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Die Macht des Wissen in der modernen Gesellschaft

Maintainer: Hans-Gert Gräbe, Version 2, 05.04.2005
Projekt-Typ:
Status: Archiv

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Die Widersprüche der heutigen Zeit sind mit Händen zu greifen. Sie haben ihre Wurzeln in tiefen technologischen Veränderungen, welche mit Computer und Internet auf das Engste verbunden sind. Vielleicht sollte man an dieser Stelle auch nicht verharmlosend von Widersprüchen sprechen, sondern von Rissen, welche durch die heutige Gesellschaft gehen. Schließlich sind es nicht Widersprüche in einer Beschreibung, sondern Widersprüche in der praktischen Realität selbst, welche das tägliche Sein unmittelbar tangieren.

(1.1) Sprung Riss Kluft Spalt Furt Pforte, 05.04.2005, 14:44, Uvvell H:W:Berger: Es kommt im wessentlichen darauf an, von welcher Seite wohin gelangt sein will. Beim Greifen der Risse bitte auf Rechts- und Linkshändigkeit achten und bis in die Füsse verstehen ist auch von Vorteil. Die Wurzel des Übels ist allerdings nicht die technologische Veränderung, sondern, dass das Wesen alles erinnert, auch ohne zu merken, was da im einzelnen erinnert wird. Schliesslich war es in der Antike nichts ungewöhnliches von Pathos und Telepathos und dem Deus ex MasChina zu sprechen.
Fernsehen, Telefon und internet wird bestimmt an der Menschheit anhaften, wie das Nahrungsmittel 'Fleisch'. Tangieren und Tangerinen (Mandarinen) scheinen so nahe wie Kantonesischer Canto, aber die Schweine quiecken, ist das ein Widerspruch?

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Aber während über Hartz IV und ähnliche Risse mit unmittelbar sozialer Auswirkung medial und öffentlich ausführlich debattiert wird, bleibt es um einen der ganz großen Risse in der heutigen Gesellschaft, die Auseinandersetzung um den freizügigen Zugang zu den Wissensgütern, auffallend ruhig.

(2.1) Wissen - Einheit - Gefühl - Atem - Kraft, 05.04.2005, 14:54, Uvvell H:W:Berger: Es darf wohl Glaubensgüter heissen zu denen freizügiger Zugang auseinandergesetzt würde und natürlich das Recht sich von Glaubensschlechten (und Schlächtern) fernzuhalten. Der große Biss in der heutigen Geselligkeit geht vom Individualzwang selber aus.

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Dabei geht es hier um ein Schlachtfeld, auf dem das kapitalistische Establishment der Durchsetzung geistiger Eigentumsrechte und damit der Aufhebung dieses freizügigen Zugangs offensichtlich enorme Zukunftsbedeutung beimisst. Entsprechend still kommen die Regelungen daher, als GATS und WIPO aus einem imaginären Raum in naturrechtlichem Gewand - auf alienistische Weise, würde C. Spehr [13] wohl sagen. Regelungen, die es "nur noch gilt, in nationales Recht umzusetzen", lautlos und unauffällig und ohne deren Sinnhaftigkeit ernsthaft auf den Prüfstand zu stellen.

(3.1) Feldforschung, 05.04.2005, 15:03, Uvvell H:W:Berger: Die Frage des geistigen Eigentums ist weniger ein Identitätsgerangel: es dokumentiert die Angst aus dem Verkaufsfeld ausgeschlossen zu werden. Liebe Dich selbst, wie Deinen Nächsten - Hass und Fürsorge sind eben auch relativ (& beschleunigt zum Quadrat) zwischen Angebot und Nachfrage.

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Die Linke nimmt dieses Schlachtfeld nur sehr peripher zur Kenntnis. Selbst die Eigentumsdebatte dreht sich nur um Fragen der Rückgewinnung der Verfügungsgewalt über großes Privateigentum. Auf den Barrikaden, die insbesondere von Vertretern der Wissenschaft inzwischen aufgerichtet sind, um im freizügigen Zugang zu Wissensgütern die letzte Bastion von Gemeineigentum zu verteidigen, sind Linke, die hier eine klare, eindeutige und lautstarke Position beziehen, nur spärlich zu finden. Um diesen Riss wird es im folgenden Aufsatz gehen.

(4.1) Sand-kasten und -kuchenförmchen mit Rissen und Gerissenen, 05.04.2005, 15:07, Uvvell H:W:Berger: Wollen wir die Kinder nicht komplett verschrecken, dann sollten wir ihnen nur von weitem zuschauen und uns darüber Gedanken machen, was wird, wenn sie fünf Jahre älter sind.

1. Das beginnende Post-Computerzeitalter

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Während der Computer schon älteren Datums ist - Mitte der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts "erfunden" - gehen die Anfänge des Internets auf die Mitte der 80er Jahre zurück und beginnen erst jetzt, ihre volle gesellschaftsformierende Kraft zu entfalten.

(5.1) Re: 1. Das beginnende Post-Computerzeitalter, 05.04.2005, 15:18, Uvvell H:W:Berger: Die Menschen haben die Welt schon immer so interpretiert, wie sie in ihr tätig waren: laufend, töpfernd, mit dem Löffel in der Suppe rührend, Bärenaufbindend, Wagen und Schiff mit WeltRaum- und Zeitreise überholend. Schreibend zeichensetzend, augenweidend bildlich.
Raumklang hat dem Tinitus zwischen Scylla und Charybtis keine dritte Seite abgewinnen können. Was bleibt ist die Mannschaft und der Mast und hinzu kam etwas Tast_atur geklimper.

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Die zeitliche Dimension der von Kondratjew beschriebenen Verschränktheit von Wissenschaftsentwicklung und Produktionsorganisation lässt vermuten, dass es sich sogar um zwei verschiedene solcher Wellen handelt. Dies wird weiter genährt durch die Beobachtung, dass der Computer allein bereits eine Revolution der Produktionsorganisation ausgelöst hat, in deren Ergebnis repetitive Elemente im Produktionsprozess identifiziert und umgestaltet wurden hin zu flexiblen und automatisierten oder teilautomatisierten Produktionslinien.

(6.1) Metapher und Metaforen, 05.04.2005, 15:27, Uvvell H:W:Berger: Die Widersinnigkeit zwischen Automobil und Selbsterkenntnis, Automat und Selbstgeregelt, eben des Selbst in seinen Metaphrasierten Umfeldern bedarf eben einer Bedienungsanleitung. Angeleitet zum Bedienen nicht als 'Dienst am Kunden' nein, sondern 'dem Kundtun dienen'.

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Das veranlasste eine Reihe von Autoren, vom Postfordismus zu sprechen oder gar der Postmoderne. Fordismus dabei mit Moderne zu identifizieren ist einem ahistorischen Blick geschuldet, der die Fortschritte dieser neuen Produktionsorganisation bereits für die volle Verwirklichung der von Kant und der Aufklärung beschriebenen "modernen Gesellschaft" ansieht. Dass eine Gesellschaft, in der Auschwitz geschehen konnte, weit von dieser Utopie entfernt ist, haben Adorno, Horkheimer und die Frankfurter Schule so deutlich herausgearbeitet, dass sich der Begriff "Postmoderne" von selbst verbietet. Im Folgenden werden wir diese Kondratjew-Welle deshalb als Postfordismus oder Computerzeitalter bezeichnen.

(7.1) Welle und Teilchen Theorie im Post-Tsunamissmus, 05.04.2005, 15:49, Uvvell H:W:Berger: Auch Sokrates meinte das Paradies heraufleuchten zu sehen, wenn die Weberschiffchen von selbst hinundher schweben. Eine Gesellschaft, die darauf achtet, das der Mensch in der Ausbildung nicht schlau wird und nach arbeitsreichem Leben dumm stirbt ist noch verwerflicher, als eine, die Alle tötet, die die Dummen schlau machen könnten. Wer das Leben maschinell, als mit Inhalt zu füllende Formen auffasst, wird bald einsehen müssen, dass der Inhalt dabei die konstante Grösse ist. Und der verschwindet genausowenig aus der Welt, wie die Materie, die sich als Form nur zerstreuen, aber nicht vernichten lässt.

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Diese neue Welle beginnt in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts die fordistische Fließbandgesellschaft zunehmend aufzulösen - in Ost wie West. In der 68er Krise wird erstmals deutlich, dass in Zukunft nicht "ein Kopf und tausend Hände" gefordert sind, sondern viele Köpfe, welche die ins fast Unermessliche gesteigerte "Macht der Agentien" (MEW 42, S. 592) zu je anderen Zwecken in Bewegung zu setzen vermögen. Auch dies in Ost wie West noch fast synchron.

(8.1) Welle aus Erdöl, 05.04.2005, 15:58, Uvvell H:W:Berger: Angenommen wir denken garnicht mit dem Kopf, sondern mit der Haut. Und das Szenario von neuen Dinos aus deren abgeschuppten Hautzellen (Das Leben findet immer einen Weg) macht wieder so einen Millionenjahreskreislauf: wäre es dann denkbar, das wir uns erinnerten?
essen, vergessen und versessen ist alles nahe am Vermessen (sein-wollen-haben).
das Besondere an der Synchronizität ist das Synflutartige des Vermischens der Ereignisse von denen wir uns abgesondert wahrnehmen.

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Danach aber trennen sich die Wege. Die weiteren Veränderungen haben zu Beginn der neunziger Jahre des eben zu Ende gegangenen Jahrhunderts einen kompletten gesellschaftlichen Gegenentwurf zum Kapitalismus fast lautlos in sich zusammenfallen lassen und klopfen nun, am "Ende der Geschichte", an die Pforten des "effektivsten aller Gesellschaftssysteme" und drängen vehement auf Lösung. Auch "die Gesetze des bürgerlichen Eigentums sind kein Amulett gegen die Konsequenzen bürgerlicher Technologie: Der Besen des Zauberlehrling fegt weiter und weiter und das Wasser steigt und steigt." ([9, S. 7]). Die Kondratjew-Wellen der Wissenschaftsentwicklung haben bisher noch jede Form der Produktionsorganisation als auf Sand gebaut entlarvt und beim Überschwemmen des je aktuellen Strandes mit sich fortgeschwemmt. Diese Dynamik gilt es, bei der Analyse des Beginns einer neuen Kondratjew-Welle, des Post-Computerzeitalters, zu bedenken.

