind neben der alten Administration, wenn „fast education“ und geistige „coca- colanization“ um sich greifen, wenn die Mitbestimmungsrechte unwiderruflich abgebaut sind, wenn die Zahl der KollegInnen mit prekären Arbeitsverträgen, denen die Rolle leicht erpressbarer pädagogischer Handlanger zugedacht ist, weiter zunimmt, wenn die planmäßig herbeigeführte Finanznot immer drängender wird, dann könnten im Ergebnis von Privatisierungsschritten ganz andere Managementmethoden Platz greifen, denen gegenüber die staatliche Gängelung, die wir heute beklagen, wie ein schöner Traum aus alter Zeit erscheint. Ein Zurück wird es dann nicht mehr geben. Dafür sorgen allein schon die GATS- Regeln, die über dem Landesrecht stehen.

(9.1) GATS - Regeln, 16.01.2002, 21:41, Birgit Niemann: Was sind die GATS - Regeln, würde mich interessieren?

(9.1.1) Re: GATS - Regeln, 18.01.2002, 13:28, Rolf Jüngermann:
Info zu GATS:
Mit dem 1994 beschlossenen internationalen Handelsabkommen GATS (General Agreement of Trade in Services) ist man auf dem Wege, auch den Bildungssektor in die Hände der privaten Wirtschaft zu legen. Bildung wird als Handelsware betrachtet.
Unter der Schirmherrschaft der WTO (World Trade Organization) vorbei an der Kontrolle nationaler Parlamente schafft GATS die Möglichkeit, weite Teile des öffentlichen Dienstes zu privatisieren. Geöffnet werden müssen früher oder später alle Sektoren, die nicht monopolistisch staatlich geführt werden. So auch der Schulsektor, auf dem ja in Deutschland bereits einige private Einrichtungen tätig sind.
Ausländische Unternehmen können sich mit dem durch GATS vertraglich gesicherten Anspruch auf Gleichbehandlung mit Hilfe der WTO den Zugang zum öffentlichen Sektor eines Landes einklagen. In Zweifelsfällen trifft ein "Trade Tribunal" der WTO die Entscheidung. Die Hearings dieser Tribunale sind nicht-öffentlich. Die getroffenen Entscheidungen werden durchgesetzt. Auch gegen demokratisch getroffene Entscheidungen in den betroffenen Ländern.
Eine Rückführung in staatliche Hände ist, sind diese Bereiche einmal für die Privatwirtschaft freigegeben, laut GATS-Vertrag praktisch unmöglich, selbst wenn eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung eines Landes sich dafür aussprechen würde.

(9.1.1.1) Re: GATS - Regeln, 20.03.2002, 21:51, Ano Nym: FYI / link-announcement - Wort OeH-WEB/GATS-site_online (german)# http://www.oeh.ac.at/oeh/gats

(10) Unterschiedliche Lehrerlöhne in unterschiedlichen Landesteilen, Gemeinden und selbst innerhalb von Stadtteilen und benachbarten Schulen könnten ganz schnell wiederkehren, ein Zustand, der erst im 20. Jahrhundert zum Glück beendet werden konnte. Denn die Verstärkung der sozialen, ethnischen und regionalen Segregation und Stratifikation bei SchülerInnen wie LehrerInnen waren noch immer die unmittelbare Folge von Privatisierung im Schulwesen. 6

(10.1) Tarifverträge?, 13.06.2003, 13:12, Guido Strunck: Sollten sich solche Fragen nicht über Tarifverträge lösen lassen? Wozu braucht man da wieder mal den Staat?

