Home Was ist ot ? Regeln Mitglieder Maintainer Impressum FAQ/Hilfe
Eine Feministische Ökonomie im Vergleich mit Oekonux
Maintainer: Annette Schlemm, Version 1, 03.06.2001
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv
(1) Ich finde in den in Oekonux diskutierten Vorstellungen über eine nichtkapitalistische Gesellschaft auch jene Forderungen wieder, die von Carola Möller als "Feministische Ansätze zu einer alternativen Ökonomie " (Möller 1996) in CONTRASTE vorgestellt wurden. Es geht um ein "basisdemokratisch organisiertes bedarfsorientiertes vorsorgendes Wirtschaften ". Interessant ist eine unbeabsichtigte Paralellität der Beschreibungen des neuen Wirtschaftens: Carola Möller spricht von der Arbeit für das "gemeinsame Eigene " und bei Ökonux geht die Redewendung vom "gemeinsamen Eigeninteresse ".
(2) Die in Ökonux zusätzlich vorausgesetzte globale Vernetzung (bei Beibehaltung der Selbst-Organisierung "von unten ") fügt diesem bisher aufs Regionale beschränkten Konzept eine weitere notwendige Dimension hinzu.
(3) Obwohl in den Ökonux-Diskussionen tatsächlich quantitativ sehr viel mehr Männer diskutieren als Frauen, treffen auf sie die Kritikpunkte von Carola Möller an den üblicherweise von Männern erzeugten Konzepten nicht gut zu:
(8) Hier zeigen sich dann auch Differenzen: Ausgangspunkt bei Oekonux ist die Selbstentfaltung menschlicher Individuen. Vielleicht finden manche Feministinnen hier wieder einen Kritikpunkt, weil sie in dieser Selbstentfaltung das "typisch männliche " Transzendenzbestrebungen wieder finden. Tatsächlich – dies ist hier vorausgesetzt: für alle Menschen, jedes Individuum, unabhängig vom Geschlecht. Nicht die Reproduktion von Gesellschaft oder Gemeinwesen ist das Ziel, dem sich die Menschen unterzuordnen hätten.
(9) Bedürfnisse nach ökologischer Intaktheit gehören zu den Selbstentfaltungsbedürfnissen immanent dazu, müssen nicht zusätzlich ins System gebracht werden (durch eine Instanz, die über die "Richtigkeit " der Bedürfnisse entscheidet).
(10) Über "Kostendeckung " wird in Oekonux wenig nachgedacht, weil eine Selbstentfaltungs-Wirtschaft schon immer eine Mehrproduktwirtschaft sein wird und prinzipiell keine Kosten mehr quantifiziert werden können. Das "Vorsorgeprinzip " ist ebenfalls immanent in der menschlichen Bedürfnisstruktur enthalten und braucht nicht "von außen " an die ihre eigenen Bedürfnisse im Rahmen der Selbstentfaltung (und Reproduktion natürlich) selbst-organisierend befriedigenden Menschen und ihre Kooperationsbeziehungen gebracht werden. Wie sie sich immanent umsetzen, ist allerdings durchaus eine interessante Frage, für die es noch wenig Erfahrung gibt. Wir bleiben gespannt...
(11) (Mehr dazu in: Oekonux – die etwas andere Alternative Ökonomie: http://www.opentheory.org/andereoekonomie)
(13) Im Oekonux-Konzept gibt es keinen erpresserischen Zwang zur Arbeit mehr- weder zur Produktions- noch zur Reproduktionsarbeit. Gerade hier steht der ursprüngliche "Zweck der Arbeit, Mittel zum Leben hervorzubringen ", im Mittelpunkt – weil jede einzelne Person selbst entscheiden, was sie wann zur Reproduktion und Produktion beitragen will und wird und welche Vereinbarungen sie dazu mit anderen trifft.
(14) So utopisch dies klingt: das ursprüngliche Ziel, "von der Reproduktionsarbeit aus " zu denken, verlangt eben eine völlig andere Vergesellschaftung als die vorherrschende kapitalistische, die auf Erzwingung der Arbeitsleistung beruht, oder auch eine sozialistische "Leistungs "gesellschaft. Das Hereinnehmen der Reproduktionstätigkeit in die politökonomische Be- "Wert "ung vermag ihr einen Lohn zu verschaffen – aber nicht die gesellschaftlichen Strukturen zu verändern, welche die Reproduktion gegenüber der Kapitalakkumulation prinzipiell vernachlässigen. Nicht die "Vergesellschaftung des Lebens " (Behrend 2000) auf weiterhin kapitalistischer Grundlage darf unsere Forderung sein, sondern die Abschaffung der kapitalistischen Vergesellschaftungsform auf der Basis des ökonomischen Wertgesetzes.
(15) Zum übergeordneten Projekt