(9.1) 05.04.2005, 16:02, Uvvell H:W:Berger: Das Gelbe vom Ei trennt sich am Leichtesten, wenn das ganze Ei durch einen Trichter gegossen wird.
boeser Besen sei´s gewesen, solange es Besseres und Besonderes zu verkehren gibt?

2. Die Barrikaden sind errichtet

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Es ist nicht das erste Mal in der Geschichte, dass eine kapitalistisch verfasste gesellschaftliche Ordnung mit technologischen Herausforderungen konfrontiert wird; noch immer fanden sich bisher Antworten und die Kraft, die gesellschaftliche Ordnung entsprechend den neuen Herausforderungen umzubauen, ohne dabei die grundlegenden, eine marktwirtschaftlich-kapitalistische Ordnung konstituierenden Elemente in Frage zu stellen oder gar über Bord werfen zu müssen. Mit dieser historischen Kompetenz im Rücken macht sich das politische Establishment auch heute mit Schwung an die Arbeit und initiiert einen großflächigen Umbau der bisherigen gesellschaftlichen Ordnung, mit welchem den neuen Herausforderungen begegnet werden soll, abermals ohne die Grundlagen des kapitalistischen Gesellschaftssystems anzutasten.

(10.1) Re: 2. Die Barrikaden sind errichtet, 05.04.2005, 16:13, Uvvell H:W:Berger: Wir können alle Phänomene als individualgeschichtliche betrachten, wie Kinderkrankheiten und andere Infekte. Nur können wir dabei lernen mit allem zu leben, anstatt eine Abwehr dagegen heraufzuschwören zu müssen. "Über Bord werfen" im Globalvillage, im Gedankenzeitalter des Recyclings, hiesse die Uhr anhalten ohne die Zeit stoppen zukönnen. Für denjenigen, der die Zeit anhand der Uhr schnell genug betrachtet, vergeht sie ja garnicht dermassen.

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Der neoliberale Mainstream folgt dabei bewährten Mustern, womit sich allerdings unter den gegenwärtigen Bedingungen Probleme eher zu verschärfen scheinen. Doch Umwälzungen greifen immer Besitzstände an - und wo gehobelt wird, da fallen Späne. Jeder muss in solchen Umbruchzeiten sein persönliches Opfer bringen - so etwa lautet die Replik auf entsprechende Klagen, worauf man Widerstände in der medialen Darstellung gern zu reduzieren sucht. Argumente werden laut, eindringlich und medial wirksam vorgetragen, obwohl - oder weil? - eine innere Logik oft nicht mehr zu erkennen ist. Oder gibt es eine Logik, auf dem Weg in die Wissensgesellschaft gerade an den öffentlichen Ausgaben für Bildung zu sparen?

(11.1) Ja, Leider, 05.04.2005, 16:20, Uvvell H:W:Berger: Am Anfang war Logos (das Wort) und es sollte solange bei Gott bleiben, bis noch der eine und andere kleine Vorteil dem Einen und auch Nachteil dem Anderen zugefügt werden konnte.
Doch dann würde dieses Wort Fleisch, das immernoch fleischlichen Gelüsten folgen und lüsternhaft leuchtende Gedanken denken wird. und quiecken bei Bedarf

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Die zunehmende Schere zwischen öffentlicher strategischer Argumentation und der Realität praktischer politisch-administrativer Tagesarbeit beginnt bereits an den Grundfesten eines demokratisch verfassten Staatswesens zu rütteln, gerade auch im Bildungsbereich, wo blumig Lösungen für das Problem der sinkenden staatlichen Finanzierung durch Privatisierung und Markt versprochen werden. Die vielfältigen politischen Bemühungen, dafür "Bildungsprodukte" marktgängig zu machen, treffen auf den erbitterten Widerstand der Wissenschaftsgemeinde, die in einem solchen Ansinnen die Grundlagen des Wissenschaftsbetriebs in seiner bisherigen Form gefährdet sieht und dem dezidiert das altbewährte Prinzip des freizügigen Zugangs zu den Wissensgütern der Gesellschaft entgegenstellt. Wahrung alter Besitzstände einer ewig gestrigen Professorenschaft?

(12.1) Ja lasst sie doch, wenn sie nichts anderes haben, 05.04.2005, 16:26, Uvvell H:W:Berger: Und lasst uns annehmen, was uns garnicht zu nehmen geht. Erstes Bildungsprodukt ist der Urin - pekunia non olet - hiess es vor 2000 Jahren noch. Kann Harn uns wohlmöglich genauso schlau machen, wie Hirn und Horn °?° selbst Diogenes warf seinen Becher weg, als er einen Knaben aus der hohlen Hand hat trinken sehen.

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Wie dem auch sei, die Barrikaden sind aufgerichtet, und da mag es schon erstaunen, eine Meldung wie die folgende zu lesen [10]:

Unterstützung der Budapest Open Access Initiative durch das "Information Program" des Open Society Institutes, 14. Februar 2002

(14)

Die Budapest Open Access Initiative (BOAI), die heute an die Öffentlichkeit getreten ist, möchte internationale Bemühungen um den weltweit freien Online-Zugang zu wissenschaftlichen Zeitschriftschriftenveröffentlichungen in allen akademischen Feldern bündeln und beschleunigen. Die BOAI ist aus einem Treffen hervorgegangen, dass in Budapest von dem Open Society Institute (OSI) veranstaltet wurde.



(14.1) 05.04.2005, 16:28, Uvvell H:W:Berger: In Budapest leben sogar viele ganztägig in der Untergrundbahn, hab ich gehört.

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Das OSI "Information Program" verpflichtet sich, für die Dauer von drei Jahren jährlich 1 Million US Dollar zur Förderung von open access-Projekten zu vergeben. Gefördert werden:

(15.1) 05.04.2005, 16:33, Uvvell H:W:Berger: 1 million Liter Luft mit und ohne Feinstaub, Ab-undzuwasTrink-wasser, ein million sandkörner in der Wüste. Alles könnte als Förderung oder damit in seinem Gegenteil verstanden sein.
Es ist eine "Welt am Draht", nur ohne Fassbinder und rainbowbenter

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Was sind das hier für Akteure und Institutionen, die sich so dezidiert entgegen dem Mainstream für freizügigen Zugriff auf Informationsgüter einsetzen und dafür auch noch nicht unbeträchtliche Geldsummen zur Verfügung stellen? Der erste der beiden Akteure, die Budapest Open Access Initiative, wird weiter im Text wie folgt dargestellt:

Die Budapest Open Access Initiative wurde von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen des Budapester Treffens und von Hunderten Einzelpersonen und Institutionen aus aller Welt unterzeichnet, von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, von Universitäten, Bibliotheken, Fördereinrichtungen, Zeitschriften, Verlagen und Learned Societies. Die Webseite enthält neben den Unterschriften derer, die bisher unterzeichnet haben, Vorschläge zur Unterstützung der BOAI und ein ausführliches FAQ. Wir ermutigen Einzelpersonen und Institutionen, die Initiative zu unterzeichnen und sich zu informieren, wie sie die open access-Bewegung unterstützen können.

(16.1) 05.04.2005, 16:37, Uvvell H:W:Berger: Das klingt mir nun wie: "unterstützen sie uns, dass (nur)einer der Dumme ist. Wir helfen Ihnen, dass Sie es vielleicht nicht sein werden. Vielleicht aber doch!"

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Es handelt sich also um einen breiten Zusammenschluss von Wissenschaftlern, Bibliotheken und Wissenschaftsorganisationen, welche in den aktuellen Entwicklungen eine deutliche Gefahr für den freizügigen Austausch wissenschaftlicher Information und damit für den Wissenschaftsbetrieb in seiner heutigen Verfassung sehen und aus dieser Sorge heraus politisch aktiv werden. Wer aber ist das OSI, der Mäzen der Bewegung, der Geldgeber? Dazu heißt es weiter im Text:

Das OSI ist eine private Stiftung, die die Entwicklung und Implementation von Programmen in den Feldern Zivilgesellschaft, Erziehung und Bildung, Medien, Public Health, Frauen- und Menschenrechte fördert, ebenso Bemühungen um soziale, gesetzliche und wirtschaftliche Reformen. Das OSI operiert als Zentrum eines informellen Netzwerkes aus Stiftungen und Einrichtungen, die in mehr als 50 Ländern verschiedene Programme unterstützen. Es wurde 1993 von George Soros zur Vernetzung derartiger Programme, zur Förderung von Intiativen, usw. gegründet. ... Besuchen Sie http://www.soros.org für weitere Informationen.
George Soros also, einer der ganz Großen aus der Welt des ganz großen Geldes. Wie hat sich dieser dezidierte Vertreter der Finanzwelt auf die "falsche Seite" der Barrikaden verirrt? Doch es kommt noch besser.



(17.1) Georg ging dem Drachen an die Gurgel, 05.04.2005, 16:45, Uvvell H:W:Berger:
cut-throat competition - to clear one's throat
ruinöser Wettbewerb versus räuspern rumkaspern
'sore drown sorrows' Sorgen im 'bore bear borrows' Organisieren

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Ein wesentlicher Akteur im Kampf um den freizügigen Zugang zu den Wissensgütern der Gesellschaft ist die OpenSource-Bewegung, die mit GNU/Linux eine Alternative zu proprietären Betriebssystemen, allen voran Windows, geschaffen hat und in deren Schoß eine große Zahl erstklassiger Software-Werkzeuge entstanden sind, welche allen Interessenten zu sehr freizügigen Bedingungen zur Nachnutzung, Anpassung und Weiterentwicklung bereit gestellt werden und durch die Entwicklergemeinde selbst in einen ständigen Vervollkommnungsprozess eingebunden sind. Dass Bill Gates mit scheelen Augen auf diese Entwicklungen schaut ist verständlich. Weniger verständlich mag da schon die folgende Mitteilung erscheinen [4]:

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IBM steckt eine Milliarde Dollar in Linux

Anlässlich der Bekanntgabe des Verkaufs eines großen Linux-Clusters an Shell auf der eBusiness Conference and Expo in New York hat IBM-Chef Louis Gerstner angekündigt, dass sein Unternehmen nächstes Jahr eine Milliarde Dollar in Linux investieren wolle. Dabei betonte er die wichtige Rolle von Linux innerhalb der zukünftigen E-Strategie seines Unternehmens: Schon jetzt seien 1500 IBM-Programmierer damit beschäftigt, Business-Software nach Linux zu portieren.



