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Offene Fragen aus dem ersten WAK-Hegelseminar
Maintainer: Annette Schlemm, Version 1, 23.11.2003
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv
(1) Man muß Hegel nichts glauben. Alles soll nach/mit-gedacht werden. (Kai)
Ergänzung: Aber gedacht werden muß wirklich, nicht nur gemeint!
(1.1) in Anmerkungen verwendete Literatur, 18.02.2004, 21:25, Annette Schlemm: Bloch, Ernst (1964): Hegel und die Anamnesis. Hegel-Studien 1964. S. 167-180.
Günther, , Gotthard (1971): Die historische Kategorie des Neuen. Hegel-Studien 1971. S. 34-61.
Kimmerle, ,Heinz (1970): Das Problem der Abgeschlossenheit des Denkens. Hegels System der Philosophie in den Jahren 1800-1804. Bonn: Bouvier Verlag. (Hegel-Studien, Beiheft 8).
(2) Die hier genannten Fragestellungen sind dem letzten Poster des Seminars Offene Die hier genannten Fragestellungen sind dem letzten Poster des Seminars Offene Fragen und dem Poster Interessen entnommen. Ich bitte ggf. um Ergänzungen. Da ich die Punkte leicht ausformuliert habe, macht es auch Sinn, diese Formulierung zu verändern und zu präzisieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass aus einigen Fragen eigenständige OT-Unterprojekte entstehen können oder diese zusätzlich erstellt werden können - bitte nehmt das in Eure eigenen Hände. (Freigabe derzeit nur über Stefan wir wollen ja nicht zugespamt werden).
(3) Marxens Umstülpung von Hegel bzw. die lehrbuchmäßigen Darstellungen davon gehen i.a. davon aus, dass Hegels logische Prozesse zumindest in der Form gleichzusetzen seien mit evolutiv-historischer Entwicklung. Vermutlich sind viele Fragestellungen, z.B. in Bezug auf den Verdacht des Totalitarismus (Alles ist ja schon vorgegeben) damit verbunden. .
(3.1) Re: Verhältnis Logisches Historisches, 13.02.2004, 15:26, Annette Schlemm: siehe dazu http://www.thur.de/philo/hegel/hegel4.htm.
Für das nächste Seminar (12.-14.3.04) ist dazu mehr geplant.
(4) Hegel betrachtet immer die Entwicklung der Sache, das meint bei ihm aber schon die die Vernunft dessen, was ist (Wiss.d.Logik I, S. 30), schon nicht mehr das zufallsbehaftete Historische.
(4.1) Re: Linearität/ Determination, 18.02.2004, 21:23, Annette Schlemm: Auch hier gilt, dass in dieser Frage eine Paralellisierung von Historischem und Logischen vorausgesetzt ist. Das gilt aber im Hegelschen Sinne nur für Sachen: Mit den Sachen betrachtet Hegel von vornherein nur das, was der Entwicklungslinie zum Begriff hin entspricht und läßt alles andere außen vor.
Sache = nichts anderes als unsere Begriffe von ihr (WdL I, S. 52) = Logos, die Vernunft dessen, was ist, die Wahrheit dessen, was den Namen der Dinge führt (ebd., S. 30)
(4.2) Re: Linearität/ Determination, 18.02.2004, 21:23, Annette Schlemm: Auch bei Hegel gibt es Erscheinungen außerhalb seiner gezeichneten Linie der Entwicklungslogik der Sachen: ein Mensch, der einen schwachen Charakter hat, ist so; die Tugend ist nicht in ihm latent, sie ist gar nicht in ihm. (Enz. II, S. 149)
(5) Bei Hegel scheint der Weg und das Ziel für das logisch Folgende bzw. historisch Zukünftige schon vor dem Durchlauf des Prozesses vorgegeben. ( Auch die Zwecke scheinen schon immer festzustehen: Er [der Zweck] ist dem Übergehen entnommen (Wiss.d.Logik II, S. 445)
Entwicklung ist nur Auswicklung, enthält kein Entstehen von Neuem. Ist Hegels System eine Dialektik der geschlossenen Bahnen?
