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Was haben die Hühner mit dem Dollar zu tun?

Maintainer: Annette Schlemm, Version 1, 03.06.2001
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv

(1) Diese Frage ist ein Ausgangspunkt der Untersuchungen von Claudia von Werlhof über den Zusammenhang von Kapitalismus und der spezifischen Unterdrückung von Frauen und der Titel eines ihrer Bücher (Werlhof 1991)

(2) Sie kritisiert die traditionelle marxistische Theorie über den Kapitalismus wegen ihrer Blindheit für die Geschlechterspezifik:
"Nur ein Drittel der Arbeit auf der Welt wird von Männern gemacht. Sie erhalten dafür 90 Prozent aller Einkommen und besitzen 99 Prozent aller Produktionsmittel... was diesen Kapitalismus vor allen anderen Produktionsweisen in der Geschichte ja angeblich so kennzeichnet, ist die Lohnarbeit... Entweder leben wir gar nicht im Kapitalismus... oder der Kapitalismus ist anders, als wir bisher geglaubt haben. " (Claudia v. Werlhof, S. 194)

(3) Claudia von Werlhof betont, daß im Kapitalismus die Produktion nicht nur warenförmiger wird, sondern eine neuartige geschlechtliche Arbeitsteilung entsteht (Werlhof 1991, S. 53). Sie nennt diesen Prozeß "Hausfauisierung ":
Die "Die Frauen werden zu "Hausfrauen " definiert, damit all ihre Arbeit, sei sie zur Subsistenz, sei sie direkt für den Markt, gratis bleiben kann, so als wären sie über den Lohn des Ehemannes "versorgte " Nur-Hausfrauen. " (S. 71).

(4) Sie produzieren laut v. Werlhof zwar Waren, gelten aber weiter als Subsistenzproduzentinnen (S. 73). Als solche tragen sie zum Mehrwert bei, was in der traditionellen marxistischen Theorie vergessen wird. Schon Rosa Luxemburg sah die Mehrwertproduktion nicht auf die Arbeiter beschränkt, sondern verwies auf die Permanenz der "ursprünglichen " Akkumulation, die weiterhin bei der Ausbeutung anderer Länder und Gesellschaftsschichten realisiert wird.

(5) Berechtigt verweist v. Werlhof darauf hin, daß die Subsistenzproduktion nicht nur ein Überbleibsel vorkapitalistischer Produktionsweisen ist, sondern "selbst Produkt der modernen Entwicklung " (S. 55). Subsistenz- und Warenproduktion werden getrennt, tendenziell wird die Subsistenz- immer mehr zur Warenproduktion – aber die Warenproduktion beruht auf der kostenlosen Produktion und Aneignung des weiblichen Arbeitsvermögens. Worin besteht die Besonderheit der Frauen- und bäuerlichen Arbeit? Ihre Produktionsmittel (Boden und Uterus) hängen noch von Naturkräften ab. "Die Produktion in diesem Bereich mußte daher unter dem allgemeinen Blickwinkel der Kapitalverwertung organisiert werden, aber in unterschiedlicher Form und getrennt vom Rest der übrigen gesellschaftlichen Produktion. " (S. 95). Zur Aneignung dieses zusätzlichen Mehrwerts wird nicht der wertvermittelte Tausch verwendet – sondern Formen wie Kreditvergabe, Bindung an Produktionsmittel bis hin zu neuer Sklaverei).

(6) Claudia von Werlhofs Lösung wäre, diese Frauen- und bäuerliche Arbeit mit in die Warenökonomie hineinzunehmen, sie als wertschöpfend anzuerkennen. Damit jedoch bleibt sie innerhalb der verhängnisvollen kapitalistischen Vergesellschaftung über verselbständigte ökonomische Wertverhältnisse gefangen...

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