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Darüber hinaus bezog Gerstner deutlich Position: "Es gibt Einschätzungen, dass Linux an Windows NT vorbeiziehen und eine höhere Verbreitung finden wird". Die Bewegung hin zu offenen Standards sei unaufhaltsam. Firmen wie Sun oder Microsoft bezeichnete Gerstner als die "letzten großen proprietären Spieler, die man für lange Zeit in der IT-Branche sehen wird".

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Die beiden zitierten Meldungen halte ich im weiter oben ausgebreiteten Kontext für durchaus bemerkenswert: In einem Klima, das auf zunehmende Parzellierung und Privatisierung der Wissensressourcen drängt, investieren diese herausragenden Vertreter der großen Finanz- und Geschäftswelt nicht unerhebliche Summen in Projekte, welche gerade den Zusammenhalt der Wissensressourcen zum Gegenstand haben, deren Profilierung als gemeinsame, freizügig zugängliche Infrastruktur, eines gemeinschaftlich zu bewirtschaftenden Substrats, ohne welches die verschiedensten Blumen marktwirtschaftlich produktiver Aktivitäten gar nicht erst erblühen könnten, und die natürlich, durch ihre enge Verknüpfung mit diesem Substrat, erblühend einen eigenen dinglichen und oft auch monetären Beitrag zur Reproduktion dieses Substrats leisten können und leisten. Bemerkenswert an diesen finanziellen "Spenden" ist vor allem, dass sie sich allenfalls aus einem weitreichenden strategischen Kalkül heraus rechfertigen lassen, keineswegs aber mit einer Return-on-Invest-Kalkulation, diese Entscheidungen also gerade nicht einer marktwirtschaftlichen Logik entspringen.

3. Das Korngrößendilemma

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An dieser Stelle halte ich es für angezeigt, einen kleinen theoretischen Exkurs zur marktwirtschaftlichen Logik und deren gesellschaftlicher Bedeutung und Einbettung einzuschieben. Ich halte mich dabei an Marx, insbesondere die von ihm thematisierte Verbindung dieser ökonomischen Mikroprozesse mit gesamtgesellschaftlichen Sozialisierungsprozessen, da die Aussagekraft dieses Teils seiner Theorie heute wohl auch unter (seriösen) Marxkritikern weitgehend unbestritten ist. Marx interpretiert dabei Geld und Warenaustausch als Elemente eines Prozesses der Sozialisierung individueller produktiver Arbeit, welche über den Tausch auf dem Markt zu einem durchschnittlich erforderlichen Aufwand ins Verhältnis gesetzt wird. Auf diese Weise, so Marx, etabliert sich (unabhängig vom Willen der Marktteilnehmer und hinter deren Rücken) ein gesellschaftliches Maß für die Effizienz individueller produktiver Arbeit, das seiner Natur nach ein Zeitmaß ist und dessen Anwendung das Gelingen des Tauschs am Markt (das Vorhandensein einer Nachfrage) zur Voraussetzung hat. Dieses Gelingen des Tausches ist ein zweites sozialisierendes Moment, denn es wird nur in einem gesellschaftlichen Kontext "sinnvolle" Arbeit überhaupt erst bewertet. Mit diesem "Sinn" hat es eine besondere Bewandtnis: Marx stellt dazu fest, dass es sich bei marktgängiger produktiver Arbeit um zweckmäßige Arbeit handelt, wobei der Zweck individuell und vor dem Produktionsprozess gesetzt sein muss, aber gesellschaftlich erst nach dem Produktionsprozess, eben auf dem Markt, abgefragt wird. Ein solcher Mechanismus funktioniert aber nur, wenn sich die Wirkung einer Zwecksetzung antizipieren, die produktive Arbeit also planen lässt. Dies, so Marx, ist eine dem Menschen eigene Fähigkeit:

Wir unterstellen die Arbeit in einer Form, worin sie dem Menschen ausschließlich angehört. Eine Spinne verrichtet Operationen, die denen des Webers ähneln, und eine Biene beschämt durch den Bau ihrer Wachszellen manchen menschlichen Baumeister. Was aber von vornherein den schlechtesten Baumeister vor der besten Biene auszeichnet, ist, daß er die Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut. Am Ende des Arbeitsprozesses kommt ein Resultat heraus, das beim Beginn desselben schon in der Vorstellung des Arbeiters, also schon ideell vorhanden war. ... (MEW 23, S. 193)

(22.1) Re: 3. Das Korngrößendilemma, 05.04.2005, 16:59, Uvvell H:W:Berger: ideel vorhanden war schon immer die Kalkulation mit der Abhängigkeit der Produzenten und Konsumenten. Und das Ignorieren oder Vernichten von Unabhängigen.
Nun in der Neige des bittteren Glases internetter internativen Feuerwehrläuternden Brandstiftern kann ein jeder Einsicht gewinnen, ob weiter der weisse Elefant oder die weisse Maus oder wasweissichnichtwas ersehnt wird oder eben eine Entwöhnungskur den Vorzug findet.
die zweckmäßigste Arbeit ist der Anschiss in der Mobbingfirma

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Planen und "Raisonnieren" (Kant) als Zwecksetzen wird erst relevant im Tun, im gesellschaftlich-praktischen Tätigwerden, welches fortgesetztes Entscheiden erfordert, mit dem alte Möglichkeiten abgeschnitten werden, um neue Möglichkeiten zu eröffnen. Tätigsein als Verändern der realen Welt ist notwendig kon-kurrent und damit konflikthaft, so dass für den Menschen als gesellschaftliches Wesen Freiräume zur Entscheidung nur zusammen mit Verantwortung für die Entscheidungen zu denken sind und Mechanismen des Ausgleichs erfordern, um Konflikte in Bereichen sich überlappender Interessen zu lösen.

(23.1) 05.04.2005, 17:04, Uvvell H:W:Berger: Richtig relevant wird, wenn keiner mehr tut. Das Nichtstun, bis zur Sabotage gesteigerter Freiraum in der guten Gesellschaft gerne als unabwendbare Dummheit oder Krankheit "getarnt", aber wir wissen: der Einzelne trägt die Lösung mit sich, wenn ihn die Gemeinschaft nicht zum Problemträger oder Sündenbock zwingt.

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Marktmechanismen spielten in diesem Zusammenhang eine progressive Rolle in der Entwicklung derartiger Ausgleichsmechanismen als Formen menschlicher Vergesellschaftung. Während in vorkapitalistischen Zeiten Wirkmächtigkeit und Entscheidungsmächtigkeit privaten Tuns einander in ihren Dimensionen weitgehend entsprachen, Produktion vorrangig auf den eigenen oder gemeinsamen Verbrauch gerichtet war und letzteres durch Clanführer, Sklavenbesitzer, Feudalherren auf einer dinglichen Basis entschieden und über personale Verfügbarkeit als Leibeigene, Fronarbeit etc. umgesetzt wurde, so rückt die Entscheidungsmächtigkeit solchen Tuns bei weiter steigender Wirkmächtigkeit nun in die unmittelbare Nähe der produktiv Tätigen. Das Ende des Feudalismus ist zugleich das Ende des landesfürstlichen Prinzips der Entscheidung über alle wichtigen lebensweltlichen Fragen entsprechender Dimension.

(24.1) 05.04.2005, 17:16, Uvvell H:W:Berger: Ja wer glaubt denn noch, dass da Entscheidungen getroffen wurden? Es wurden doch nur das Auswegslose einen Tag vermieden.
Die Würfel sind schon immer gefallen, Cäsar brauchte nur einmal über den Rubikon, mit geschickten Märchen konnte so mancher Mord "den Juden" in die Schuhe geschoben werden. Des Kaisers neuen Kleider verleiten immernoch zu sagen "ich sehe kein Kleid, leider". Der Käse ist nackt, tagtäglich. Und die Raumfahrt hat uns genauso heftig desillusioniert, wie die Milchstrasse die Pfantasie anregen konnte, Wohlfahrt unter einer Wölfin - es kann ja keiner weg, es sei denn als Autist.

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Wir befinden uns an einem Bifurkationspunkt menschlicher Entwicklung: Während in der ganzen bisherigen Entwicklung die "Korngröße" der personalen Entscheidungsstrukturen der Korngröße der durch produktive Arbeit in Gang gesetzten Macht der Agentien entsprach und so, wenigstens notdürftig, der dinglichen Logik der Planung produktiver Arbeit Genüge getan war, sind wir mit Beginn der kapitalistischen Marktwirtschaft mit dem Phänomen konfrontiert, dass ein weiteres Wachstum der Korngröße der Macht der Agentien mit einem Rückgang der Korngröße der personalen Entscheidungsvollmacht einher geht. Die Beachtung dinglicher Logiken durch weitere Zentralisierung der Entscheidungsvollmachten ist an ihre Grenzen geraten - auch wenn sie im realsozialistischen Entwicklungsmodell noch einmal eine Renaissance erfuhr - und wird durch deutlich dezentralisierte Strukturen abgelöst.

(25.1) 05.04.2005, 17:29, Uvvell H:W:Berger: sieben Siebe, allerdings war das Z der siebente Buchstabe und das Ganze hiess noch "das avve" (a&o); das ABC der abc-Schützen endet nun in die drei Waffengattungen, deren wir uns zu wehren fürchten können bzw. dürfen. Wir können für alles Marktgesetze diktieren. Das wird an der Schwerkraft nicht viel ändern.
Das perverse ist, wie mit Gendefekten durch Strahlung und brennenden Ölquellen kalkuliert wird, in einer medizynischen Stastik vom (kehr)Wert des Kriegens. Handys wurden dezentralisiert, ehemalige Torpedoleittechnik jedem braven Bürger in die Hand gedrückt, damit wir glauben können, die Bösen sind unter uns, und die Guten werden uns zu Hilfe eilen, wir brauchen nur zu tun was sie sagen.
Wer die Inszenierung des eigenen Dramas nicht durchschaut, den müsste man auf die Bühne binden.