(5.1) Re: Abgeschlossenheit? /Teleologie, 13.02.2004, 15:25, Annette Schlemm: Einige Hinweise aus der Literatur (Kimmerle, Heinz (1970): Das Problem der Abgeschlossenheit des Denkens. Hegels System der Philosophie in den Jahren 1800-1804. Bonn: Bouvier Verlag. (Hegel-Studien, Beiheft 8)):
a)
Zu beachten ist, auf welches Problem Hegels System die Antwort sein soll. Dies ist entsprechend Kimmerles Analysen der frühen Entwicklungen Hegels vor allem das Problem der Überwindung der Entzweiung in der menschlich-geschichtlichen Welt (Kimmerle 1970, S. 296). Dies hätte er mit einem offenen System nicht besser beantworten können!
b)
Es geht um das Begreifen der Wirklichkeit und "Wirklichkeit kann nur auf ihr Gewordensein hin geschichtlich rekonstruiert werden" (ebd., S. 293). Es geht also um das Begreifen des Gewordenen - nicht um zeitliche Zukunft.
Dieser Aspekt hängt eng mit der Frage nach dem oft mißverstandenen Verhältnis von Logischem und Historischen zusammen. (siehe (3.)
(5.2) Re: Abgeschlossenheit? /Teleologie, 17.02.2004, 23:30, Annette Schlemm: Interessante Literatur dazu: Günther, Gotthard (1971): Die historische Kategorie des Neuen. Hegel-Studien 1971. S. 34-61.
Er diskutiert, wie bei Hegel NEUES durch die spezifische, nichtklassische Weise des doppelten Negierens entsteht (während das klassische Denken immer nur zwischen Bejahung und Verneinung hin- und her schwankt - und unsere Vorstellungskraft auch, solange sie sich nicht die Mühe macht, vernünftig, begreifend denken zu lernen...)
(5.3) Re: Abgeschlossenheit? /Teleologie, 18.02.2004, 21:21, Annette Schlemm: Die Frage speist sich (meistens) aus einem Verständnis der Dialektik, die eine Paralellisie-ung von Logischem und Historischem annimmt (bzw. materialistisch annimmt, das Logi-sche sei eine Widerspiegelung des Historischen). Daraus ergibt sich das Problem, daß bei Hegel die Begriffsentwicklung im Absoluten Geist abgeschlossen ist. Alles, was sich entwickelt, ist bereits dadurch vorausgesetzt, daß es die Selbsterkenntnis des absoluten Geistes ist. Wenn Hegels System nur logisch zu verstehen ist, ist das auch kein Problem, da ist halt das Hineininterpretieren des Historischen eine Zutat von uns, die wir extra zu rechtfertigen haben, wenn wir das wollen (die Hinweise, wann und warum Hegel das Historische und Logische für die Geschichte und vor allem die Geschichte der Philosophie auch parallel führt, können da helfen).
(6) Was treibt den Prozess an? Entweder die innere Widersprüchlichkeit des Vorhandenen (ohne das Ganze, Spätere, den Demiurgen) oder kann eben diese Widersprüchlichkeit nur existieren im Horizont des vorgreifenden Ganzen/Späteren/Göttlichen?
(6.1) Re: Quelle der Bewegung, 17.02.2004, 23:31, Annette Schlemm: Siehe dazu das neue Projekt "Die Kategorie des Werdens bei Hegel", besonders Punkt (1) http://www.opentheory.org/werden/
(7) Die Kategorie Widerspruch gehört in die spekulative Sphäre (Spekulation als positiv-Vernünftiges entspr. §79 Enz.I). inwieweit ist schon die Dialektik (das negativ-Vernünftige) Das Bewegende? (Achtung, hier werden die Hegelschen Kategorien verwendet, nicht die lehr-marxistischen).
