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Ökonomie von unten: Reproduktion im Alltag
Maintainer: Jörg Bergstedt, Version 1, 20.06.2001
Projekt-Typ: halboffen
Status: Archiv
(1) Im folgenden werden fünf Orte bzw. Wege der materiellen Reproduktion benannt. Die Darstellung nennt Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Als Bewertungsmaßstab gelten zwei Fragestellungen: - Welche ökonomische Form schafft welche Zwänge und Herrschaftsformen? - Welche ökonomische Form bietet welche Chance der gleichberechtigten und angstfreien materiellen Sicherheit für den einzelnen Menschen? Ausgangspunkt der Betrachtung ist die Marktökonomie, also die Form, die zur Zeit prägend ist. Historische, durch die kapitalistische Marktlogik ganz oder überwiegend abgelöste Formen z.B. direkter Herrschaft und Versorgungsformen (z.B. Leibeigenschaft) werden nicht weiter betrachtet. Die Marktökonomie als Jetzt-Zustand bietet den Ausgangspunkt, von dem aus vier weitere Stufen abgeleitet werden, die jeweils Stück für Stück die Zwänge und Herrschaftsformen der Marktökonomie abschaffen. Mit anderen Worten kann die Spanne zwischen der Marktökonomie (Stufe 1) und dem gesellschaftlichen Reichtum (Stufe 5) auch mit den Begriffen "konkurrierendes" und "kooperatives" Verhältnis der Menschen zueinander beschrieben werden.
(2) Was ist der Markt? Definition aus dem Glossar des Buches "Freie Menschen in Freien Vereinbarungen": Der kapitalistische Markt ist ein abstrakter, virtueller "Ort" des Vergleichens von Waren als Werte, ausgedrückt in Geldform. Hier zeigt sich, ob die unabhängig voneinander betriebenen Privatarbeiten auf ein gesellschaftliches Bedürfnis treffen oder nicht. Da auf "Verdacht" produziert wird, zeigt sich erst im Nachhinein, ob die Produkte auch "abgesetzt" werden können. Ein eigentlich sozialer Prozeß - das Herstellen und Verbrauchen von Gütern zum Zwecke eines guten Lebens - wird über einen Umweg, den Markt organisiert. Der kapitalistische Markt ist - abstrakt: Der Markt ist virtuell, er ist überall, wo Werte miteinander verglichen werden, z.B. im Kaufhaus, auf der Seite der Stellenanzeigen in der Zeitung, an der Börse, im Internet. - gleichgültig: Der abstrakte Markt bildet eine sachliche Einrichtung, die für jede/n gleich gültig ist. Seine Regeln gelten für alle in gleicher Weise. Eintrittsbedingung ist das Geld, wer kein Geld hat oder will, ist ausgeschlossen. - subjektlos: Es sind nicht die Menschen, die die Marktregeln für ihre Zwecke erschaffen, sondern die Marktregeln erwachsen aus der inneren Logik des Marktes selbst, der den Menschen als Selbstzweck gegenübertritt. Alle Beteiligten - ob Produzent oder Konsument - reproduzieren durch ihr "Marktverhalten" die vorgegebenen Selbstzweckregeln (Fetischismus). - selbstreproduktiv: Der Markt erzeugt sich selbst, in dem die Menschen seine Gesetze exekutieren. Der Regulator ist der Wert der zu tauschenden Waren - seien es materielle Güter, Dienstleistungen oder Arbeitskräfte. Die Konkurrenz der Marktteilnehmer zwingt diese, sich marktregulär zu verhalten. - totalitär: Der abstrakte, gleichgültige, subjektlose Mechanismus des Marktes drängt eigengesetzlich zur Eroberung jeglicher Bereiche und Sphären der Gesellschaften. Er macht keinen Halt vor bestehenden sozialen, kommunikativen, subsistenziellen Strukturen, die noch nicht von den Marktgesetzen erfaßt wurden. Er dringt sogar dort ein, wo es gar nicht um kaufen und verkaufen geht: Liebesbeziehungen, Freundschaften, Nachbarschaften. (Zitat Ende) - konkurrierend: Die Menschen wirken in allen Handlungen konkurrierend, d.h. alles, was sie für sich tun, beschneidet automatisch die Möglichkeiten anderer (wenn jemand einen Job bekommt, bekommt