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Dieser Schritt vom WIR zum ICH - zu inhaltlicher Selbstbestimmung, welche auf dem Markt als (noch blindem) Netzwerk und Kommunikationsmedium solcher personaler Entscheidungsvollmacht ihre verantwortungsbasierte Einbindung und damit Sozialisierung erfährt, zu einer solchen extrem zukunftsträchtigen Lösung des bisherigen Korngrößendilemmas - ist allerdings mit einem Pfedefuß behaftet: Das Sozialisierungsmedium Markt ist aus sich heraus, die radikale Konsequenz der immer unzulänglicheren Beachtung dinglicher Logiken in den bis dahin wirkenden Entscheidungsstrukturen ziehend, nun gar nicht mehr in der Lage, dingliche Logiken zu transportieren. Es wird der lokalen Intelligenz der Zweck setzenden Markteinheiten überlassen, dies hinter dem Rücken des Marktes zu verhandeln, wozu über die Jahrhunderte eine ausgefeilte Verhandlungsstruktur, der gesamte zivilgesellschaftliche Überbau, entstand.

(26.1) 05.04.2005, 17:38, Uvvell H:W:Berger: ja und hinter dem Rücken spielt sich das "unbewusste" ab, weil definiert ist, dass unbewusst ist, was nicht zusehen ist. Aber der Bandscheibe wird das nicht helfen, es nicht gesehen zu haben. Ohne Gefühl für einen Selbst nutzt ihm sein Wissen um sich auch nicht lange. Es braucht gar niemand in den Rückenfallen: es reicht die Angst, nicht sehen zukönnen und "...,- aber es muss doch etwas da sein" zu denken.

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Diese Medaille hat allerdings zwei Seiten, und Marx betrachtet zu Recht vor allem die andere: Die Wirkung der abstrakten Logik der Selbstverwertung des Werts als Entfremdung der Produzenten von ihren Produktionsbedingungen. Denn es ist in erster Linie nicht die Verhandlungsmacht dinglicher Logiken, welche die heutige gesellschaftliche Dynamik erzeugt, sondern die "blinde tautologische Selbstbewegungsstruktur des Geldes" ([8, S. 290]), die entfremdete abstrakte Wertform, auf welche alle dingliche Logik durch diesen Markt reduziert wird. Lokal könnte alles gut aussehen, denn es ist die Passgenauigkeit dinglicher Logiken, welche der Markt im Austausch der Gebrauchswerte zusammenfügt. Wenn denn auch das große Koordinatensystem stimmen würde.

(27.1) 05.04.2005, 17:46, Uvvell H:W:Berger: Ja , es ist nicht einfach die Ich-Identität dort hineinzudenken, wo wir uns den Profit herausquellen sehen sehnen. Und die Umschulungsmassnahmen müssen immerschneller neue "ich bin das selbst" ausbilden, die dann Staubsauger bauen, verkaufen, recyceln oder erarbeiten, um ihren Staub zusammenzuhalten. Aber das ändert nichts am Feinstaub und an den Allergien. Für wen wir uns halten, dafür halten wir den Nächsten auch. Das ist so mit Koordinatenichsystemen.

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Und ein zweites zivilisatorisches Moment bringt dieser Markt mit sich: Er zwingt die am Markt agierenden Produzenten, sich - unter Androhung des Entzugs der eigenen Existenzgrundlage - für die Bedürfnisse anderer Produzenten zu interessieren, und legt so den Keim für ein neues WIR, das erst in einer wirklich Freien Gesellschaft zur vollen Entfaltung kommen wird. Er zwängt damit in einer jahrtausendelangen Entwicklung auch psychologisch ganz anders konstituierte, obrigkeits- und kommandogewohnte Individuen auf den Weg der Selbstfindung, der später - reflektiert - in die bewusste politische Gestaltung von Gesellschaft münden kann, in die "Produktion der Verkehrsformen selbst", die "alle naturwüchsigen Voraussetzungen zum ersten Mal mit Bewußtsein als Geschöpfe der bisherigen Menschen behandelt, ihrer Naturwüchsigkeit entkleidet und der Macht der vereinigten Individuen unterwirft" - mit einem Wort: zu Kommunismus im Verständnis des jungen Marx (MEW 3, S. 70).

(28.1) 05.04.2005, 17:53, Uvvell H:W:Berger: und als Krankheitsbild, dieser Vormundlierung bewusster Geschöpfter, diagnostiziere ich hier Neurodermitis. Der Weg der Selbstfindung hier verkürzt verstanden: wenn ich mich kratze, bekomme ich Aufmerksamkeit. Natürlich kann jeder argumentieren, das hat es schon immergegeben. Aber das Neue daran ist, dass ich das sage :-), weil ich es weiss und das Auffällige daran: dem Neurodermitisgeschöpf interessiert das nicht, weil er meint, das muss er sein, sonst ist er niemand.

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Kapitalismus ist in diesem Sinne das pubertäre Stadium einer solchen Freien Gesellschaft, denn er zwingt, wenigstens bis zum Fordismus, nur die Unternehmer zu dieser Reflexionsleistung. Vom "dressierten Gorilla am Fließband" wird sie (noch) nicht abgefordert. Jener Mensch ist - auch psychisch - noch gefangen im Alten: der hohen Bedeutung von Autorität, monokausalem Zweckrationalismus als Reflex monozentraler Herrschaftsstrukturen, der Wahrnahme komplexer sozialer Phänomene als äußerlicher und damit dem Hang zu deren naturrechtlicher Reflexion.

(29.1) 05.04.2005, 18:05, Uvvell H:W:Berger: lenken wir nicht ab von der Tatsache, das jedes Stadium vorher kreiert worden ist und der Larve die puppe dem Falter folgt. Wir brauchen die phreiheit in der Monotonie, um Erkenntnisse in der befreienden Fielfalt zu vinden. Irgend ein Stern wird immer glänzen. Das ist das Einzigartige an dem Gesetz, dem wir unterworfen sind: es möchte uns frei und glücklich sehen - je heftiger die Gesellschaft oder der Einzelne dagegen strammpellt, desto schneller wird das auch verwirklicht. Aber leiber leider auch verwirkt zu lebzeiten und erreicht nur im Tode, schade aber schadlos, oder wird die Welt bald nur noch von Geschädigten bevölkert sein, alle anseren ausgewandert?

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Kapitalismus bricht mit dieser Tradition, im freien Unternehmertum einerseits radikal, global andererseits halbherzig, denn es wird das alte (und wenigstens auf psychischer Ebene wohlfeile) Kommandoverhältnis auf der letzten der möglichen Stufen reproduziert, dem Verhältnis zwischen dem "freien" Unternehmer und den von ihm ausgebeuteten Arbeitskräften. Das mag auch Gründe im Stand der Produktivkräfte haben, zeigt aber, dass gegenüber vorkapitalistischen Verhältnissen nur noch ein kleiner Schritt zu einer wirklich freien Gesellschaft erforderlich ist: Diese letzte Bastion autoritativer Kommandostrukturen ist zu schleifen.

(30.1) 05.04.2005, 18:10, Uvvell H:W:Berger: und die Kinder fragen dann die Eltern: "dürfen die das?" und verstehen nichtmalmehr Bastkörbchen oder Bastian Baltasar Bux und die Elfenbeintürme. Aber Schleifen sind ja auch ganz hübsch.
Auf auf! Stuhl, Bett und Tisch sind bestimmt die gebastelsten BAstionen, seit es struk=ktur und Komma,am,andros gibt.

(31)

Mit dem Ende des Fordismus ist auch dieses klassische Lohnarbeitsverhältnis als Regelform abhängiger Beschäftigung am Ende. "Macht, was ihr wollt, aber seid profitabel" lautet die neue Losung, "Arbeitskraftunternehmer" das neue Zauberwort. Der Zwang, dingliche Logiken bereits vor Ort und jenseits direkter Kommandogewalt aufzuspüren und zu befolgen, wird größer. Damit wird auch die Trennung von work flow und cash flow schärfer und die Profiterwirtschaftung wenigstens notdürftig begründende Abspaltung des "unternehmerischen Risikos" als "unternehmerische Verantwortung" - als Tauschwert - von dessen lebensweltlicher Realisierung als Gebrauchswert sachlich fragwürdiger.

(31.1) 05.04.2005, 18:17, Uvvell H:W:Berger: und work und cash (nicht der Jonny) werden von der Flovver Povver abgespalten - nur von fragwürdigkeit wird eigentlich gesprochen, wenn die Frage ansich delegiert werden soll und erst recht die Antworten darauf, jedenfalls solange an Tauschungswerte getäuschelt wird. An Geschenken ist der einzige Wert sie anzunehmen, keine Zahlenfolge oder Hierarchi erfolgt daraus.

(32)

Aus dieser Perspektive wird deutlich, warum Unternehmer (wenigstens aus dem KMU-Bereich) wichtige Subjekte einer progressiven Menschheitsentwicklung sind. Zusammen mit der stärkeren Verlagerung unternehmerischer Verantwortung in die Unternehmen hinein, die im Zentrum moderner Managementansätze steht, wird damit die "kommunistische Vergesellschaftung der Sachen" ([8, S. 290]) weiter vorangetrieben, wenn auch noch unter "der blinden tautologischen Selbstbewegung des Geldes" (ebenda). Diese Blindheit wird mit solchen Entwicklungen zunehmend abgelegt.

(32.1) 05.04.2005, 18:37, Uvvell H:W:Berger: Jedes Subjekt ist wichtig, um den Glauben an das Individuum zu schüren. Aber die unter diesem Projektionsfeld einzelnd sind, werden nicht wissen, welche Kraft sie zwingt, derjenige zu sein, für den sie sich halten. Ich plädiere für ein Studienfach "Angewandter Sinn" und der angewandte Schwachsinn wird ein reiches Feld an Beispielen haben, inwieweit wir ackern und ernten und auch nicht sähen und doch sich winden nebst stürmln.
Stellen wir uns vor: HartzIV auch für Stadtratten und Rente für den letzten GrubenGaul, Sozialgesetze für Bierhefe und Lebensversicherung für Fischereiopfer. Dies wird ein Kapitaldenken nicht für möglich halten, aber es wurde schon seit Jahrtausende angedacht und beachtet und das ohne Geld. Betriebsblinheit erkennt der Ausserbetriebliche sowieso.