(8) Bei Marx wird zusätzlich zum orthodoxen Hegel noch unterschieden zwischen Widerspruch in der Erscheinung und wesentlichem Widerspruch. Solch ein wesentlicher Widerspruch kann nicht in einer Einheit des Wesens, der Idee aufgehoben werden; sondern führt zu einem qualitativen Sprung auch im Wesen des Ganzen. Produktion ist hier nicht nur das Sich-Selbst-Erzeugen des schon immer-schon-Vorhandenen, sondern die Erzeugung von wirklich Neuem. Wirkliche Extreme können nicht miteinander vermittelt werden... sie bedürfen auch keiner Vermittelung... sie haben nichts miteinander gemein..." (MEW 1, S. 292) - sie haben dann kein gemeinsames Wesen (Pole, Geschlechter: entgegengesetzte Bestimmungen eines Wesens). Sind nicht vermittelbare Extreme, bei denen ein Widerspruchsmoment das andere übergreift.
(9) Inwieweit übersteigt die Idee den Begriff?
(10) Wann ist eine Gesellschaft eine Totalität? a) bei Hegel, b) bei Marx, c) neue Diskussion dazu...
(11) Verhältnis Vernunft - Staat
(12) Wie hilft Wissen um Hegels System/Methode beim Aushalten dessen, dass die Widersprüchlichkeit der Gesellschaft im einzelnen Menschen ausgetragen wird?
(13) Ist mit Hegel das Neue denkbar, was noch niemals wirklich war?
(13.1) Wo bleibt/kommt das Neue bei Hegel?, 17.02.2004, 23:34, Annette Schlemm: Siehe dazu das neue Projekt "Die Kategorie des Werdens bei Hegel", besonders Punkt (3.3) http://www.opentheory.org/werden/
(13.2) Neues bei Hegel, 18.02.2004, 21:23, Annette Schlemm: Hegels System hat den Anspruch, alles Reale und Ideelle in sich zu vereinigen. Neues ist immer nur relativ, solange die Selbsterkenntnis des vorausgesetzten absoluten Geistes noch nicht wieder bei sich angekommen ist. Das Neue ist aber quasi präformiert in diesem absoluten Geist immer schon da (dasselbe bei Schelling in der natura naturans).
(13.3) Bloch zu Hegel, 18.02.2004, 21:24, Annette Schlemm: Das Zeitliche ist, indem es nicht ist, und nicht ist, indem es ist. so indes, dass letzthin doch nichts Neues unter der Sonne geschieht, unter der selber stillstehenden Sonne des in Urwort und Arche ewig wiederholten Weltgeistes. (Bloch)
Die Dialektik rebelliert, ja randaliert wie sonst nichts auf der Welt, doch ihr Kreis aus Kreisläufen schafft alles Vermehrende der Weltgestaltung wieder in die vorgezeigten Arsenale jenes alten, uralten Ansich, das zwar das Ärmste an Bestimmungen, aber das Entschiedenste, Vor-Entschiedenste an Gehalt sein mag. (S. 174)
Auch Bloch sieht aber bei Hegel ein geheimes Utopikum (Bloch, S. 180) darin, dass der Prozess nie wirklich erfüllt ist (S. 178f.). Hegels System bedeutet deshalb nicht ein Ende der Utopie, sondern ein Sein wie Utopie (wenn Utopisches zeitlich in Zukunft läge, wäre Gegenwart leer!)
(13.4) 18.02.2004, 21:24, Annette Schlemm: Gotthard Günther verwendet die Begriffe Kontextualität (totaler systematischer Zusammenhang, der in sich geschlossen ist und an dessen Grenzen jede logische Kette abbricht- Günther, S. 38) und Transkontextualität, um zu kennzeichnen, daß die Hegelsche 1. Negation innerhalb einer Kontextualität stattfindet, die zweite Negation aber den Übergang zu einer neuen Kontextualität bedeutet. Auf diese Weise entsteht durch die nichtklassische 2. Negation tatsächlich Neues.
(14) Theorie der Subjektivität/ der Freiheit
(16) Wissen für politische Anwendungen (Gewerkschaft)
(17) Dialektik Evolution (Spencer Popper Dawkins)
(18) Unterscheidung abstrakt-allgemein konkret-allgemein
(19) Unterscheidung Bewegung Veränderung Entwicklung