(11) NRW droht dann in der OECD in die Spitzengruppe der Regionen mit dem am weitesten entwickelten System sozialer und ethnischer Selektion im Schulwesen zu geraten. Hier würde mit der neuen Privatisierungswelle eine fatale weitere Zuspitzung in einem System vollzogen, in dem alle anderen überhaupt bekannten Selektionsmechanismen bereits jetzt Anwendung finden: a) ein sozial und ethnisch selektives konfessionelles System in der Primarstufe (einmalig selbst in der BRD und weit darüber hinaus), das schulintern spätestens ab dem 3. Schuljahr stark auf Selektion ausgerichtet ist, b) ein voll entfaltetes und eingefahrenes fünfgliedriges Schulwesen in der Sekundarstufe I und c) eine u.a. durch ein stark verengtes Bildungsverständnis hochselektive Sekundarstufe II. Die Folgen – darunter offene Apartheid 7 – sind in den Kommunen mit Händen zu greifen. Auf PISA-E dürfen wir gespannt sein.

(11.1) In der Praxis haben wir das schon, (zumindest hierzulande), 25.03.2002, 16:06, Fritz Letsch: nur gibt es keiner zu, weil ein Versagen des idealistischen Systems nicht eingestanden werden kann: Unsere Lehrkräfte sind nicht auf die Arbeit mit Migranten vorbereitet, ihr Versagen bei den Improvisationen in diesem Feld wird milde verschwiegen.
Die Elite-Sprüche hat aber nicht nur unsere Regierung, trägt nicht nur die Hochschule sowieso in sich: Die Grenzen liegen eher bei drinnen und draussen in den staatlichen Strukturen.
Hiesige Apartheid sehe ich eher im Protektionismus, bis in die Gewerkschaften.

(12) Emanzipation, Demokratisierung, Bürgerrecht auf Bildung für alle, soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit . . . aus welchem Grund sollten wir davon ausgehen können, dass internationale Konzerne sich plötzlich ausgerechnet DIESE Ziele setzen und nicht die knallharte Ökonomisierung der Schulen, die dazu gebracht werden, marktgängig zu werden und miteinander um KAUFKRÄFTIGE Nachfrage zu konkurrieren? 8 Reicht allein die Tatsache, dass wortgewandte Konzernvertreter sich vor der Öffentlichkeit, auf Konferenzen und Tagungen gerne in diesen Begrifflichkeiten bewegen, tatsächlich schon aus, in naivem Optimismus und einem seligen Hoffen auf „Blühende Landschaften“ alle weltweit gemachten Erfahrungen beiseite zu schieben? In der Kluft zwischen Sein und Schein, zwischen dem was gesagt wird und dem was real angestrebt wird, liegt der immanente Konflikt, woran die Privatisierung letztendlich scheitern könnte, so geschickt sie auch eingestielt wird. 9

(12.1) Ziele, 17.02.2002, 12:10, Christian Apl: Die erste Frage ist überaus berechtigt. Oberstes Ziel der Konzerne muss die Profitmaximierung sein, alles andere wird dem untergeordnet.
Für uns bedeutet das wohl, dass wir Strukturen aufbauen bzw. stärken müssen, die "Emanzipation, Demokratisierung, Bürgerrecht auf Bildung für alle, soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit" zum ersten Ziel haben und in diese Richtung - möglichst wirkungsvoller als die Marktmechanismen - arbeiten können.

(12.2) Emanzipation war auch noch nie lehrbar., 25.03.2002, 16:15, Fritz Letsch: Die Ziele werden sicher auf berufsvorbereiten Themen konzentriert sein, wie dies für die Mehrheit in diesem angestellten Land auch sinnvoll ist. Der Widerspruch zu einem stumpfsinnigen System wird dann auch in den Köpfen wachsen, wenn sie zu denken gelernt haben. Die Frage ist für mich viel mehr die nach Zugangs-Chancen insgesamt. Im heutigen staatlichen System sind diese nicht wirklich allgemein gegeben, sonst bestünde auch keine Chance für neue Modelle. An den Ergebnissen wird sich dann allerdings messen, ob diese Schulen mehr Cola-Trinker produzieren, als die bisherigen ...