(33)

In diesem Sinne endet die "Vorgeschichte der Menschheit" (Engels) auch nicht mit der Überwindung des Kapitalismus, sondern mit dessen Aufstreben. Der Bifurkationspunkt im Korngrößendilemma liegt am Beginn des Kapitalismus. Das zu berücksichtigen ist wichtig, um die verschiedenen Diskurse über essentiell globale Phänomene wie die Nachhaltigkeitsdebatte, Tofflers "Dritter Welle", Poppers "offene Gesellschaft", den Noosphären-Ansatz von Wernadski und Teilhard de Jardin oder noch weiter greifende Analysen wie [7] als Teil dieses Ringens um die Vollendung des Projekts der Moderne zu begreifen.

(33.1) 05.04.2005, 18:59, Uvvell H:W:Berger: Seit Vorgeschichteten ist uns der Sinn in dem Einsinnigsein verloren gegangen. Das Bifurkaterliche war der Dreizack, der eine hó noos athmoSphäre von dem hé phren Meer abtrennte. Das, was das Seil ausmacht, ist, dass die Anfänge und Enden der Fasern ineinander übergehen, folglich ist von "was mit Engelsendet" nur in einem Rosinenartigen Knäuel oder sauber in Ringen (@) mâtrosentigerte Spirale mit voll_endung ein Begriff zu machen.

4. Sozialisierung von produktiver Arbeit und von Wissen im Vergleich

(34)

Die Beachtung dinglicher Logiken setzt das Wissen um dieselben voraus, so dass es an der Zeit ist, im hier vorgetragenen Argumentationsfaden auch Aspekte des Wissens und der Reproduktion der gesellschaftlichen Wissensbasis einzuflechten. Wissensproduktion erfolgt auch unter kapitalistischen Bedingungen bisher zum überwiegenden Teil "hinter dem Rücken des Marktes", in einer speziell alimentierten und einem eigenen ausgefeilten Regelwerk folgenden Sphäre der Gesellschaft - der Wissenschaftssphäre. Die Ökonomisierung wissenschaftlicher Ergebnisse ist ein ganz eigenes Problem, denn wie schon Marx feststellte:

Wie mit den Naturkräften verhält es sich mit der Wissenschaft. Einmal entdeckt, kostet das Gesetz über die Abweichung der Magnetnadel im Wirkungskreis eines elektrischen Stroms oder über Erzeugung von Magnetismus im Eisen, um das ein elektrischer Strom kreist, keinen Deut. (MEW 23, S. 407)
und weiter in der Fußnote
Die Wissenschaft kostet den Kapitalisten überhaupt "nichts", was ihn durchaus nicht daran hindert, sie zu exploitieren. Die "fremde" Wissenschaft wird dem Kapital einverleibt wie "fremde" Arbeit. "Kapitalistische" Aneignung und "persönliche" Aneignung, sei es von Wissenschaft, sei es von materiellem Reichtum, sind aber ganz und gar disparate Dinge. ...
An den wenigen Stellen, an denen sich ökonomische und Wissenschaftssphäre überlappten, waren spezielle Sicherungsvorkehrungen wie etwa das rechtliche Instrument der Patente einzubauen, um die notwendigen Interessenabwägungen zu operationalisieren, welche weder die Wissenschaft noch die Ökonomie je allein aus ihrem inneren Regelwerk heraus in der Lage waren zu behandeln.



(34.1) Re: 4. Sozialisierung von produktiver Arbeit und von Wissen im Vergleich, 05.04.2005, 19:32, Uvvell H:W:Berger: Seit Urzeiten ist das Wissen um die Orientierung der Täubchen und Menschlein zumindest beim Brieftaubenvertrieb und mangels herausragender Objetzte zum Nachhausefinden ins Daheime. Keinen Deut kann nur der Deutsche sagen, der noch nichts von Mautschland weiss. Wohl kostet das Gesetz nichts und um das Wissen kann kein Zoll erhoben sein. Aber einen Orientierungsservice in einer gänzlich verwirrten Welt gegen Aufpreis anbieten und ganz praktisch für die Tittitainment-geselligkeit über Handy mit wenig Kosten pro Anruf, das rechnet sich und das hat Marx da auch so sehen können(MEW 23, S. 407). Mit den Tauben erforscht sich das heutzutage im magnetfeldTunnel. Und mit den Menschen im Warenkontrollsystem. Aber eine andere Sicht,
nämlich Arbeit ist Einsicht - in die falsche Notwendigkeit.
und Aneignung ist Quark - in diesem Caesenilen Kaese darf erst mit dem letzten Atemzug gedacht und getan sein, damit es noch so weitergeht Dinge zu separieren, die dem gespaltenen Individuum dienen, sein Leben für erträglich zu halten. Das Hochhalten des Aneignungsmodells soll den Blick abhalten von dem Baum, der erkenntlich für alle erreichbar dasteht, Wissen und materieller Reichtum und gefühlte Zufriedenheit, sexuelle entfaltung und Ruhe zur Einsicht.
Das kann uns dann egal sein, ob kapitalistische- oder persönliche Aneignung, weil das Beides ungeeignet und garkein Ding ist, sondern ein Gespenst. Gleich, welche Instrumente eingebaut sind, sie dienen nur dem Glauben, derjenige zu sein, der operationalisieren könne.# Schliesslich: für irgendwas wird man doch bezahlt.

(35)

Entgegen all dieser historischen Erfahrung, die eher zur Vorsicht mahnt, wird im Rahmen neoliberaler Politikansätze vehement versucht, marktwirtschaftliche Regulationsmechanismen in die Wissenssphäre hineinzutragen. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Bereichen, dem "öffentlichen Gebrauch der Vernunft" zum Raisonnieren und dem "privaten Gebrauch der Vernunft" im öffentlichen Handeln (Kant), besteht im Zugriffsmodus auf die Ressourcen. Während öffentliches Handeln den exklusiven, verantwortungsbeladenen "Schreib"-Zugriff auf Ressourcen erfordert, steht die Wissensbasis der Gesellschaft in einem kon-kurrenten "Lese"-Zugriff zur Verfügung und Eintrag neuen Wissens geschieht in einem AddOn-Modus.

(35.1) 05.04.2005, 19:57, Uvvell H:W:Berger: Es macht eben jede Generation seine eiengsten Erfahrungen, den angenehmsten Platz zu finden. Im Schreib-zugriff wird sich allerdings der Stil des stylos wiedererkennen, ob das der Federkiel oder kugelschreibling oder die Adler(hackgeordnete)Schreibmaschine [*nurnichtheulen] oder Tau und Kiel des Seemanns im Pinsel_strich über das MeerBlatt waren. Pergament kann ja korregiert werden. Und ist das iNätz nicht noch geduldiger?
Aber die Vers_antwortung des Lese-zugriffs ist der Auslesesehnsucht des Menschen in seinem Trüffelschweindasein selbstverschuldet. Wer kann mir vorschreiben nur das fettgedruckte zu lesen und sogarnichtetwa zwischen den Zeilen. Auch, wenn das schon in der Vorschule so verlangt wird. Das Bild ist ein ganzes auch wenn die links nicht funktionieren und Eintrag neuen Wissens geschieht in einem AddOn-Modus meinetwegen im neuen Fensteröffnen Aha_so_ist_das! aber jedoch und_so_ist_es_auch!

(36)

Welche Auswirkungen hat nun die Übertragung fremder Regluationsmechanismen in eine ihnen scheinbar unangemessene Umgebung? Dazu ist es lehrreich, auf dem Hintergrund des eben beschriebenen substanziellen Unterschieds im Zugangsmodus die Reproduktionsanforderungen von produktiver Arbeit, für welche ja die Marktmechanismen "gemacht wurden", und von Wissen gegenüberzustellen. Ich hatte bereits an anderer Stelle [3] eine Gemeinsamkeit ausgeführt: Dass beide ihren aktiven Träger im individuellen Bereich haben, die volle Wirkung sich aber erst im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang entfaltet, so dass es Sozialisierungsprozesse sowohl von produktiver Arbeit als auch von Wissen gibt. Ebenda hatte ich dann weiter ausgeführt, dass marktwirtschaftlich geprägte Vergesellschaftungsformen produktiver Arbeit und Formen der Vergesellschaftung von Wissen unterschiedlichen inneren Logiken folgen. Ihre normative und zugleich gesellschaftskonstituierende Wirkung geht von völlig unterschiedlichen Prämissen aus.

(37)

  1. Der klassische Produktmarkt ist zwar gesellschaftlich vermittelt, reduziert sich aber letztlich auf ein - zudem sehr individuelles - 1-1-Verhältnis zwischen Käufer und Verkäufer, das zusätzlich von einem Wechsel dinglicher Eigentumsrechte im Rahmen des Verkaufsvorgangs begleitet wird.



    (38)

    Dagegen kann man am eigenen Wissen und an Informationen viele andere partizipieren lassen, ohne dass dieses sich auch nur im mindesten verbrauchen würde. Wissen ist damit in der Lage, sich zu verbreiten und (in einem gesellschaftsrelevanten Sinne) zu "vermehren".

    (38.1) 05.04.2005, 20:05, Uvvell H:W:Berger: und ich möchte dies auf die Gefühlte Wirklichkeit noch erweitern. Wobei es mir um die Reduktion des Gefühlten, auf ein wahrnehm_bares Maß in gesellschaftsrelevantem Sinn, geht.

    (39)

  2. In einem klassischen Verkaufsvorgang haben, wie Marx nicht müde wird zu betonen und wie oben noch einmal herausgearbeitet wurde, Verkäufer und Käufer klare Vorstellungen von der Nützlichkeit des auszutauschenden Produkts. Mehr noch, für das Funktionieren marktwirtschaftlicher Mechanismen ist es wesentlich, dass diese Vorstellung nicht erst zum Zeitpunkt des Austausches, sondern bereits vor der Produktion der Ware selbst im Kopf des Produzenten existiert. Produktive Arbeit ist in diesem Sinne zweckgerichtete Arbeit und als solche planbar.