ihn jemand anders nicht; die Fläche Land einer Person ist für die andere nicht nutzbar usw.). Materielle Reproduktion über den Markt bedeutet, sich diesen Mechanismen zu unterwerfen. Sämtliche oder die wesentlichen Stoffe und Dienstleistungen zum Leben und Überleben werden marktförmig erworben, d.h. aus dem anonymen Angebot gekauft. Über Herkunft der Waren, Motivation und Lebensbedingungen der durch ihre Herstellung oder die Arbeit betroffenen Menschen ist nichts oder wenig bekannt - das ist auch nicht nötig für das Funktionieren der materiellen Reproduktion. Voraussetzung, die Reproduktion über den Markt zu erreichen, ist die Inwertsetzung der eigenen Denk- und Arbeitskraft - wiederum im Markt. Der Mensch verkauft sich oder seine Produkte/sein Wissen im Markt, um wiederum an Produkte und Wissen aus dem Markt heranzukommen. Diese Marktökonomie unterliegt den Gesetzen der dauernden Verwertungsspirale, die alle Vorgänge auf die Logiken von Profit, Ausbeutung, Kostenminimierung usw. ausrichtet. Jede Handlung im Markt unterstützt diese Logiken - selbst wenn das weder bewußt noch gewollt ist. Das Verhältnis der Menschen zueinander ist vollständig konkurrierend.
(3) Die Tauschökonomie schafft eigene kleine Märkte. Innerhalb dieser wird ein umfassendes oder (meistens!) sehr kleines Spektrum an Waren und Dienstleistungen angeboten oder nachgefragt. Wie in der Marktökonomie erfolgt der Austausch durch Angebot und Nachfrage, allerdings werden zwei antiemanzipatorische Wirkungen der Marktökonomie überwunden: - Die Tauschbeziehungen sind nicht mehr anonym, Produkte und Dienstleistungen kommen von konkreten Personen, der Tausch wird zwischen diesen direkt abgewickelt. - Der Wert entsteht nicht durch Angebot und Nachfrage sowie unterschiedliche Durchsetzungsmöglichkeiten (Herrschaft), sondern wird im abgegrenzten Markt z.B. eines Tauschringes festgelegt. In der Regel gilt die Zeit als Rechenbasis, d.h. 1 Stunde der einen Tätigkeit wird gegen 1 Stunde der anderen getauscht (direkt oder als Ringtausch). Materielle Waren werden nach anderen Kriterien bewertet. Neben diesen beiden Weiterentwicklungen, die einige Härten der Marktökonomie beseitigen, bleiben etliche Logiken des Marktes erhalten: - Das Prinzip von Angebot und Nachfrage fördert weiterhin die Menschen, die etwas anbieten, wofür es eine starke Nachfrage gibt. Sie können sich Wert-/Zeitgutschriften erarbeiten und entsprechend viel an Gegenleistungen empfangen. Wer etwas anbietet, was andere nicht wollen, kann am Reichtum von Fähigkeiten, Wissen und Waren im geschlossenen Markt einer Tauschökonomie (z.B. eines Tauschringes) nicht teilnehmen. - Alles wird weiterhin einem Bewertungsmaßstab unterworfen, d.h. das Verhalten der Menschen geschieht unter dem Aspekt der Wertbildung - und nicht unter dem Aspekt von gegenseitiger Hilfe oder kooperativer Handlung. - Alle Logiken von Eigentum usw. bleiben. Kooperative Strukturen und gemeinsames Eigentum werden nicht gefördert, obwohl sie die wichtigste Ebene der Gleichberechtigung und des Aufbaus eines gesellschaftlichen Reichtums darstellen. Wer reich war, bleibt reich. Wer daher nicht abhängig ist von der Tauschökonomie, ist freier und flexibler. Eine Gleichberechtigung tritt so nicht ein. Insofern gilt: Tauschen ist besser als Marktökonomie, aber dieser dennoch noch recht ähnlich. Tauschringe sind daher vor allem Gruppen sozialen Kontaktes, aber nur sehr begrenzt eine Form der Emanzipation von den Zwängen des kapitalistischen Marktes. Das "konkurrierende" Verhältnis der Menschen zueinander ist kaum aufgehoben, es wird durch die direkten Beziehungen allerdings aus der Anonymität hervorgeholt, was einen solidarischeren Umgang wahrscheinlicher macht.
