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GNU-GPL in Architektur und Freiraumplanung (GAF) - Thesen
Maintainer: Jens Wilke, Version 1, 05.06.2001
Projekt-Typ:
Status: Archiv
(1) GNU-GPL in Architektur und Freiraumplanung, kurz GAF, ist der Versuch, das Modell freier Softwareentwicklung auf den Planungsprozeß in Architektur und Freiraumplanung zu übertragen. Uns interessiert in diesem Zusammenhang die Art und Weise der Entwicklung von freier Software (mehr dazu hier). Wir wollen ihre Methode für die selbstbestimmte Planung und Gestaltung des Lebensraumes nutzen.
Dabei geht es uns um:
(2) Die GPL ist nicht ohne weiteres auf den Planungsprozeß im Sinne der GAF zu übertragen. Im Gegensatz zu Software, die i.d.R. ein Massenprodukt ist, das ggf. mit geringfügigen Anpassungen auf einer Vielzahl von Rechnern installiert wird, ist eine Planung im Sinne der GAF i.d.R. ein Unikat. Das Problem, das sich daraus ergibt lautet: welches Interesse hat einE PlanerIn daran, ohne Gegenleistung eine Planung durchzuführen, die er oder sie selbst gar nicht braucht?
(3) Ein weiteres Problem besteht darin, daß die freie Verfügbarkeit dazu führen könnte, daß ein Entwurf unreflektiert an anderer Stelle unter ungeeigneten Bedingungen (Form und Größe des Grundstücks, Bestand, Nutzungsansprüche, Exposition, Bodenverhältnisse u.a.) realisiert würde und dadurch z.B. Bauschäden auftreten oder Pflanzen eingehen ('ausfallen'). Das fiele dann zunächst auf denjenigen zurück, der die Planung gemacht hat, möglicherweise mit weitreichenden Konsequenzen. (Ansehensverlust usw.)
Eine zweite Fläche zu finden, auf der ein GPL-Entwurf _sinnvoll_ realisiert werden könnte wäre zumindest im Bereich der Freiraumplanung ziemlich unwahrscheinlich.
(4) Eher Übertragbar erscheinen Detaillösungen, z.B. Holzverbindungen oder auch eine ganze Pergola. Viele Details stehen aber gar nicht unter einem Copyright, da sie dem Stand der Technik entsprechen und seit Jahren gängige Praxis sind. Hier könnte höchstens die Zeichnung an sich, weniger aber ihr Inhalt unter der GPL verbreitet werden, z.B. in Form einer Datenbank mit dxf-Dateien.
(5) Die Übertragbarkeit der GPL-Idee 1:1 auf den konventionellen Planungsprozeß (Planer <> Beplanter) scheint aus den o.g. Gründen nicht oder nur in kleinen Teilbereichen anwendbar. Das Problem besteht zusammengefasst darin, daß es äußerst schwierig erscheint, eineN PlanerIn zu finden, der/die ohne erkennbaren Wert für sich selbst eine Planung durchführt.
(6) Das läßt m.E. folgende Schlüsse zu:
(7) M.E. läßt ausschließlich eine starke Partizipation das GNU-GPL-Modell zu.
Planungen, die nicht auf kommerzieller Ebene, sondern im eigenen Interesse durchgeführt werden, unterliegen nicht dem Zwang zu Vermarktung und Geheimhaltung. Im Gegenteil trägt es zur Freude und Ansehensgewinn der UrheberInnen bei, wenn Ihre Planung an anderer Stelle nützlich ist und erneut realisiert wird.
BewohnerInnenbeteiligung ist seit den 80er Jahren ein wichtiges Instrument der Wohnumfeldverbesserung. Die Umsetzung eigener Vorstellungen erhöht Nutzbarkeit und Akzeptanz und damit die Lebensqualität im Wohnumfeld.
Ein Ausbau der Partizipation im Planungsprozeß ist durchaus auch im Sinne der GNU-Idee.
Der Planungsprozeß kann je nach Bedarf extern moderiert oder anderweitig unterstützt werden. Dies ist nur dort möglich, wo ausreichendes Interesse und entsprechende Kenntnisse vorhanden sind. Es kann dazu führen, daß bei unzureichender Mitarbeit durch die Betroffenen die Planungsleistungen wiederum extern (auf Grundlage der Partizipationsergebnisse) durchgeführt werden.
(8) Die Eiinleitung basiert auf dem Text Das Projekt: open theory © Stefan Meretz.