    (39.1) 05.04.2005, 20:19, Uvvell H:W:Berger: Das ist mit dem scheinbaren Nutzen der nichtgelebten Gefühle auch ein Vertrag zwischen dem, der es besser Wissen hätte können, aber wie der Nächste eben noch nicht dürfen, weil er erst Doktor oder Torwächter werden musste, bevor er wieder draufkommen kann, was er da eigentlich fühlen kann, da wo er ist.
    Ist das tetraHandelsdilemma aber Gottgewollt "im Kopf" geplant. Oder Produkt vorlauter Mythen kleines_download
    Ist der zweckgerichtete Plan nicht ausdrücklich Sinn-verbreitend zu sein, wird es nicht langdauern sein. Und keiner wird es aus der Asche heben.
    Bedenke Mensch: Babylon ist 105mal zerstört worden in der Geschichte und trotz aller Störungen nennen wir sie Babys. Konnten sie nicht mit gutem Beispiel vorangehen, dann zerren wir sie als schlechte Beispiele hinter uns her.
    wessen Geistes Kinder sind es und wieviel Macht müssen sie verliehen bekommen?

    (40)

    Derartige A-priori-Vorstellungen gibt es für die meisten "geistigen" Produkte nicht. Im Gegenteil, es ist eher die Regel als die Ausnahme, dass der Nutzen wissenschaftlicher Arbeit erst im Nachhinein zu beurteilen ist und sich ein solcher Nutzen oft in kausal und auch zeitlich überraschender Form auf eine im Voraus nicht transparente Weise manifestiert und damit in dieser Form weder vorherseh-, geschweige denn planbar ist. Mehr noch, eine Beschränkung der Betrachtung auf in diesem Planbarkeitssinne "nützliches" Wissen blendet die für gesellschaftlichen Fortschritt entscheidenden, ja vielleicht alle "interessanten" Wissensformen aus.

    (40.1) 05.04.2005, 20:33, Uvvell H:W:Berger: genau! aber Wissen ist auch nur eine Form des Wiederholens. Der "wissentschaftlich" Arbeitende muss ja erstmal so tun, als ob er nichts weiss. Aber ich bin zum Glück kein Verfechter nutzloser WissentschaftleereArbeit, es gilt die Sinnfreiheit und Planlosigkeit des Sinnes ansich zu erfassen. Die Welt gehorcht musikalischen Gesetzmäßigkeiten. Es kann eine andere Oktave sein oder eine Synkope, wir werden Hilfslinien ziehen müssen und neue Notenschlüssel erfinden.

    (41)

  3. Eng damit verbunden ist der Umstand, dass die Vergesellschaftung und Reindividualisierung, die beiden Phasen der Sozialisation, die bei einem auf dem klassischen Markt ausgetauschten materiellen Produkt unmittelbar und inhärent miteinander verzahnt sind und der Übergabe eines Staffelstabs gleichen, bei den meisten geistigen Produkten nicht nur zeitlich, sondern auch kausal weit auseinanderfallen können.

(41.1) 05.04.2005, 20:43, Uvvell H:W:Berger: Das Kausale Weltbild ist denn auch die Perspektive der Zweijährigen, die mit Hilfe ihrer Eltern und Gesellen bis zum Greisenalter behütet werden, dass nur keine Angst entstünde: "wir haben keine Kontrolle".
Das Katastophale ist, mit jeder neuen Überzeugung, mit einer bestimmten Tätigkeit liesse sich eine Kontrolle auf das Ganze schliessen. lässt die Besen spalten, die zum Brunnen eilen und es spiegeln sich neue Universen in der Oberfläche, sowie tiefere Verzweifelung in den Geschöpften Krügen. Aber egalwieweit etwas auseinanderfiel, vom Krug, der bricht: jede Scherbe spricht.

(42) Während der Markt also mit den Kategorien Eigentum und Ware eine gesellschaftlich vermittelte Individualität erzeugt, ist Wissen in diesem Sinne eine individuell vermittelte Gesellschaftlichkeit. Als solche ist es, im Gegensatz zu Waren, auch in Teilen nicht vernünftig privatisierbar, ohne seine Reproduktionsfähigkeit existenziell in Frage zu stellen.

(42.1) 05.04.2005, 21:04, Uvvell H:W:Berger: wissen (auch glauben) dient auch lästige Gefühlen zu verdrängen, damit wenigstens in der Gesellschaft niemand Anstoss nimmt oder sich in die Abseitsfalle mobbt. Und die besten Medikamente versagen bei der Zuschreibung, wer das denn sein soll "in seiner IndieWieDuallisierten Form".
Die Produkte, die der Markt hergibt sind die Stellvertreter im Symbolhaften der Gefühle. Das darf man gerade dem Verbraucher nicht sagen, er kriegt sonst einen Schock.
Und die Mehrwertsteuer ist der Ich-identitätsgereinigte Blutschwall, der eben dem nächstgrösseren Einheitsheischenden Wesen angedacht sein kann, ohne davor gefeit zu sein, genauso unbewusst bis irrational zu handeln, wie der kleine, der meint, es würde schon irgendwo nachgedacht werden.
Und sich reproduzieren kann sich doch einer der rechnet garnicht leisten.

(43)

Wissen ist in diesem Sinne zugleich Teil einer Infrastruktur, in welche produktive Aktivitäten eingebettet sind. Ohne Existenz dieses Substrats würden die einzelnen produktiven Aktivitäten schlicht vertrocknen oder noch eine Weile vor sich hin laufen und dann zum Erliegen kommen. Es ist deshalb nur zu verständlich, dass infrastrukturelle Fragen heute eine deutliche Aufwertung als Fokus von Managementaktivitäten erfahren haben. Schlagworte aus dem betriebswirtschaftlichen Kontext wie Geschäftsprozessmodellierung, Qualitätsmanagement, CRM, B2B, SCM usw. belegen dies.

(43.1) 05.04.2005, 21:28, Uvvell H:W:Berger: Und wer wird wissen vermissen, wenn Fahnen sich hissen verbissen. Es geht ans Gefuehl zwischen dem Gestuehl im Gewuehl. Erliegen tuen auch Vorstandsvorsitzende.
Die Vorlagen, die die Statistik liefert an Individuellen Gleichnissen, werden auch nur sogut, wie es gerade geht ignoriert, ursachenverfärbt und bezirklich geleugnet. Aber das zeichnet das Qualitative am Managment doch aus. Marcos macht aus seiner Insel eine Briefmarke, Stalin greift in den Stadtplan Moskaus. Adolf und Eva machen aus Deutschland das Paradies der Vertriebenen. Wenn die Völker lange genug beobachtet sind, weiss man, dass die Schlesier viel lieber nach Vandalusien wanderten oder wurden unterwegs welche ausgetauscht oder gar vermischt. Das Eiweiss rechnet mit vier Fingern (Aminos_t_auros, gib ihm Zucker oder Saures). Es reicht nicht zu verbieten durch Null mit zu teilen. Sobald einer vor dem Nichts steht, wird er wissen, wer ihm das eingebrockt hat.

5. Zwei Vorteilsmodelle

(44)

Da wir festgestellt hatten, dass marktwirtschaftliche Regulationsmechanismen für diesen Bereich - vorsichtig gesagt - wenig geeignet sind, also eine alleinige Orientierung an einem wie auch immer berechneten Return on Invest zu sehr zweifelhaften Ergebnissen führt, wollen wir uns in der weiteren Argumentation vom Geldmaß im engeren Sinne lösen und die allgemeinere Frage stellen, wie man in einer solchen Umgebung in eine vielleicht primär nicht geldwerte, aber wenigstens vorteilhafte Position kommt.

(45)

Hier sind zwei grundlegend verschiedene Herangehensweisen zu beobachten. Die eine gruppiert sich um den Ansatz des Informationsvorteils: Ich bin im Vorteil, wenn ich über möglichst viele Informationen anderer verfügen kann, selbst aber so wenig wie möglich Informationen preisgebe. In diesem Kontext hat Handel mit Informationen einen Sinn und Konzepte wie geistiges Eigentum, Copyright, DRM und so weiter ergeben sich auf natürliche Weise. Allerdings zeigt diese unvoreingenommene Formulierung des Prinzips schon dessen hochgradige Asymmetrie, so dass Unternehmen, welche einer solchen Vorteilsstrategie folgen, kaum Partner auf Augenhöhe finden werden, und mit jedem solchen Partner auf Augenhöhe sofort ein Ringen um Dominanz einsetzen wird. Unternehmen mit einem solchen Vorteilsbegriff sind gezwungen, "sich zu vernetzen, ohne sich zu vernetzen", wie Wolf Göhring [2] deren Dilemma treffend auf den Punkt gebracht hat. Subdominante Unternehmen befinden sich in einem ständigen Abwehrkampf, bis sie begriffen haben, dass es in einem infrastrukturell abgrenzbaren Marktsegment nur einen Marktführer geben kann, der dann aber auch einen entscheidenden Teil der Verantwortung für die Reproduktion der gemeinsamen Infrastruktur "am Hals" hat. Ein Prinzip, das zu Marktführerschaft, in der Softwarebranche zu monolithischen Systemen und zu einer Kathedralenstrutur im Sinne von Eric Raymonds berühmtem Aufsatz [12] führt. Es ist die Wiedergeburt "realsozialistischer" Strukturen im Kleinen und eine für kapitalistische Verhältnisse auf den ersten Blick sehr attraktive Lösung. Sehr attraktiv allerdings nur in einem statischen Kontext: Einmal eine Erfindung machen und dann Geld scheffeln bis zum Abwinken. Den Traum haben schon viele geträumt, nicht zuletzt in der Boom-Welle der New Economy, aber noch kaum jemand realisiert; er liegt auch dem Verständnis von Software als Produkt zu Grunde. Dieser Traum ist allerdings wohl auch eine der zentralen Ursachen für den ungeheuren Druck, mit dem heute versucht wird, das Konzept mobilen geistigen Eigentums umfassend gesellschaftsfähig zu machen.