(3.1) Re: 2. Stufe: Tauschökonomie, 23.11.2001, 21:13, Stefan Merten: Puh, solche Monster-Absätze ermutigen Kommentare aber nicht gerade...
"- Die Tauschbeziehungen sind nicht mehr anonym, Produkte und Dienstleistungen kommen von konkreten Personen, der Tausch wird zwischen diesen direkt abgewickelt." Was ist daran eigentlich per se antiemanzipatorisch? Ich finde es einen ausgesprochenen Emanzipationsgewinn, daß ich nicht zu Hinz und Kunz erst eine persönliche Beziehung aufbauen muß, nur weil ich mir ein Kaugummi genehmigen will.
"- Der Wert entsteht nicht durch Angebot und Nachfrage sowie unterschiedliche Durchsetzungsmöglichkeiten (Herrschaft), sondern wird im abgegrenzten Markt z.B. eines Tauschringes festgelegt" Na ja. Der Wert entsteht nirgendwo durch Angebot und Nachfrage - auch wenn die [BV]WLer das nicht glauben wollen. Und wie politisch festgelegte Preise sich in gesellschaftlichem Maßstab in einer Tauschökonomie auswirken, läßt sich an den hingeschiedenen sog. realsozialistischen Staaten studieren.
"(meistens!) sehr kleines Spektrum an Waren und Dienstleistungen angeboten oder nachgefragt." legt dann den Finger sogar selbst in die Wunde. Auf dem Maßstab, auf dem Tauschringe operieren ist nur eine Elendsverwaltung möglich. Die vielfältigen Formen der Bedürnisbefriedigung, die die Geldökonomie mit links ermöglicht, sind auf einem Mikroniveau nicht denkbar.
Kurz und knapp: Tauschringe sind die verelendete Form der Marktöknonomie. Das einzig Positive an ihnen ist das bißchen sozialen Kitt, denn sie zwischen die Geldmonaden kippen.
(3.1.1) Re: 2. Stufe: Tauschökonomie, 06.12.2001, 19:10, Jörg Bergstedt: Also ... ich bin ja selbst kein Fan der Tauschökonomie, aber widersprechen würde ich doch der Geschichte mit dem Kaugummi. Das ist kein sehr wohl emanzipatorisch, aus dem anonymen Markt in ein direktes Verhälntis aufzutauchen. Daß Du die Freiheit hast, einfach so zu "kaufen", hat den (von Dir offenbar völlig ignorierten) Effekt, daß irgendwelche Folgen auftreten, die Du weder kennst noch beeinflussen kannst. Das Herausheben ökonomischer Vorgänge in eine transparentere Situation halte ich in der Tat für einen emanzipatorischen Schritt (keinen besonders großen), denn er bietet wenigstens die Chance zur eigenen Steuerung. Von daher ist Tauschen als direkte Form des Warenverkehrs mehr der Selbstbestimmung unterworfen als der anonyme Markt, wo nur die "winner" profitieren, aber nicht bestimmen, was passiert. Insofern ist Deine Einschätzung doch eher nahe an Guido Westerwelle ... (Freiheit für die, die kaufen können ...).
(4) Schenkökonomie bedeutet, daß sich Menschen helfen, ohne eine Gegenleistung bzw. Verrechnung zu erwarten. Dadurch entfällt ein weiterer Aspekt der Marktökonomie: Die Bewertung. Sie ist schlicht nicht mehr nötig, da das Schenken von der verschenkenden Person und dem Bedürfnis der beschenkten ausgeht (wahlweise können auch Gruppen oder Einrichtungen schenken oder beschenkt werden). Die Schenkökonomie nähert sich dem Prinzip des "Kooperativen" um einiges mehr an, da hier nicht durch Regelungen, sondern aufgrund freier Vereinbarungen eine Verteilung materieller Güter, von Wissen und Möglichkeiten erfolgt. Die Schenkökonomie kann über die Ebene der direkten Schenkvereinbarung zwischen zwei Parteien auf eine allgemeine Ebene gehoben werden, z.B. durch die Einrichtung von Schenk- oder Umsonstläden, Suche/Biete-Internetseiten oder -Listen. Dort werden Wissen oder Waren angeboten bzw. gelagert und können ohne Gegenleistung "abgeholt" werden. Leicht verwirklichbar ist das überall und sofort in den Überflußbereichen der Gesellschaft, also bei Kleidern, Geschirr/Haushaltswaren, Technik, Spiele usw. Allerdings fußt diese immer auf die Großzügigkeit der Schenkenden, d.h. es besteht ein deutliches Machtgefälle zwischen denen, die über viele Ressourcen verfügen, und denen, die diese nicht haben. Will heißen: Das Eigentum bleibt und damit auch die Unterschiede zwischen den Menschen, die dadurch bedingt sind.