(13) Es könnte sich auch bei uns herausstellen, was international kaum mehr ernsthaft bestritten wird: Marktmodelle, Wettbewerbsmodelle mit regelmäßigen Elektroschocks sind NICHT die adäquate Organisationsform des Schulwesens. Für eine solche Einschätzung finden sich gute Gründe nicht nur in den wissenschaftlichen Veröffentlichungen.10 Liest man das vor kurzem von den JunglehrerInnen der GEW NRW in einem langen Arbeitsprozess entwickelte „Berufsleitbild“ 11 , dann wird deutlich: Das Selbstverständnis nicht nur der jetzigen, sondern auch der nächsten Generation von LehrerInnen ist mit den Zielen der Grauen Herren nicht kompatibel.

(13.1) Schön, wenn bei euch die Lehrenden keine grauen Damen und Herren sind., 25.03.2002, 16:38, Fritz Letsch: Hier sind die KollegInnen von der GEW leider so depressiv, wie das Schulsystem repressiv ist. Sicher finden sich für die neuen Schul-Firmen aber noch genügend Benachteiligte aus anderen Berufen, zum Beispiel SozialpädagogInnen, die bei kommunikativerer Ausbildung weit schlechter bezahlt sind. An solchen Grenzen hat sich die gewerkschaftliche Arbeit auch meist schnell zerlegt.

(14) Und einen Mann mit Einfluss aus den Reihen der Partei der Neuen Mitte gibt es, der sich – wie es scheint - bisher auch nicht hat vereinnahmen lassen für die neue Democracy. Bundespräsident RAU hält – ganz im Gegensatz zu Roman HERZOG – betonte Distanz zu den Grauen Herren und ihren Umtrieben. Vielleicht weil er ein weiser und belesener Mann ist und irgendwann einmal MOMO gelesen hat und sich erinnert, wie es am Ende ausgegangen ist mit den Grauen Herren, die von nichts anderem lebten als von der den Menschen gestohlenen Zeit.

(14.1) Die Macht der grauen Herren ist auch begrenzbar., 25.03.2002, 16:50, Fritz Letsch: Dazu ist allerdings genauer darauf zu achten, wo wir denken lassen und wo sich unser Geld rumtreibt. Und mit wem sich Momo nun zusammentut, ob ihr da ausgerechnet ein Bundespräsident hilfreich ist - na ja, vielleicht.
Ich werd jedenfalls die aktuelle Einladung der Bertelmann-Stiftung, weiter an einem Modell zu Gemeinsinn-Projekten mitzuarbeiten, kritisch auf meinem Schreibtisch liegen lassen. Es ist durchaus interessant und lehrreich, was die Mitarbeitenden der grauen Herren aus internationalen Quellen zusammensammeln.
Natürlich wäre mir das in einem community-geführten und -kontrollierten Projekt noch lieber, aber da ich zu früh die grauen Stätten der Staatschulen verlassen hab, muss ich mich dort verdingen, wo ich bezahlt werde ... Für Interessierte: http://www.projekt-gemeinsinn.net

(15) ------------------ Fußnoten sowie die benutzte Literatur finden sich - überwiegend als Volltext - auf der WebSite www.bipomat.de . -------------------

(15.1) 14.08.2002, 01:14, Karl Dietz: zur info: > > Mit einem Positionspapier "Wir brauchen eine andere Schule!" > möchte > die Bertelsmann Stiftung die Diskussion wieder auf einen sachlich > und > fachlich fundierten Boden holen. Unter folgendem Link finden Sie unser Positionspapier: http://www.bertelsmann-stiftung.de/news/item.cfm?lan=de&nId=15&aId=775

zur diskussion: solche ot-projekte wie dieses hier? was bringt das?? besser gleich nur ein link auf bipomat.de??? oder den text auf coforum.de stellen. na ja, vielleicht zu pessimistisch. weitere infos zu bertelsmann in info48. have a click. karl

Rolf Jüngermann, Gelsenkirchen


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