(46)

Dieses Vorteilsprinzip hat einen weiteren entscheidenden Haken: es hilft nicht bei der Lösung des "Korngrößendilemmas", denn es skaliert genauso schlecht wie das vorkapitalistische und das realsozialistische Gesellschaftsmodell, da die Größe des "dicksten Korns" immer in der Nähe der Größe des Gesamtsystems bleibt.

(47)

Das andere Vorteilsprinzip ist das des Kompetenzvorteils. In einer Infrastruktur von allgemein freizügig zur Verfügung stehenden Wissensbausteinen ist das Unternehmen im Vorteil, welches diese Bausteine besonders gut für spezielle Anforderungen zu praktisch relevanten Lösungen zu kombinieren vermag. Diesen Vorteil erreicht ein Unternehmen, wenn es besonders eng mit dieser Infrastruktur verbunden ist und eine Vielzahl von Wurzeln ausgeprägt hat, mit denen es dort verankert ist. Eine fette Frucht auf einem dünnen Stengelchen wird sich da kaum nachhaltig ernten lassen. Mit Blick auf das Korngrößendilemma skaliert ein solches Vorteilssystem perfekt und erlaubt es auch, spezialisierte Teilkompetenzen in einem übergreifenden Netzwerk auszubilden, welche mit ähnlich großen, anders spezialisierten Teilkompetenzen auf Augenhöhe kooperieren können ohne sich in dauernde Ringkämpfe begeben zu müssen.

(48)

Einzige Bedingung für ein solches Vorteilsmodell ist die Existenz, Pflege und Reproduktion eines freizügig nutzbaren Pools von Wissensbausteinen. Die Bedingungen hierfür sind gut. Mit dem Internet steht bereits in dessen heutiger Form eine leistungsfähige Infrastruktur zur Verfügung, auf deren Grundlage eine Revolutionierung der kulturell geprägten Kommunikationsformen in Schwung kommt, deren Gesellschaft formierende Kraft heute nur in Ansätzen abzusehen ist. Aber mehr noch: "Unsere Zeit bietet wie keine andere eine gewaltige Sammlung von Wissen in Textform dar. Die gesamte Geistesgeschichte der Menschheit wird auf CD-Roms, auf Internetseiten, in Antiquariaten und im Buchhandel dargeboten, alles ist gut vernetzt und so leicht zugänglich, daß es eine Schande wäre, dieses Material nicht wach und offenen Sinnes zu gebrauchen." ([6, S. 300]) Diese Revolutionierung der Kommunikationsformen scheint zugleich das zentrale Element des Post-Computerzeitalters zu sein.

(49)

An der Reproduktion dieses freizügig nutzbaren Pools von Wissensbausteinen müssen sich alle Nutzer mit vergleichbarem Aufwand beteiligen oder - genauer - über diese Frage muss fair und ergebnisorientiert verhandelt werden können. Die Bedingungen dafür sind gut, denn einerseits enthält eine gemeinsame Wissensinfrastruktur eine Kommunikationsinfrastruktur als konstituierenden Bestandteil, und andererseits ziehen alle beteiligten Seiten aus dieser Form von Kooperation Vorteil und werden deshalb deren Scheitern nur unter außergewöhnlichen Bedingungen riskieren. Die Parallelen zu Holzkamps berühmter Argumentation zum Verhältnis von Partialinteressen und Allgemeininteresse in [5] sind augenfällig.

(50)

Das System "Vorteil durch Kompetenzvorsprung" skaliert im Gegensatz zum Ansatz "Informationsvorteil" sehr gut. Sein einziger Nachteil: es ist ein dynamisches Vorteilskonzept. Ein Vorsprung heute ist keine Gewähr für den Vorsprung morgen. Dieser Nachteil ist allerdings zugleich ein Vorteil. Dinosaurier bringen diese Flexibilität nicht auf. Es gibt eine (für jedes System spezifische) optimale Größe, jenseits welcher weiteres Wachstum in wachsende Inflexibilität umschlägt. "Vernünftiges" Wachstum endet nach einer Initialisierungsphase bei einer systemimmanenten optimalen Korngröße, so dass sich die "gleiche Augenhöhe" mit einem gewissen Reifegrad des Systems praktisch von selbst eingestellt hat.

(51)

Auf die Softwarebranche heruntergebrochen landen wir bei modernen komponententechnologischen Ansätzen, dem Verständnis von Software als Prozess und Eric Raymonds "Basar". Grundlegendes konstituierendes Element ist eine von den Beteiligten ständig zu reproduzierende Infrastruktur aus hochwertigen Softwarebausteinen von allgemeinem Interesse, wie sie heute etwa auf http://SourceForge.org oder http://savannah.gnu.org verfügbar sind, und wo es auch keinen Grund gibt, Quellen geheim zu halten. Die Parallelen zu weiterführenden Ansätzen wie http://www.DesignForge.org oder http://www.Open-Craft.org, welche auf der 3. Oekonux-Konferenz [11] vorgestellt wurden, sind offensichtlich und einer gesonderten Betrachtung wert, die einer anderen Publikation vorbehalten bleiben soll.

6. Zur Dynamik kooperativer Netzwerke

(52)

Statt dessen möchte ich einige weitere Überlegungen zur Dynamik eines solchen kooperativen Netzwerks kompetenter Akteure entwickeln. Ich hatte bereits begündet, dass dieses aus dem Ansatz des Kompetenzvorteils abgeleitete Modell über verschiedene Korngrößen perfekt skaliert und damit als Struktur auch auf größere gesellschaftlichen Zusammenhänge übertragen werden kann. Wie verhält es sich zum Marktkonzept? In den obigen Ausführungen ist deutlich geworden, dass sich dieser Abgleich von Kompetenzen und damit dinglicher Logiken schon immer hinter dem Rücken des Marktes abgespielt hat. In diesem Sinne ist es kein neues Phänomen. In der entstehenden Kompetenzinfrastruktur, dieser Kommunikationsinfrastruktur dinglicher Logiken, kann dieser Abgleich allerdings viel zuverlässiger erfolgen als je zuvor und "der Markt wird transparent". Wird er damit obsolet? Nach meinem Verständnis nein, denn er verliert die Funktion des großen Koordinatensystems (und hat diese Funktion in den letzten Jahrzehnten schon zunehmend verloren, wie die zuerst vom IBM-Betriebsratsvorsitzenden Wilfried Glißmann thematisierte, inzwischen weit verbreitete Devise "Macht, was ihr wollt, aber seid profitabel" belegt, siehe etwa [1]), nicht aber die Funktion des Aufwandsabgleichs innerhalb gelingender "Marktkontakte". Diese Funktion - das zeigen viele Beispiele umfassender Systeme gelingender Kooperation - wird in der einen oder anderen Form bleiben. Allerdings wird diese Aufwandsanalyse ihres entfremdeten Charakters und wohl auch der Geldform entkleidet sein, denn innerhalb des allgemeinen Kommunikationsprozesses kann man sich auch über die Formalien der Aufwandsanalyse viel präziser einigen als dies durch einen Rückzug auf die Geldform als allein selig machendes Prinzip möglich ist. Diese Aufwandsanalyse bildet das zu sammelnde Material, um bei Bedarf auch einmal über Gerechtigkeit zu reden und könnte Teil eines allgemeinen Qualitätssicherungsprozesses sein, in dem sowieso eine Vielzahl von Metriken eine Rolle spielen und über welchen sich die dinglichen Logiken individueller menschlicher Aktivitäten viel genauer sozialisieren ließen als dies mit heute üblichen Instrumentarien möglich ist.

(53)

Es ist generell interessant, die Dynamik solcher kooperativer Strukturen mit den normativen Argumenten, die ich in [3] mit dem Übergang von einer Waren- zu einer Wissensgesellschaft verbunden habe, zu vergleichen. Neben der bereits beschriebenen Tendenz zur optimalen Korngröße kann man nach der Dynamik von Konkurrenz im marktwirtschaftlichen Sinne in einer solchen Umgebung fragen. Konkurrenz setzt voraus, dass zwei "Körner" auf sich überlappenden Geschäftsfeldern tätig sind, so dass auf natürliche Weise eine - gesellschaftlich sinnvolle, wenn das Euler-Lagrangesche Minimalitätsprinzip auch hier gilt - Verdrängung des weniger effizienten Akteurs eintritt. Durch die sehr hohe Dimensionalität des Raumes dinglicher Logiken ist der Effekt dieser Verdrängung aber ein anderer als der heute zu beobachtende Effekt räumlicher Verdrängung: Der Verdrängte hat viel mehr Ausweichdimensionen zur Auswahl als in einem System, welches nur auf die blinde Geldmacht gründet, und kann - und muss - sich eine neue, seinen Neigungen und Fähigkeiten entsprechende "sinnvolle" Tätigkeit suchen und dabei sein Kompetenzprofil entsprechend weiterentwickeln und schärfen. Nach kurzer Zeit wird es keine überlappenden Geschäftsfelder mehr geben - und sie werden dann auch nicht mehr Geschäfts- sondern Kompetenzfelder heißen. Die einer solchen Struktur inhärenten Austarierungsmechanismen führen also nicht nur dazu, dass etwa gleich und optimal große "Körner" entstehen, sondern dass diese auch in der Gesamtheit ihrer Kompetenzen optimal aufgestellt sind. Dynamik gewinnt diese kompetenzbasierte Struktur vor allem durch den Eintritt junger Menschen und den Rückzug alter, also aus der Lebensdynamik der intellektuellen Leistungsfähigkeit der einzelnen Individuen selbst.

(54)

Dabei wird sicher noch viel mehr vom Kopf auf die Füße gestellt, denn es werden jahrtausende alte Denktraditionen zu brechen sein, so dass dieses Verdrängen auch nicht mehr wie heute geschieht, sondern jede(r) sich selbst sehr schnell und freiwillig aus Bereichen zurückzieht, die nur Frust bereiten, weil andere dauernd besser sind. Heute wird man sich mit aller Macht dagegen wehren, weil jenseits des Frusts im ungeliebten Beruf mit Alg-II nur noch größerer Frust droht.