(4.1) Re: 3. Schenkökonomie, 23.11.2001, 21:21, Stefan Merten: Schenken - noch besser. Habe ich in der Marktöknomie mit ein bißchen Glück wenigstens die Möglichkeit mich mit strukturellem Zwangsmittel (vulgo: Geld) auszustatten um meinen Bedürfnissen zur Befriedigung zu verhelfen, kann ich ein ähnliches Pfund sogar bei einem Tauschring in Ansatz bringen, so bin ich beim Schenken dann ganz und gar auf den Gnadenakt der EigentümerIn angewiesen. Und das soll emanzipatorischer sein?
Das Problem mit dem Begriff "Schenken" ist, daß er sehr stark an persönliche Beziehungen gebunden ist. Das finde ich aber nicht notwendig emanzipatorisch wie jedeR bestätigen wird, die z.B. die Enge einer Dorfgemeinschaft mit ihrem engen Geflecht solcher persönlicher Beziehungen incl. der individuellen Abhängigkeit davon erlebt hat.
(4.1.1) Re: 3. Schenkökonomie, 06.12.2001, 19:15, Jörg Bergstedt: Auch diese Bewertung ist wieder durch die kapitalistische "Westerwelle"-Brille betrachtet. Eigentlich redest Du über Schenken im Kapitalismus. Meine Beschreibung meint aber eine Schenkökonomie. Es gibt sehr wohl etliche Projekte und Menschen, die das zu weiten Teilen machen - also nicht als Almosen im Kapitalismus. Ein beispiel ist unser "LadenSchluss", ein politischer Geschenk"markt", in dem wir nützliches Zeug sammeln von Computer über Megafone, Zelte usw. Politische Gruppen oder Personen schenken Bauteile oder ganze Sachen hierher und Gruppen/Einrichtungen, die es brauchen, können es sich holen. Einfach so.
(5) Die vierte Stufe schafft die Reichtumsunterschiede zwischen den Menschen ab, die an einem gemeinsamen Eigentum teilhaben. Somit kann im Idealfall von einer materiellen Gleichberechtigung ausgegangen werden. Wenn das auch für Wissen und Erfahrungen gilt, d.h. diese zwar auf die konkreten Menschen verteilt sind, aber niemanden vorenthalten werden, ist in der Gruppe eine stark kooperative Ebene entstanden. Was eine Person erarbeitet, produziert oder sich an Know-How aneignet, kann auch den anderen zugutekommen. Allerdings gilt das nur für den Idealfall. Tatsächlich bleibt auch gemeinsames Eigentum verschiedenen Einschränkungen unterworfen: - Auch gemeinsames Eigentum ist Eigentum und damit eine Rechtsform im Sinne der jeweiligen Gesetzeslage. Dieses schränkt seine freie Verfügbarkeit ein und schafft Möglichkeiten der Ausübung von Zwängen (Haftungsrecht, Verpflichtungen usw.). - Der gesetzliche Rahmen für die Existenz von Eigentum schafft ungefragt eine Zuordnung von Dingen und Ideen zu EigentümerInnen. Bei gemeinschaftlichen Eigentum ist das in der Regel eine Gruppe von Menschen, also eine GbR, ein Verein oder eine Firma. Diese wiederum ist nicht gleichberechtigt organisiert, d.h. das Eigentum unterliegt indirekt doch wieder unterschiedlichen Verfügungsgewalten. - Das gemeinsame Eigentum ist an eine mehr oder weniger konkrete Gruppe von Menschen gebunden. Der Austausch dieser Menschen, also die Möglichkeiten zum freien Ein- und Austritt aus der EigentümerInnengemeinschaft ist oft problematisch (siehe Ehe, Kommune usw.).