(54.1) 05.04.2005, 23:05, Uvvell H:W:Berger: Die Jahrtausendalte Denktradition:
herrschen tut inch Lustmacht Amen - hat auch eine eigene Sinnvermeidungsstrategie zum Rechenexempel gestempelt. Frust ist doch die Strategie, mit der wir uns Kraft schöpfen zu roher Gewalt.
Es ist unlogisch Denktradition zu brechen, es gilt sie zu verstehen!
warum wir eine Oktave Licht sehen, aber nicht riechen können.
weshalb wir Frequenzen, auf die wir nicht hören wollen, auch nicht produzieren können mit der Stimme.
wieso Dir selber etwas einfällt, aber ein Anderer das leugnen mag.
woher wohin weswegen

7. Die Macht des Wissens

(55)

Kommen wir auf den Titel dieses Aufsatzes zurück, der auf Matthias Käthers Bemerkung am Ende seines Aufsatzes [6] zurückgeht: "Denn, um noch einmal den klugen Bacon zu zitieren: Wissen ist Macht." Ich möchte in diesem Sinne zum Abschluss einen Blick auf die heutige gesellschaftliche Dynamik werfen, um die Chancen beider Ansätze der "Vorteilsnahme" zu prospektieren und eine Standortbestimmung im Hier und Heute vorzunehmen.

(55.1) Die Einheit des Gefuehlten, 05.04.2005, 23:08, Uvvell H:W:Berger: und, wer Gewissenlos seine Gefuehle verdrängt und das Wissen nennt ist krank.
Aber das macht nix, das sind wir doch alle :-)

(56)

Der "kluge Satz von Bacon" erlaubt eine gewisse Spannbreite von Interpretationen, welche ich zunächst verdeutlichen möchte, um die Gesamtdimension in den Blick zu bekommen. Beim Wort "Macht" etwa gibt es eine subtile semantische Differenz zwischen dem Englischen und dem Deutschen: Die nahe liegende Übersetzung ist "power", doch der Gruß der Sternenkrieger [14], in deutscher Übersetzung "Die Macht sei mit dir", lautet im Original "may the force be with you", und "force" wurde hier nicht als "Kraft", sondern als "Macht" übersetzt. Der Unterschied ist ähnlich wie zwischen potenzieller und kinetischer Energie. Diese Force-Macht ist gemeint, wenn im Rahmen der marxistischen Theorie behauptet wird, dass die Produktivkräfte die Produktionsverhältnisse bestimmen (siehe etwa MEW 23, S. 192 ff.), und auch Matthias Käthers Verweis ist wohl nicht anders zu interpretieren. Christoph Spehr spannt in seinem "Alien-Buch" [13] einen ganzen Begriffsfächer auf, der über Kraft, Macht (in beiden Bedeutungen) bis zu Herrschaft und Zivilisation reicht, und den ich den folgenden Ausführungen als Bezugssystem zu Grunde legen möchte. In der heutigen komplizierten Gemengelage von Kräften und Interessen macht Spehr zwei große (in seinem Sinne) zivilisatorische Pole aus, die er mit "Alienismus" und "Maquis" bezeichnet. Diesen beiden Polen kann man ziemlich genau die oben beschriebenen zwei Arten von Vorteilsnahme zuordnen, so dass sich aus der hier eingenommenen Perspektive die Spehrsche Zustandsbeschreibung wie folgt paraphrasieren lässt: Kompetenz ist eine Gesellschaft strukturierende Macht und steht heute im Wettstreit und zunehmend im Widerspruch zur Gesellschaft strukturierenden Macht des Geldes. Geldmacht ist Alienismus, denn sie ist Definitionsmacht. Sie passt perfekt zum Ansatz "Informationsvorteil", denn dieser funktioniert nur, wenn man "die Regeln bestimmen" kann. Kompetenzmacht ist Maquis, denn sie ist Gestaltungsmacht, und zentral konstituierendes Element des Kompetenzvorteilsmodells ist das "Leben in fairen Regeln".

(56.1) Vermögen machen anstatt am Möchten schmiegen, 05.04.2005, 22:47, Uvvell H:W:Berger: to be in a position or to be up the pole, wird nur im Sport zu der "pole position" zusammengefaselt. Die erfolgreichsten "up the Pole" sind eigentlich die Geldlosen, die Geld erlangen wollen. Diese wehren sich am heftigsten gegen jede Einsicht. Es braucht nur einen Spannungslöser für definierten Geldmangel.
Die Macht des Geldes ist doch nur der Glauben derer, die meinen damit etwas anfangen zu können, wenn sie es hätten! und dann erweist sich das, was die Macht macht: Angst oder Trauer, Wut oder Freude. Die Freude muss mit einer Vergnügungssteuer belegt sein, sonst wären die anderen Emotionsernten nicht so einträglich laut Verwaltungsrechnung. Und manche Grübeln lieber, als das sie lebendig sind.
Jeder der sich über einen Mangel beklagt gehört in Quarantäne und den Glücklichen entziehe die Drogen. Jeder ahnt auch die Vergänglichkeit des Regelbestimm-Zeitfensters-glaubenskonstruktes. Hätten wir heute vor Hundert Jahren nicht den ersten Weltkrieg geplant, wäre er garnicht rechtzeitig fertig geworden. Das dies mit dem Einsteinturm nun aber an die Bismarktürme geknüpft scheint, die mit dem Jahr des Panzerkreuzer Potempkin Feuerbeleuchtet wurden, lässt auch diese Geschichte relativ Rechenstabslogarythmusisch betrachten.
hier kann mehrsprachig denn von phares phasen phrasen vers_schiebung gesprenkelt sein. Wie wenig wir denken dürfen sagt uns die Rechtschreibreform, aber wer will sich daran halten.
"fair" ist eben auch dem Hellenistischen auftauchen der Sterne und "to be au fait with sth. und "au_pair" sein, der Ausdruck der Gesellschaft der Abhängigen am Ende der Sätze "fairy des Tales"
Polka_political_correct

(57)

Die heutige Zeit ist aufgeladen mit den widerstreitenden Perspektiven dieser beiden Sozialisierungsformen. Die ursprünglich progressive Regulationsmacht des Marktes (der abstrakten Wertform des Geldes) versagt immer mehr und gerät zunehmend in Widerspruch zu den funktionalen Erfordernissen der Wissensgesellschaft (der Reproduktion der Vielzahl der sich in individuellen Kompetenzen brechenden dinglichen Logiken). Die alienistische Zivilisation droht, mit ihren Rückzugsgefechten die gesamte Menschheit mit in den Abgrund zu reißen. Spehr beschreibt die maquisianische Zivilisation als eine Zivilisation im Verteidigungszustand, als Zivilisation, die noch nichts ist für Zivilisten. Ein Noch-Nicht im Blochschen Sinne. Das scheint sich derzeit zu ändern. In diesem Sinne:

May the force be with you.

(57.1) englisch reimt sich so schön, 05.04.2005, 21:49, Uvvell H:W:Berger: interessant_auch_das_orthographisch_Ähnliche
in der Forke detailtzt wieder alles, was steckt: es ist nämlich im Urschprung auch das Licht "Foß" das aus dem Haus Xaoß, verstanden als chaos, summasum a² rumsammelt. Faires faros der pharaonen kann auch zur Posse fosse werden, der die Gruben gräbt der fällt hinein. Zumal wenn das Eiszeitig dünner wird, wird es leicht dümmer als der Herrscher sich erlaubte. Der falsche Hase ist nicht der mit den dünnlängsten Ohren, sondern der langsamstäglichen Dochenend_Nase JWD
wer ist der Meister, der das Gras grün färbt und woran ist der, aneigentlich, der sagt: "ich erinnere mich"? darf das sein? nenne es ufer, aber glaube nicht, es wuerde simultan_uebersetzen_sein. Die Sprache ist der Fluss, der die Ufer trennt, um Dies- und Jenseits zu verstehen, nicht um ins eins der Drei,eins_vier zu drängeln. (3,14)

Referenzen und Fußnoten

(58)

[1]
Böhm, M., "Tut, was ihr wollt, aber seid profitabel!", Arbeiten ohne Ende - neue Managemantformen verändern die Arbeitswelt, http://home.nikocity.de/schmengler/presse/arbeit_ohne_ende.htm, HBV-Forum 11/1999, 1999
[2]
Göhring, W., Mitten in einer Revolution?, Die gesellschaftliche Bedeutung der IT als besonderer Produktivkraft, http://www.ais.fraunhofer.de/~goehring/revolution.pdf, 2004
[3]
Gräbe, H.-G., Von der Waren- zur Wissensgesellschaft, http://erste.oekonux-konferenz.de/dokumentation/texte/graebe.html, 2001, Beitrag auf der 1. Oekonux-Konferenz "Die freie Gesellschaft erfinden", 28. - 30.4.2001 Dortmund.
[4]
Quelle: heise online 12.12.2000, http://www.heise.de/newsticker/meldung/13845
[5]
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[6]
Käther, M., Über Marxens Rezeptionsmethode, Utopie kreativ 162 293-300, 2004
[7]
Klix, F.; Lanius, K., Wege und Irrwege der Menschenartigen, Wie wir wurden, wer wir sind, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 1999
[8]
Kurz, R., Der Kollaps der Modernisierung, Reclam Verlag, Leipzig, 1994
[9]
Moglen, E., The dotCommunist Manifesto, http://emoglen.law.columbia.edu/publications/dcm.html, 2003
[10]
Quelle: http://www.soros.org/openaccess/g/commitment.shtml
[11]
Reichtum durch Copyleft - Kreativität im digitalen Zeitalter, 3. Oekonux-Konferenz, Wien 20.-23. Mai 2004, siehe http://www.oekonux-konferenz.de
[12]
Raymond, E. S., The Cathedral and the Bazaar, Musings on Linux and Open Source by an Accidental Revolutionary, O'Reilly, 1999, Paperback Edition February 2001
[13]
Spehr, C., Die Aliens sind unter uns!, Herrschaft und Befreiung im demokratischen Zeitalter, Siedler Taschenbücher 75548, Goldmann Verlag, München, 1999
[14]
Star Wars, USA 1976. Regie: George Lucas

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