(6) Die fünfte und zur Zeit weitgehendste der denkbaren Form von kooperativer Ökonomie entzieht allen bisherigen materiellen und immateriellen Dingen, Wissen, Erfahrungen usw. ihren Wert und ihre Zuordnung zu bestimmten Personen und Personenkreisen. Damit wird erreicht: - Der gleichberechtigte Zugang zu Wissen oder Sachen ist nicht mehr auf einen bestimmten Personenkreis beschränkt, sondern allgemein. - Wissen und Sachen sind nicht mehr einem Eigentumsverhältnisse zugeordnet, sondern frei. Damit können auch die typischen äußeren Zwänge aufgelöst werden, die sonst an Eigentum bestehen. Wo Eigentum fehlt, entsteht aus dem Schaffen der Menschen (Produktion, Aneignung von Wissen und Know-How usw.) ein gesellschaftlicher Reichtum. Alles, was eine Person kann, kann von anderen angefragt werden. Alle Produkte von allen genutzt werden. Alles Wissen von anderen verwendet werden. Das konkrete Geschehen erfolgt auf ausschließlich "kooperativer" Basis, d.h. die Menschen organisieren ihr Zusammenleben in freien Vereinbarungen ohne irgendwelche bereits vorher definierten Unterschiede z.B. im Reichtum, im Wissen oder in der Verfügungsgewalt über gemeinsames Eigentum. Die Idee gesellschaftlichen Reichtums ist bereits teilweise auch unter der heutigen Dominanz der Marktökonomie durchsetzbar: - Alle immateriellen Werte (Wissen, Ideen, Technikentwicklungen, Baupläne, Software, Kunst, kreative Erfindungen usw.) sind frei kopier- und weiterentwickelbar. Das garantiert die General Public License (GPL). Sie schreibt die Eigentumslosigkeit und freie Nutzbarkeit fest. Zudem kann sie absichern, daß sich die Bereiche der Eigentumslosigkeit noch ausdehnen, wenn als Bedingung für die freie Nutzung und Veränderbarkeit die Eigentumslosigkeit auch jedes daraus entwickelten Produktes festgeschrieben ist - eine kluge politische Aktionsform. Das bekannteste Beispiel ist das Betriebssystem LinuX, aber auch einige Bücher und Entwürfe wie "Freie Menschen in freien Vereinbarungen" unterliegen der GPL (auch "Copyleft" genannt). - Materielle Werte können zwar im geltenden Rechtssystem nicht eigentumsfrei gestellt werden, allerdings kann die Wirkung der Eigentumslogik komplett beseitigt werden. Dafür muß der/die EigentümerIn (Person oder Institution) dauerhaft und gesichert auf die Ausübung des Eigentumsrechts verzichten - und zwar vor allem gegenüber der tatsächlichen oder potentiellen Öffentlichkeit von NutzerInnen. Beispiel einer solchen Regelung sind die geplanten Häuser und Plätze der Stiftung "FreiRäume", die ihr Eigentum an Immobilien über einen Vertrag mit den dort lebenden bzw. agierenden Menschen und Gruppen zugunsten einer im Vertrag geschaffenen offenen und gleichbereichtigten Zugriffs-, Nutzungs- und Entscheidungsform unwiderruflich selbst wirkungslos machen will. - Experimente mit Rechtsträgern, die z.B. nach ihrer Satzung ihr Eigentum allen Menschen gleichberechtigt zur Verfügung stellen (müssen), können weitere Ideen und Erfahrungen bringen. Gegenüber diesen Möglichkeiten schon heute ist die Idee des gesellschaftlichen Reichtums vor allem eine visionäre Form. Gesellschaftlicher Reichtum bietet die Chance einer sich stark und dynamisch entwickelnden freien Gesellschaft. Antrieb ist der Wille der Menschen zu einem besseren Leben, also ein Egoismus, der durch die veränderten sozialen Bedingungen nicht konkurrierend, also gegen andere Menschen ausgerichtet ist, sondern für besseres Leben überall. Der Vorteil kann nicht mehr für sich behalten werden - für alle Menschen ergibt sich daraus aber auch, daß ein besseres Leben vor allem dort möglich ist, wo ich meine Ideen verwirkliche und mich als Mensch ständig weiter entfalte mit immer mehr Möglichkeiten ... und wo alle anderes das auch tun auf ihre Weise.